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Desperation

Desperation

Titel: Desperation
Autoren: Stephen King
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stellte die Stimme, die von oberhalb des Fensters ertönte, keine Frage. »Steigen Sie aus dem Auto aus, Mr.
Jackson.«
3
    Peter zog am Griff, worauf der Cop zurücktrat, damit er die
Autotür aufmachen konnte. Der Kopf des Cops wurde vom
Dach des Acura verdeckt. Mary drückte Peters Hand fester
denn je, und Peter drehte sich zu ihr um. Der Sonnenbrand
auf ihren Wangen und der Stirn war jetzt deutlicher zu sehen,
weil ihr Gesicht aschfahl geworden war. Ihre Augen waren
weit aufgerissen.
Steig nicht aus, formte sie mit den Lippen.
Ich muß, formte er zurück und schwang ein Bein auf den
Asphalt der US 50. Einen Augenblick klammerte sich Mary
mit ineinander verschränkten Fingern an ihn, dann befreite
sich Peter, stieg ganz aus und stand auf Füßen, die sich seltsam weit entfernt anfühlten. Der Cop sah auf ihn herab. Einsachtundneunzig, dachte Peter. Mindestens. Und plötzlich sah
er eine gräßliche Abfolge von Ereignissen vor sich, wie einen
Filmausschnitt, der im Zeitraffertempo abgespielt wird: Der
riesige Cop zog die Waffe, drückte ab und verteilte Peter
Jacksons gebildetes Gehirn als glibberigen Film auf dem
Dach des Acura, dann zerrte er Mary aus dem Auto, klatschte
sie mit dem Gesicht nach unten auf die Haube des geschlossenen Kofferraums, beugte sie vollends darüber und vergewaltigte sie hier draußen, auf dem Highway, im Schein der
sengenden Wüstensonne, ohne den Smokey-Bear-Hut abzunehmen, und schrie dabei: Wollen Sie ein gespendetes Organ,
Lady? Da haben Sie es! Da haben Sie es! während er wippte und
stieß.
»Was soll das bedeuten, Officer?« fragte Peter, dessen
Mund und Rachen plötzlich trocken waren. »Ich finde, ich
habe ein Recht, das zu wissen.«
»Bitte, kommen Sie zum Heck des Wagens, Mr. Jackson.«
Der Cop drehte sich um, ging zum Kofferraum des Acura
und achtete gar nicht darauf, ob Peter gehorchte. Peter gehorchte tatsächlich, er ging auf Beinen, die immer noch den
Eindruck erweckten, als würden sie ihre Sinneseindrücke
über ein Telekommunikationsnetz durchgeben.
Der Cop blieb beim Kofferraum stehen. Als Peter bei ihm
war, zeigte er mit dem großen Finger darauf. Peter sah hin
und stellte fest, daß das hintere Nummernschild von Deirdres
Auto fehlte - wo es gewesen war, prangte nur ein unwesentlich weniger staubiges Rechteck.
»Oh, Scheiße!« sagte er, und sein Ärger und Verdruß waren
echt, aber seine Erleichterung auch. Also hatte das alles doch
einen Grund. Gott sei Dank. Er drehte sich zur Vorderseite des
Autos um und stellte ohne große Überraschung fest, daß die
Fahrertür geschlossen war. Mary hatte sie zugemacht. Er war
so mit diesem… Ereignis … Vorfall… was auch immer … beschäftigt gewesen, daß er nicht mal den Schlag gehört hatte.
»Mare! He, Mare!«
Sie streckte ihr sonnenverbranntes, besorgtes Gesicht zum
Fenster heraus und sah ihn an.
»Unser verdammtes Nummernschild ist abgefallen!« rief er
fast lachend.
»Was?«
»Nein, ist es nicht«, sagte der Cop aus Desperation. Er ging
wieder in die Hocke - dieselbe ruhige, bedächtige, geschmeidige Bewegung - und streckte die Hand unter die Stoßstange.
Er machte sich kurz hinter dem Platz des Nummernschilds an
der Stoßstange zu schaffen, während der Blick seiner grauen
Augen zum Horizont schweifte. Ein seltsames Gefühl, als
hätte er das alles schon einmal erlebt, überkam Peter: Er und
seine Frau waren vom Marlboro-Mann angehalten worden.
»Ah!« sagte der Cop. Er stand wieder auf. Die Hand, mit der
er die Rückseite der Stoßstange untersucht hatte, war zur Faust
geballt. Er hielt sie Peter hin und öffnete sie. Auf der Hand lag
ein schmutziges Stück einer Schraube (das sehr klein auf der
riesigen blaßrosa Fläche wirkte). Es war nur an einer einzigen
Stelle glänzend, dort, wo sie durchgesägt worden war.
Peter betrachtete die Schraube, dann den Cop. »Ich verstehe
nicht.«
»Haben Sie in Fallon gehalten?«
»Nein -«
Ein Quietschen ertönte, als Mary die Beifahrertür aufmachte, ein Knall, als sie sie zuschlug, dann das Schlurfen von
Turnschuhen auf der sandigen Böschung, als sie zum Heck
des Autos kam.
»Klar doch«, sagte sie. Sie betrachtete das Bruchstück auf
der großen Hand (Deirdres Zulassung und Peters Führerschein hatte der Cop noch in der anderen Hand), dann das Gesicht des Cops. Sie schien keine Angst mehr zu haben - jedenfalls keine so große -, und dafür war Peter dankbar. Er schalt
sich bereits einen neunfachen paranoiden Idioten, aber man
mußte zugeben, daß diese spezielle unheimliche
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