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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem
Autoren: Harry Thürk
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kann, dass diese Menge ausschließlich in Thailand angebaut wird. Man vermutet, dass ein beträchtlicher Teil über die unübersichtlichen Grenzen im Nordwesten des Landes einsickert und nur von Thailand aus weitervertrieben wird."
    „Auch in dieser Hinsicht würde ich vorsichtig sein. Natürlich gibt es im Nordwesten diesen kleinen Handel über die kaum kontrollierten Grenzen. Aber nach allem, was ich weiß, kommt dabei die von Ihnen genannte Menge nicht im entferntesten zusammen. Bedenken Sie bitte, dass die Ausfuhr aus Thailand nicht gerade leicht ist. Die Zollbestimmungen sind in dieser Beziehung sehr streng."
    „Und Sie glauben nicht, dass sie umgangen werden?"
    Warren wiegte den Kopf. Während Wilkers zu sprechen begonnen hatte, war er an seinen Schreibtisch gegangen und hatte die Zigarre angebrannt, die er sich zurechtgelegt hatte. Nun blies er Rauchringe in die Luft und meinte nachdenklich: „Umgangen schon. Aber nicht in der von Ihnen angedeuteten Ausdehnung."
    Wilkers lächelte. „Es wird für Sie interessant sein, dass wir in der Kommission ähnliche Überlegungen angestellt haben. Wir kamen zu dem Schluss, dass selbst in diesem Land Zollbestimmungen nicht in einem solchen Ausmaß umgangen werden können. Da sind wir also einer Meinung mit Ihnen. Nur haben wir den Verdacht, dass es gewissen Personen hierzulande möglich sein muss, größere Mengen Rohopium außer Landes zu bringen, entweder auf Grund ihrer Stellung, ihres Einflusses oder mit Hilfe von
Bestechungsmanipulationen. Wir bekamen Hinweise, dass sich sehr hohe Militärs mit diesem Geschäft befassen sollen, ähnlich wie das in Südvietnam der Fall war und wohl noch ist."
    Warren wurde ernst, er riet: „Ich würde mich an Ihrer Stelle auf solche Vermutungen nicht verlassen. Verdächtigungen dieser Art gibt es oft. Aber soweit ich weiß, sind sie nicht nachzuweisen."
    Wilkers überlegte einen Augenblick, dann fragte er: „Wenn ich Sie richtig verstehe, Mister Warren, halten Sie es nicht für wahrscheinlich, dass Rohopium in der von der Kommission bezifferten Menge aus Thailand ausgeführt wird?"
    Warren nickte. „Das wollte ich sagen, ja."
    „Sie halten es auch nicht für möglich, dass diese Mengen hier erzeugt werden? Oder über die Grenzen einsickern?"
    Er ist hartnäckiger, als ich dachte, stellte Warren fest. Er lehnte sich zurück und setzte zu einer Erläuterung an, die er, zuvor für diesen Fall ins Auge gefasst hatte. „Sehen Sie Mister Wilkers, bei der Untersuchung dieser Sache muss man viele Faktoren berücksichtigen. Ich will Ihnen das ein wenig erklären, weil Sie sicher nicht gerade viel über dieses Land wissen. Da ist zunächst der Umstand, dass der gesamte Norden, besonders der Nordosten, im gewissen Sinne ein unsicheres Gebiet ist. Dort oben gibt es sinoburmesische Stämme, die seit einiger Zeit kommunistischen Einflüssen unterliegen. Es hat etliche Rebellionen gegeben. Die Regierung ist eingeschritten, aber sie hat keine Möglichkeit, dieses Gebiet völlig zu kontrollieren. Wenn ich sage, man hat es sozusagen durch einen ,cordon sanitaire' abgeriegelt, dann ist das sicher zu hoch gegriffen. Aber allein die Tatsache, dass man es dort oben mit staatsgefährdenden Einflüssen zu tun hat, bewirkt natürlich eine ständige Kontrolle alles dessen, was von da kommt oder dorthin geht. Können Sie sich vorstellen, wie schwer es ist, unter diesen Bedingungen Tonnen von Rohopium aus solch einem Gebiet herauszubringen?"
    Wilkers hatte ihm aufmerksam zugehört. Er bestätigte: „In der Tat sollte es sehr schwer sein."
    „Ist es auch", betonte Warren. „Zum anderen müssen Sie berücksichtigen, dass die Leute in den Bergen natürlich Opium anbauen. Aber nach meinem Wissen verbrauchen sie es im wesentlichen für sich selbst. Das hängt damit zusammen, dass ihre Ernährung schlecht ist und auch die medizinische Betreuung. In den Bergen gibt es kaum einen Bewohner, der nicht von jung auf Opium in irgendeiner Form zu sich nimmt, regelmäßig oder sporadisch. Vermutlich orientiert sich Ihre Kommission an diesem Sachverhalt. Das müssten Sie berücksichtigen."
    Wilkers erkundigte sich: „Sie meinen also, siebenhundert Tonnen jährlich können nicht aus dem Nordwesten Thailands kommen?"
    „Ich halte das auf jeden Fall für sehr unwahrscheinlich."
    „Und woher kommen sie dann?"
    Warren hatte auf diese Frage gewartet. Er antwortete bedächtig:
    „Mister Wilkers, wenn Ihnen an einem Tipp gelegen ist, dann würde ich Ihnen raten, einmal
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