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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten
Autoren: Santa Montefiore
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Sommer.«
    »Meine Pläne haben sich geändert. Es ist kompliziert.«
    »Nicht so kompliziert wie die Geschichte, die Marina uns gestern Abend erzählt hat. Oder besser gesagt, Floriana Farussi aus Italien.«
    Er setzte sich auf die gepolsterte Fensterbank und rieb seine Schläfe.
    »Hast du das gewusst?«, fragte Clementine.
    »Was hat sie euch erzählt?«
    »Alles.« Sie setzte sich neben ihn, winkelte die Beine an und schlang ihre Arme um die Knie. »Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, als ihr weg wart. Es tut mir leid, dass ich weggelaufen bin und dir keine Chance gab, mir etwas zu erklären. Das war feige von mir. Jetzt bin ich bereit, falls du es mir noch erzählen willst.« Sie sah ihn ernst an. »Warum läufst du weg, Rafa?«
    Marina sammelte Kräuter aus dem Trog vor dem Stallblock, als ein schwarz glänzender Alfa Romeo vorm Hotel vorfuhr. Der Motor ging aus, und es waren Schritte auf dem Kies zu hören, doch Marina war ganz auf ihr Tun konzentriert. Es folgte eine kurze Unterhaltung leiser Stimmen, dann wurden die Schritte lauter. Nun blickte Marina auf und sah, dass Grey mit Dante auf sie zukam. Ihr Herz machte einen Hüpfer vor Überraschung, und sie ließ ihre Gartenschere fallen.
    »Dante?«
    »Floriana. Ich konnte nicht warten und wollte es dir nicht am Telefon sagen«, erklärte er auf Englisch. »Außerdem wollte ich hier bei dir sein, wenn ich es dir erzähle.«
    »Mir was erzählst?« Doch sie ahnte es schon, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Unser Sohn.«
    Sie schlug eine Hand vor ihren Mund. »Weißt du, wo er ist?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »Er ist hier.«
    Ihr wurde schwindlig. »Hier?«
    »Ja.«
    »Aber das verstehe ich nicht.«
    »Sein Name ist Rafa Santoro.«
    Marina war sprachlos. Ihre Gefühle brachen einer Flutwelle gleich über sie herein, und sie stieß ein lautes Heulen aus. Beide Männer eilten auf sie zu, um sie aufzufangen, als ihre Knie nachzugeben drohten. Aber dann sah Dante, dass sie den Arm nach Grey ausstreckte, und stoppte. Er hielt sich im Hintergrund, während ihr Mann sie nach drinnen brachte und auf das Sofa im Wohnzimmer setzte.
    »Mir geht es gut«, sagte sie, sobald sie saß. »Bitte, geh und hol ihn her zu mir.«
    Grey lief hinaus. Ihm schwirrte ebenfalls der Kopf vor Staunen.
    Marina klopfte auf das Sofa neben sich. »Wie hast du es herausgefunden, Dante?« Er nahm neben ihr Platz. Lächelnd ergriff sie seine Hand, wobei ihr Tränen übers Gesicht strömten.
    »Als du mir sagtest, dass Pater Ascanio dich nach England geschickt hat, weil er um dein Leben fürchtete, fiel mir plötzlich ein, dass mein Vater nicht dahinterstecken konnte. Mein Vater hätte nämlich nie einen Priester mit in die Sache hineingezogen, und seine Art, mit solchen Problemen wie unserem fertig zu werden, war weitaus brutaler. Hätte er versprochen, sich um dich zu kümmern, hätte es nichts zu befürchten gegeben. Du wärst nicht weggeschickt worden und unser Sohn niemals adoptiert. Also habe ich überlegt, wenn es nicht mein Vater war, wer dann? Pater Ascanio hatte auf keinen Fall die Mittel, dich in England anzusiedeln und dir einen Pass und eine neue Identität zu besorgen. Ich kenne nur einen Mann, der das bewerkstelligen konnte, und der ist Zazzetta.«
    »Zazzetta?«
    »Ich bin mit dem Hubschrauber zurück nach Mailand und habe ihn zur Rede gestellt. All die Jahre hielt er es geheim, schickte immer wieder Geld an eine alte Flamme von sich, die versprach, hier für dich zu sorgen.«
    »Katherine Bridges war eine alte Flamme von Zazzetta?«
    »Sie hatte als Gouvernante in Mailand gearbeitet, als Zazzetta bei meinem Vater anfing. Du verdankst ihm dein Leben, Floriana. Auf den Erpresserbrief deines Vaters hin befahl mein Vater Zazzetta, das Problem aus der Welt zu schaffen. Es sollte wie ein Unfall aussehen.« Marina wurde blass. »Aber Zazzetta ist ein religiöser Mensch, und er brachte es nicht übers Herz, ein junges Mädchen und ihr ungeborenes Kind zu ermorden. Deshalb arrangierte er alles sehr diskret mit Pater Ascanio, dem er vertraute, und schickte seinen eigenen Bruder, um dich abzuholen. Wie du siehst, Floriana, konnten sie nicht die Wahrheit sagen, weil sie keinem trauen durften, denn nun stand auch ihr Leben auf dem Spiel. Hätte mein Vater herausbekommen, dass sein engster Mitarbeiter ihn betrogen hatte, hätte er euch alle umgebracht. Er hätte dich aufgespürt und Zazzetta begraben, ohne auch bloß mit der Wimper zu zucken.« Er senkte den Blick. »Ich kann dir gar nicht
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