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Der zweite Tag

Der zweite Tag

Titel: Der zweite Tag
Autoren: Eden Bell
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eine neue Sekte, die glaubt, dass Blut das neue In-Getränk ist.“
      „Nein, die sind richtig echt.“
      Elias drehte sich zu mir um. „Schräg!“
      Lexxer tauchte in unserem Blickfeld auf. Ich war erleichtert. Elias setzte sein schönstes Lächeln auf.
      „Ich wollte gerade Hilfe holen“, erklärte der stattliche Zentaur.
      Ich schaute nach oben, um einen möglichen Ausgang aus diesem höhlenartigen Raum zu fi nden. „Sie sind uns auf den Fersen. Wir müssen wieder nach oben!“
      Lexxer bewegte seine muskulösen Schultern und ließ sie dann mutlos wieder nach unten sacken. „Hier gibt es keinen Ausweg. Wir müssen in die andere Richtung.“
      „Aber ich bin doch auch von hier gekommen“, entgegnete ich.
      „Ja, aber um da hinaufzukommen, müsst ihr gut klettern können.“ Der Zentaur wollte wirklich helfen, das spürte ich.
      „Wir haben wohl keine andere Wahl.“ Elias brachte es auf den Punkt. „Wir versuchen es.“
      Ich wusste, dass ich unseren Gehilfen damit in Gefahr bringen würde, denn die rasende Wut der Vampire würde keine Gnade kennen. Aber ich musste einfach fragen. „Kannst du uns bitte helfen?“
      Er nickte und beugte sich nach vor. Mein bester Freund kletterte auf seinen Rücken, dann auf seine Schultern.
      „Denk an den Turnunterricht, Elias! Wir sind da, um an unsere Grenzen zu gehen!“, schrie ich.
      Elias ächzte und versuchte bei den Wurzeln Halt zu finden, um sich nach oben in den Tunnel zu ziehen. Es gelang ihm, doch dann verließen ihn die Kräfte wieder. „Gut, Jakob, das sind jetzt meine Grenzen.“
      „Weiter, Elias! Nicht aufgeben!“ Ich sah Adrian und seine Gefährten bereits näher kommen.
      Mein treuer Kamerad biss die Zähne zusammen und bezwang das Hindernis der Schwerkraft. Er war knallrot im Gesicht, winkte aber schon bald triumphierend nach unten. Nun war es an mir.
      Auch ich brauchte zwei Versuche. „Danke, Lexxer! Verschwinde jetzt!“, keuchte ich. Doch ich sah aus der Vogelperspektive wie sich die blutig/schwarzen Höllenhunde auf das tollkühne F abelwesen stürzten. Ich vergaß zu atmen.
      Elias starrte mit offenem Mund nach unten. „Nein, bitte nicht.“
      Ich fühlte die Schuld wie einen großen Eisenklotz auf mir lasten. Wir hörten Schreie, Schma tzen, Knurren und Bellen.
      „Das…hätte…nicht passieren dürfen“, stammelte ich.
      Wir durften nicht trauern, nicht hier. Wir mussten weiter. Wir benutzten die Auswüchse der Baumwurzeln, um nach oben zu klettern. Wasser tropfte auf unsere Köpfe. Wir näherten uns der Oberfläche.
      Morgendämmerung. Ich war noch nie zuvor so froh darüber gewesen, dass die Sonne aufging. Das hieß zwar, dass ich mich irgendwo verstecken musste, aber auch, dass Elias bald in Sicherheit sein würde.
      Aus einem Instinkt heraus schlug ich den Weg zur Höhle der Nachtelfen ein, nachdem wir klitschnass aus dem Fluss geklettert waren. Elias folgte mir. Es gab so vieles, das ich ihm erklären musste und auch wollte. Ich wusste nur nicht, wo ich beginnen sollte. „Unsere Wege werden sich bald trennen. Ich muss mich tagsüber im Dunkeln aufhalten.“ Ich machte eine kurze Pause. „Ich…“
      „Du bist ein Vampir.“ Elias klang traurig und müde.
      Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn verwundert an.
      „Hey, ich bin nicht dumm. Ich weiß zwar nicht, was genau passiert ist, aber ich sehe, dass du verändert bist“, sagte mein bester Freund.
      „Egal was auch passiert, du musst wissen, ich wollte dich da nie mit rein ziehen.“
      „Du geißelst dich noch immer gern selbst. Wenn du glaubst, dass ich jetzt von deiner Seite we iche, dann hast du dich geschnitten. Wo willst du dich verstecken?“
      Ich atmete tief durch. „Ich kann nur hoffen, dass die Nachtelfen uns helfen.“
      Ohne zu reden liefen wir zügigen Schrittes zum Eingang der Höhle. Das Tageslicht, das von Minute zu Minute heller wurde, war eine Mischung aus blutigem Orange und nebligem Grau. Ich hörte jeden Tautropfen, der auf den weichen Erdboden fiel. Die Geräusche der Tiere dröhnten fast wie Lärm in meinen Ohren.
      Die Höllenhunde heulten, sie waren uns dicht auf den Fersen. Der ganze Wald schien zu brodeln, die Bäume waren nicht länger unbeteiligte Zuschauer, sie waren Wächter mächtiger Geheimnisse. Ich wusste nicht, was uns erwartete, wenn wir wieder auf die drei Nachtelfen trafen. Ich hätte Elias gerne in Sicherheit gewusst, aber vielleicht war es mir möglich, ihn zu
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