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Der zweite Gral

Der zweite Gral

Titel: Der zweite Gral
Autoren: Boris von Smercek
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alles seinen Anfang. Und hier«, er blickte zu Anthony Nangalas Grab hinunter, »nur zehn Meter neben ihm, liegt der, mit dem alles endete.«
    »Heißt das, Ihr Orden existiert nicht mehr?«, fragte Tom Tanaka, der neben Emmet stand.
    »Ja. Außer Lara und mir sind alle tot. Abgesehen davon haben wir keinen Cent mehr. Das Hauptkonto des Ordens wurde aufgelöst. Niemand weiß, wo das Geld geblieben ist. Von dem, was wir sonst noch an Vermögen haben, werde ich meine Schulden bei Hassan Gamoudi begleichen müssen. Arabische Waffenschieber reagieren ziemlich gereizt, wenn man sie prellen will.« Nach kurzer Pause fügte er hinzu: »Übrigens ... danke, dass Sie für die Überführung des Leichnams gesorgt haben.«
    »Keine Ursache.«
    Einen Moment lang standen sie schweigend da.
    »Ich bin froh, dass Sie Assads Palast gestürmt haben«, sagte Tanaka schließlich. »Was dort geschah, war ein grausames Verbrechen.«
    Emmet nickte. »Auf der Suche nach dem ewigen Leben haben Menschen ihr Gewissen verkauft und getötet. Aber das war schon vor tausend Jahren so. Wussten Sie, dass der erste Kreuzzug nur angezettelt wurde, um dieses Ziel zu erreichen?«
    »Steht es in den Geschichtsbüchern nicht anders?«
    »In Geschichtsbüchern steht nur, was überliefert werden sollte.« Emmet lächelte. »Ich möchte Ihnen etwas geben, Tom. Als Andenken daran, dass Sie uns im entscheidenden Moment geholfen haben. Ohne Sie wären Lara und ich nicht mehr am Leben. Der ganze Fluchtplan wäre ohne Sie gescheitert. Sie wären ein würdiges Mitglied unseres Ordens geworden.« Er reichte Tanaka ein dünnes, in Leder gebundenes Heft, das er bis dahin in der Hand gehalten hatte – das Manuskript, das er aus dem brennenden Leighley Castle gerettet hatte. »Das, mein Freund, ist die wahre Geschichte. Und es ist der Ursprung unseres Ordens. Unsere Seele.«
    Der Japaner betrachtete das Heft in seiner Hand. Auf dem brüchigen Ledereinband waren ein Schwert und eine Rose aufgemalt. »Danke«, sagte er, sichtlich gerührt. »Ich werde es in Ehren halten.«
    Sie blieben noch eine ganze Weile schweigend stehen, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Das Lied der Grillen und Zirpen lag in der warmen Abendluft.
    Eine plötzliche Bö strich über den Friedhof. Auf den Gräbern bildete sich eine Wolke aus Sand und Staub, die wie ein wallendes Gewand zum Himmel stieg. Beinahe hatte es den Anschein, als würde der Wind die Seelen der Verstorbenen mit sich nehmen, damit sie in einer anderen, jenseitigen Welt bis in alle Zeit weiterleben konnten.

Schlussbemerkungen
    D ie Handlung dieses Romans ist frei erfunden. Dennoch basieren die von mir beschriebenen Forschungsergebnisse auf tatsächlichen wissenschaftlichen Untersuchungen. Für alle Interessierten sei hier eine Auswahl weiterführender Literatur aufgeführt: Arzt, Volker/Ditfurth, Hoimar von: Reportagen aus der Naturwissenschaft (dtv Sachbuch, 8. Auflage, 1993); Benecke, Mark: Der Traum vom ewigen Leben (Reclam, 2002); Buttlar, Johannes von: Der Menschheits-Traum (Econ Taschenbuch, 1996); Buttlar, Johannes von: Abenteuer Wissenschaft (Heyne Sachbuch, 1991).
    Auch der historische Hintergrund beruht größtenteils auf Fakten, nachzulesen in:
    Baigent, Michael/Leigh, Richard/Lincoln, Henry: Der Heilige Gral und seine Erben (Bastei Lübbe Taschenbuch, 6. Auflage, 1993); Bauer, Martin: Die Tempelritter (Heyne, 4. Auflage, 1999); Sippel, Hartwig: Die Templer (Amalthea 1996); Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge (H. C. Beck, 1995); Zöllner, Walter: Die Geschichte der Kreuzzüge (Panorama, 6. Auflage, 1981)
    Ob Gottfried von Bouillon tatsächlich der Enkel des Gralsritters Parzival war, sei dahingestellt. Es gibt zumindest Quellen, die darauf hindeuten. Auch dass er sich als Angehöriger des Merowingergeschlechts dem israelischen Stamm der Benjaminiten angehörig fühlte und darauf seinen Anspruch auf den Thron von Jerusalem begründete, scheint durch gewisse Quellen historisch belegt. Seine (und Peter von Amiens) Zugehörigkeit zur Prieuré de Sion und deren Ziel, den Heiligen Gral in Jerusalem zu suchen, entspringt jedoch meiner Fantasie. Historiker mögen mir verzeihen.

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