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Der zweite Gral

Der zweite Gral

Titel: Der zweite Gral
Autoren: Boris von Smercek
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mitverfolgt.
    »Versuchen Sie’s noch mal!«, rief sie.
    Tanaka drückte erneut den Knopf der Fernbedienung. »Da tut sich nichts! Was jetzt?«
    Lara musste nicht lange überlegen. Für den Fall, dass sie auf der Flucht in die Berge Verfolger abschütteln mussten, hatte Emmet bei Gamoudi ein zusätzliches kleines Verteidigungsarsenal bestellt, das sich in einer Holzkiste auf der Laderampe des Lasters befand. Lara trat so fest auf die Bremse, dass die Räder blockierten. Der Wagen rutschte über den Asphalt und kam zum Stehen.
    »Setzen Sie sich hinters Steuer, und lassen Sie den Motor laufen!«, rief sie Tanaka zu. »Sie können doch einen Lkw fahren, oder?«
    Tanaka nickte. Lara stieg aus, rannte zum Heck, entriegeltedie Klappe und öffnete die Plane. Rasch sprang sie auf die Ladefläche und riss den Deckel von der Waffenkiste. Mit einer Panzerfaust auf der Schulter eilte sie wieder um den Wagen herum, einige Meter aufs offene Gelände hinaus. Sie nahm die Mauer ins Visier, zielte ungefähr in die Mitte und drückte ab. Fauchend raste eine Rauchspur durch die Nacht. Dann, im Moment des Aufpralls, ließ ein gewaltiger Feuerblitz die Mauer bersten.
    Gegen die plötzliche Helligkeit hielt Anthony Nangala schützend eine Hand vor die Augen. Als die Feuerwolke verschwunden war und er wieder sehen konnte, klaffte eine große Lücke in der Steinwand.
    »Jetzt aber los!«, rief er und erhob sich. »Beeilung! Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Die Sudanesen verstanden seine Worte nicht, doch als Reyhan Abdallah aufsprang und losrannte, folgten sie ihr sofort. Nangala bildete das Schlusslicht, wobei er immer wieder seine Uzi auf die Gruppe der Verfolger richtete und kurze Salven abfeuerte.
    Auf halbem Weg wurde ein Greis von der Kugel einer Palastwache getroffen. Nur ein Streifschuss am Bein, der jedoch zur Folge hatte, dass der alte Mann aus eigener Kraft nicht mehr weiter konnte. Anthony Nangala packte ihn unter den Armen, zog ihn hoch und stützte ihn, während sie weiter auf die Schneise in der Mauer zueilten. Hinter ihnen krachten weitere Schüsse durch die Finsternis. Plötzlich war auch vor ihnen heftiges Feuer zu hören. Nangala blieb erschrocken stehen. Inmitten der Steintrümmer erkannte er Lara Mosehni. Ein Gewehr im Anschlag, hielt sie ihnen den Rücken frei.
    Reyhan, Ali und ein paar der Sudanesen waren bereits bei ihr. Sie bahnten sich ihren Weg durchs Geröllfeld und gelangten ins Freie. Lara feuerte noch immer. Sie war das moderne Abbild eines mittelalterlichen Rosenschwert-Kämpfers. Mutig,stolz, entschlossen. Eine wahre und würdige Vertreterin des Ordens.
    Der verletzte Greis kam nur mit Mühe über die Trümmer, da er sein Bein kaum zu bewegen vermochte. Anthony Nangala musste seine letzten Kräfte aufbieten, um den Alten zu stützen.
    Nur noch ein paar Meter, dachte er. Gleich haben wir’s geschafft!
    Er spürte einen Stoß im Rücken und wurde nach vorn gerissen. Es gelang ihm gerade noch, das Gleichgewicht zu wahren und auf den Beinen zu bleiben. Doch als er an sich hinuntersah und den großen dunklen Fleck auf seinem T-Shirt erkannte, wusste er, dass eine Kugel seinen Körper durchschlagen hatte. Das Atmen fiel ihm schwer, doch er verspürte keinen Schmerz. Beinahe war Anthony Nangala dankbar. Eine Kugel war allemal besser, als langsam und qualvoll vom Krebs zerfressen zu werden.
    »Hilf mir!«, stieß er keuchend hervor. »Nimm mir den Mann ab!«
    Lara kam die wenigen Schritte zu ihm gerannt und legte sich den Arm des Alten um die Schultern. Nangala ging in die Knie.
    »Was ist mit dir?«, rief Lara. Er hörte ihre Stimme nur noch gedämpft, wie durch einen Filter.
    »Ich komme nicht mit.«
    »Steh auf! Draußen wartet ein Lkw auf uns!«
    »Selbst wenn ich es schaffe ... für mich gibt es keine Rettung.«
    »Ich lasse dich nicht hier zurück!«
    Weitere Schüsse der Verfolger dröhnten durch die Nacht. Für Nangala klang es wie eine Folge dumpfer Paukenschläge.
    »Ich bin gleich wieder da!«, rief Lara. Mit dem Greis an der Seite eilte sie davon.
    Nangala traf eine Entscheidung. Niemand konnte ihm mehrhelfen. Aber vielleicht konnte er den anderen helfen, indem er ihnen die Verfolger vom Hals hielt. Er griff nach seiner Uzi, rappelte sich auf und feuerte.
    Lara drehte sich um – und wollte ihren Augen nicht trauen. Anthony Nangala wankte auf die Wachen im Garten zu und feuerte dabei aus allen Rohren. Die Verfolger gingen zu Boden, aber auch er bekam mehrere Treffer ab. In einer Wolke aus
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