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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha
Autoren: A. A. Fair
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trug einen zerknitterten Pyjama und sah verschlafen aus.
    »Haben Sie den schon mal gesehen?« fragte Giddings und schob mich nach vorn, so daß das Licht auf mich fiel.
    Der Mann betrachtete mich mürrisch. »Nee«, behauptete er. »Haben Sie mich deswegen aus dem Bett geholt? Den kenn’ ich nich’. Und jetzt geh’ ich wieder schlafen. Kommen Sie morgen früh, wenn Sie was von mir wollen.«
    »Ist er das?« wandte sich Sellers an mich.
    »Ja«, erklärte ich mit Bestimmtheit, »das ist er.«
    »Wenn ich Ihnen aber sage, daß ich diesem Hanswurscht nie im Leben begegnet bin!« protestierte der Mann auf der Schwelle.
    »Machen Sie keinen Ärger, Ferguson«, sagte Sellers friedlich. »Wir kommen jetzt ‘rein... Ist noch jemand hier?«
    »Nee ...«
    In diesem Augenblick entstand hinter dem Haus ein fürchterlicher Lärm. Gleich darauf kam einer der Beamten, die dort Posten bezogen hatten, und schob einen Mann vor sich her, der nicht viel kleiner war als Ferguson. Er war nur mit Unterhemd, Jacke und Hose bekleidet.
    Die Schuhe trug er in der Hand, und auf das Hemd hatte er in der Eile verzichtet.
    »Er wollte hinten ‘raus«, berichtete der Beamte. »Wenn Sie ihn fragen, hat er sicher nur mal auf die Toilette gewollt und die Tür verwechselt... Seh’n Sie mal, was der in der Tasche hatte.« Und er wies eine kleine Figur aus grüner Jade vor. Sie stellte einen Buddha dar, auf dessen Stirn ein Rubin flammte.
    Der Riese im Schlafanzug stieß einen Fluch aus und versuchte, Sellers beiseite zu schieben und wegzulaufen. Sellers schlug ihm mit der Handkante ins Genick. Der Schlag wirkte leicht, fast spielerisch.
    Ferguson fiel um wie ein Baum, so daß das Haus erzitterte, und rührte sich vorläufig nicht mehr.
    »Los«, sagte Sellers zu seinen Leuten, »macht, daß ihr ‘reinkommt. Den Laden wollen wir mal auseinandernehmen. «
     

23
     
    Ich wartete nicht das Ende dieses »Auseinandernehmens« ab. Von  Sellers’ und Giddings’ Glückwünschen begleitet, trat ich auf die Straße hinaus. Es war vier Uhr durch. Im Osten begann es zu dämmern, und die kühle Luft strich angenehm um mein zerschundenes Haupt. Jetzt merkte ich erst, wie fertig ich war. Der Gedanke, nach Hause zu gehen und die Wohnung oder auch nur das Bett in Ordnung zu bringen, machte mich schaudern. Und die Gewißheit, daß Bertha spätestens in vier Stunden anrufen würde, bestärkte mich in meinem Entschluß, nicht nach Hause zu gehen.
    Ach ja — Phyllis Crockett wartete doch noch...
    Ganz gleich, mochte sie warten. Ich winkte eine Taxe heran und ließ mich zu einer Sauna fahren, die einen 24-Stunden-Betrieb hat.
    Es war herrlich... Es ist einfach unbeschreiblich, dieses Gefühl, wenn der heiße Dampf die zerschlagenen Glieder entspannt, wenn die verkrampften Muskeln sich lösen...
    »Das ist einer von der Polizei«, sagte der Badewärter, »er muß Sie sprechen, sagt er.«
    »Sellers?« fragte ich.
    »Ja, so heißt er.«
    »Schicken Sie ihn ‘rein.«
    »Der kann nicht«, meinte der Mann, »der ist doch angezogen! Der schwitzt ja eimerweise, wenn er hier ‘reinkommt.«
    Ich grinste. »Sagen Sie ihm, ich kann nicht rauskommen zu ihm ich will mir schließlich keine Lungenentzündung holen.«
    Gleich darauf kam Frank Sellers herein. Er war rot im Gesicht, aber f es schien nicht nur an der Hitze zu liegen.
    »Sie glauben wohl, mit mir können Sie alles machen, was?« begrüßte er mich. Er zog sein Jackett aus, riß den Schlips ab und warf beides auf eine Bank.
    »Gar nichts will ich mit Ihnen machen«, widersprach ich. »Ich habe nur keine Lust, mich ihretwegen zu erkälten... Was wollen Sie denn jetzt wieder wissen?«
    »Passen Sie mal auf, Kleiner«, begann er, »ich habe den häßlichen Verdacht, daß Sie uns da ein gewaltiges Ding übergebraten haben - mindestens eines. Ich weiß nicht, wie Sie’s fertiggebracht haben, ich will’s auch gar nicht wissen, denn im Endergebnis stimmt ja alles... Wir haben Geständnisse von Ferguson und Lennox. Den Safe haben wir auch auf gemacht, und es steht fest, daß dieser Jasper einer der größten Hehler im ganzen Land ist. Er hat sehr geschickt gearbeitet. Er hat nur gesiebte Kundschaft gehabt und nur Dinge angekauft, für die er schon Abnehmer hatte. Auf die Art konnte er unmittelbar vor unserer Nase arbeiten.
    Dem haben wir jetzt also das Handwerk gelegt, und dafür haben Sie einen dicken Stein bei mir im Brett. Aber was den Mord anbelangt... Donald, ich meine, da wissen Sie einstweilen mehr als wir. Ich
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