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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.
Autoren: Hans Pfeiffer
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Geld.
    Mrs. Hare tritt zu ihrem Mann. Der starrt sie glasigen Blicks an. Wenn er betrunken ist, wirkt er mit seinen aufgeworfenen Lippen und den hohlen Wangen noch abstoßender. Mrs. Hare greift sich die Flasche, nimmt einen kräftigen Schluck und flüstert: »Ich bringe uns einen Gast.«
    Hare wendet sich um, blickt zur Tür. Dort steht noch immer Jamie, anscheinend enttäuscht, daß er seine Mutter hier nicht vorfindet.
    »Jamie?« murmelt Hare. Dann begreift er plötzlich. »Gut«, sagt er und strafft sich, »gut. Ein guter Gedanke.«
    Er winkt Jamie zu sich heran. Jamie tritt zögernd näher. »Meine Momie. Nicht da.«
    »Nicht da, nicht da! Natürlich ist sie da. Ist bloß mal weggegangen!« tröstet ihn Mrs. Hare. »Sie sucht eben nach dir. Wird gleich wieder zurück sein. Bis dahin bist du unser Gast, Jamie.« Sie wendet sich an ihren Mann: »Willst du unsern Gast verdursten lassen?«
    Hare gießt Whisky in einen Holzbecher und schiebt ihn Jamie zu. Jamie schnüffelt am Becher, verzieht das Gesicht. »Schnaps macht dumm. Sagt Momie.«
    »Dümmer geht's nimmer«, murmelt Mrs. Hare. Laut sagt sie: »Whisky macht nicht dumm, Jamie. Whisky macht lustig, und wenn du lustig bist, freut sich deine Mom. Also trink schon, Jamie.«
    Jamie überwindet sich und trinkt. Er schüttelt sich: »Brennt!«
    »Wenn's brennt, mußt du's löschen«, rät ihm Hare väterlich, »mit noch 'nem Schluck.«
    »Paß auf ihn auf«, sagt Mrs. Hare leise zu ihrem Mann, »ich hole jetzt Burke.«
    Sie geht hinaus, über den Hausflur zur Kellertreppe. Im Keller hatte sich der Schuhmacher William Burke eine Schusterwerkstatt eingerichtet. Burke ist Ire wie Hare, mit seinen fünfunddreißig Jahren auch gleichen Alters. Aber Burke gibt sich längst nicht mehr mit einer so niedrigen Arbeit wie Schuhflickerei ab. Zusammen mit Hare hat er kürzlich ein Geschäft gegründet, das den beiden Jungunternehmern hohe Gewinne bringt. Der untersetzte muskulöse Burke lebt mit Helen zusammen, einer häßlichen mageren Megäre. Da er sich geweigert hatte, sie zu heiraten, hatte ihn die katholische Kirche ausgestoßen. Die Exkommunizierung hatte Burke zwar nicht umgestimmt, aber sehr bedrückt. Er ist fromm und betet regelmäßig.
    Hare und Mrs. Hare verbindet mit Burke und Helen zweierlei: das Geschäft und der Whisky. Man kann auch sagen: der Alkohol ist das Opium, das sie in der Stunde des Geschäfts die Gefahren des Geschäfts vergessen läßt.
    Ihr verschwiegenes Unternehmen ist in einem Hinterzimmer von Hares Gasthaus und Nachtlogis Tanners Close etabliert. Man würde das Geschäft vergebens im Handelsregister der Stadt suchen.
    Mrs. Hare hat Burkes Kellerwohnung erreicht. Sie tritt ein, ohne anzuklopfen. Burke und Helen liegen noch im Bett und gehen gerade ihrem ungesegneten nichtehelichen Vergnügen nach. Mrs. Hare packt Burke an der Schulter: »He, Burke, erst das Geschäft und dann der Spaß. Wir haben Kundschaft.«
    »Scher dich zum Teufel!« giftet Helen.
    »Hält's Maul, du Schlampe«, erwidert Mrs. Hare gelassen.
    Burkekriecht aus demBett.»OhneGeschäft keinVergnügen, Helen«,tröstet er sie. »Schließlich liegst du mir schon seit Tagen wegen der Seidenstrümpfe in den Ohren.«
    Er kleidet sich rasch an, verläßt mit Mrs. Hare die Kellerwohnung und geht hinauf in die Gaststube. Hare sitzt noch immer am Tresen, Jamie, der einzige Gast, neben ihm. Burke gesellt sich dazu. Hare schenkt auch ihm einen Becher voll ein. Jamie, nicht an Alkohol gewohnt, hat sich schon nicht mehr unter Kontrolle, er kichert und schwätzt sinnlos vor sich hin. Hare drängt ihm wieder einen Becher auf. Jamies Hand zittert, als er den Becher ergreift, er schwankt schon bedenklich auf dem Hocker hin und her.
    Hare nickt seiner Frau zu. Sie weiß, daß sie jetzt das Haus verlassen muß. Sie gönnt sich noch einen großen Schluck aus der Flasche, nimmt den Einkaufskorb und geht hinaus. Hare füllt Jamie erneut nach. Jamie greift nach dem Becher, er entfällt seiner Hand. Jamie schüttelt verwundert den Kopf, beugt sich hinunter, um den Becher aufzuheben, und stürzt vom Hocker. Vergebens sucht er sich aufzurichten, er sinkt wieder um. Jamie beginnt fassungslos zu schluchzen.
    »Nur ruhig Blut, Jamie«, sagt Hare, »wir bringen dich jetzt ins Bett, da kannst du dich ausschlafen. Und wenn deine Mom kommt, bist du wieder flott auf den Strümpfen. In Ordnung, Jamie?«
    »In Ordnung«, murmelt Jamie.
    Burke greift Jamie unter die Arme, Hare packt seine Beine. Sie tragen ihn in
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