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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.
Autoren: Hans Pfeiffer
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gewagt hatte: Ist das Geheimnis dieses Mordes in der Anatomie zu suchen? Die Wissenschaftler mußten doch erkannt haben, daß ihnen Ermordete geliefert worden waren!
    So ergibt sich in diesen Tagen nach der Verhaftung der beiden Mörderpaare ein verwirrendes Bild. Die Polizei hält Burke und Hare für schuldig des Mordes, doch sie hat keine Beweise. Beweise könnte ihr nur Knox liefern, aber die Polizei vermeidet es, den bekannten Wissenschaftler in die Affäre hineinzuziehen. Die Presse nennt die Anatomen mitschuldig. Die Anatomen schweigen. Und die Täter schweigen auch.
    Aber Hare spürt, daß Schweigen und Leugnen ihm auf die Dauer nicht helfen werden. Die Polizei vernimmt Dutzende von Zeugen, und wenn es vielleicht auch die falschen sind, die sie befragt, irgendwelche Beweise werden sich eines Tages finden. Hare sieht nur eine Möglichkeit, dem Galgen zu entgehen: als Kronzeuge gegen Burke auszusagen. Als Kronzeuge wird er nicht unter Anklage gestellt, als Kronzeuge erhält er Straffreiheit zugesichert, er und seine Frau. Es gibt etwas, das ist größer als Freundschaft, sagt sich Hare, das ist das Geschäft. So erklärt er sich bereit, als Kronzeuge auszusagen.
    Der Bezirks-Sheriff nimmt Hares Angebot dankbar an. Endlich kommt Bewegung in den Fall. Nach dem detaillierten Geständnis Hares, vierzehn Menschen ermordet zu haben, klagt die Krone Burke und Helen des gemeinschaftlichen Mordes an Mary Campbell, Mary Peterson und Jamie an. Die Gerichtsverhandlung soll am 24. Dezember 1828 beginnen.
    Obwohl nur diese drei Morde verhandelt werden, ahnt die Öffentlichkeit, daß die Serienmörder weit mehr Menschen getötet und an die Anatomie verkauft haben. Für die Bevölkerung Edinburghs wird der Prozeß zu einer wahren Sensation. Das Gericht befürchtet Ausschreitungen gegen die Angeklagten und auch gegen den Kronzeugen Hare. Deshalb umstellen am Weihnachtsmorgen Hunderte von Polizisten das Gerichtsgebäude. Soldaten zu Fuß und zu Pferde sind in Alarmbereitschaft. Tausende von Zuschauern versammeln sich und hoffen Einlaß in den Gerichtssaal zu finden – vergeblich. Der Gerichtssaal ist längst überfüllt. Vor allem die Angehörigen der oberen Klassen haben Eintrittskarten erhalten.
    Die Verhandlung dauert bis zum Abend. Dutzende von Zeugen werden vernommen. Professor Knox ist nicht dabei. Das Gericht hat nur eine Frage zu beantworten: Wer hat Mary Campbell getötet? Die Morde an Mary Peterson und an Jamie sind bereits aus der Anklage herausgenommen worden. Vor allem der Mord an der schönen Mary hätte eine Zeugenaussage von Professor Knox erfordert, und die war im Interesse der bürgerlichen Klasse unerwünscht. Die umfassendste Aussage gegen Burke und Helen macht der Kronzeuge Hare.
    Am 25. Dezember verkündet das Gericht das Urteil. Eine Zeitung berichtet darüber: »Die Szene war schrecklich und eindrucksvoll zugleich. Ruhig und selbstsicher erhob sich der Angeklagte. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht, während der Lordrichter sein Urteil verkündete. Die Frau hingegen war äußerst aufgeregt und weinte während der Ansprache.«
    Das Gericht erklärt Burke des Mordes an Mary Campbell für schuldig. Dagegen sei Helens Mittäterschaft nicht erwiesen.
    Burke flüstert Helen zu: »Du bist aus dem Schneider, Helen.«
    Er selber nimmt das Todesurteil kühl entgegen. Die Zuschauer applaudieren. Die Menschenmenge draußen bricht in Jubel aus.
    Das Todesurteil entbehrt nicht einer makabren Ironie: Nachdem Burke gehenkt worden ist, soll seine Leiche der Anatomie übergeben und öffentlich seziert werden.
    Aber die Bevölkerung gibt sich mit diesem Ausgang des Prozesses nicht zufrieden. Die Mitschuld der Ärzte steht außer Zweifel, doch sie wurde in der Gerichtsverhandlung ausgeklammert.
    Am 28. Dezember versammelt sich eine Menschenmenge vor dem Haus des Professors Knox und droht, es zu stürmen. Ein massives Polizeiaufgebot vertreibt die Belagerer, die dabei noch die Fensterscheiben des Hauses einwerfen.
    Auch Burkes Geliebte Helen hat die Wut des Volkes zu fürchten. Wo sie erscheint und erkannt wird, muß sie fliehen, um nicht gelyncht zu werden. Ebenso ergeht es Mrs. Hare. Nachdem sie das Gefängnis verlassen hat, ist sie ihres Lebens nicht mehr sicher. Da die Polizei nicht in der Lage ist, die beiden Frauen vor einem Lynchmord zu schützen, verhilft sie ihnen zur Flucht aus Edinburgh.
    Währenddem sitzt Hare noch im Gefängnis. Obwohl ihm das Gericht als Kronzeugen Straffreiheit zugesichert hatte, behält es
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