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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer
Autoren: Dave Duncan
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Handbewegung auf die zweite große Eichentür – »die gegenwärtig bewacht werden.«
    Die Tür ging in einen weiteren Korridor hinaus, doch er sah keinen Grund, auf diesen Umstand hinzuweisen.
    »Von Priestern bewacht«, sagte der jüngere Mann. »Dann traut Ihr also den Schwertkämpfern nicht? Natürlich habe ich meinen Patienten beobachtet. Verhalten sich Schwertkämpfer wirklich so, wie Ihr befürchtet?«
    Der Priester nickte traurig. »In diesem Fall, mein lieber Neffe, könnte es schon so sein.«
    Es gab eine Tempelwache, um die Ordnung aufrechtzuerhalten, die Pilger zu schützen, Verbrechen zu ahnden … doch wer überwachte die Bewacher?
    »Mir sind da so Geschichten zu Ohren gekommen«, murmelte Dinartura, »vor allem über Pilger, die auf der Wanderschaft überfallen worden sind. Wollt Ihr andeuten, daß das die Schwertkämpfer getan haben könnten?«
    »Na ja«, antwortete Honakura vorsichtig. »Nicht direkt. Die räuberischen Banden, die die Wanderer belästigen, bestehen nicht aus Schwertkämpfern – doch sie werden nicht so verfolgt, wie es der Fall sein müßte, also ist Bestechung im Spiel.«
    »Doch sicher sind die meisten von ihnen untadelige Männer?« hielt sein Neffe dagegen. »Gibt es denn niemanden, dem Ihr vertraut?«
    Der alte Mann seufzte. »Also gut, lauft hinunter in den Hof«, schlug er vor, »und wählt einen beliebigen Schwertkämpfer aus – einen der Dritten oder, sagen wir mal, der Vierten Stufe. Fragt ihn, ob er ein untadeliger Mann ist. Wenn er sagt …«
    Der Heilkundige wurde blaß und machte das Zeichen der Göttin. »Das möchte ich lieber nicht tun, mein Lord!«
    Sein Onkel schmunzelte. »Seid Ihr sicher?«
    »Ganz sicher. Ich danke Euch, mein Lord!«
    Schade! Honakura hatte die Vorstellung ganz amüsant gefunden. »In gewisser Weise habt Ihr recht, lieber Neffe. Die meisten von ihnen, davon bin ich überzeugt, sind untadelig, doch jeder ist auf einen bestimmten Mentor eingeschworen, der wiederum auf seinen Mentor eingeschworen ist oder letztendlich auf den Obersten Anführer persönlich. Nur er allein hat einen Eid auf den Tempel geleistet. Wenn er nun keine Überwachung des Pilgerpfads anordnet, wer sollte ihn dazu bringen, es zu tun? Die anderen sind alle nur Befehlsempfänger – und sagen nichts. Tatsächlich müssen sie ihre Zungen noch viel sorgsamer hüten als wir anderen alle. Für sie ist die Gefahr größer.«
    Dann bemerkte er den Blick, mit dem er bedacht wurde, und er wußte genau, von welchem Gedanken er begleitet war. Der alte Knabe ist für sein Alter noch schwer in Ordnung … Ihm erschien das störend und anmaßend. Er war in fast allen Bereichen noch erheblich besser, als es dieser Grünschnabel je sein würde.
    »Was wollt Ihr also dagegen tun, mein Lord Onkel?«
    Eine typisch törichte Frage, dachte Honakura. »Beten natürlich! Heute hat Sie unsere Gebete erhört, indem Sie uns einen Siebentstufler sandte. Sie hat eigens einen Dämonen verpflichtet, um ihn zu uns zu treiben.«
    »Verläuft das Exorzieren immer so gewalttätig?« fragte Dinartura und zuckte unter dem Blick, der ihn daraufhin traf, heftig zusammen.
    »Exorzismus ist eine seltene Gepflogenheit, doch im Sutra wird warnend darauf hingewiesen, daß es zu extremen Reaktionen kommen kann.« Honakura verfiel in Schweigen, und es entstand eine lange Pause.
    Die Bank knarrte, als sich Dinartura zurücklehnte und seinen Onkel mit unverhohlener Neugier ansah. »Was ist mit diesem Siebentstufler?« fragte er. »Warum wird er durch die Zuweisung dieses schäbigen Quartiers beleidigt, warum bekommt er nur eine einzige Sklavin anstatt eines Heers von Dienern?«
    Honakura fand seine gute Laune wieder und kicherte. »Es war der am unwahrscheinlichsten zu vermutende Ort, der mir eingefallen ist, um ihn zu verbergen – eine schlichte Pilgerhütte. Sie liegt direkt an einer geschäftigen Straße, und er besitzt keine Kleidung, so daß er sich bestimmt nicht aus dem Staub machen wird, wenn er aufwacht. Aber sagt mir«, fügte er voller Interesse hinzu, »diese Sklavin? Kikarani versprach, eine hübsche auszusuchen. Wie sieht sie aus?«
    Sein Neffe runzelte nachdenklich die Stirn. »Wie eine ganz normale Sklavin«, sagte er. »Sie ist groß … und üppig. Ja, ziemlich hübsch, würde ich sagen.« Er dachte weiter nach und ergänzte: »Mit einer gewissen animalischen Sinnlichkeit, wenn ein Mann auf so etwas steht.«
    Das war typisch! Wenigstens hatte Honakura immer noch Augen für hübsche Mädchen. Er
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