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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer
Autoren: Dave Duncan
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habe ich mich hierher bemüht, um meinerseits ihm meine Aufwartung zu machen und ihm rasche Genesung zu wünschen.«
    »Ihr seid überaus liebenswürdig, mein Lord.« Honakura strahlte. »Ich werde selbstverständlich dafür Sorge tragen, daß Eure guten Wünsche sofort an ihn weitergeleitet werden.«
    Das Gesicht des Schwertkämpfers verfinsterte sich. »Ich habe ihm ein Schwert und andere Ausrüstung mitgebracht.«
    Das war eine unerwartet glückliche Fügung. Honakura fragte sich, wie zuverlässig das Schwert wohl sein mochte. »Eure Liebenswürdigkeit überschreitet alles Maß! Wenn Ihr so gut sein wollt, Euren Sklaven zu veranlassen, die Dinge hier abzulegen, dann werde ich dafür Sorge tragen, daß sie in seinen Besitz gelangen und er von Eurem Wohlwollen erfährt.«
    Ein tiefes Brummen entrang sich der fleischigen Brust. »Ich bitte darum, ihm meine Aufwartung persönlich machen zu dürfen. Und zwar jetzt!«
    Der alte Mann schüttelte traurig den Kopf. »Er schläft gerade, und im übrigen befindet er sich in der Obhut eines überaus einfühlsamen Heilkundigen.«
    Hardduju wandte sich um und musterte Dinartura wie einen Dreckklumpen, den man ihm von der Stiefelsohle gekratzt hatte. »Ein Drittstufler, der sich um einen Siebentstufler kümmert? Ich werde einen geschickteren und fähigeren Mann herbeischaffen.«
    »Der kenntnisreiche Heilkundige ist ein Neffe von mir«, bemerkte Honakura gutgelaunt.
    »Aha!« Hardduju fletschte die Zähne vor Genugtuung. »Endlich habe ich also den richtigen gefunden! Nun gut, ich werde den wackeren Lord nicht ungebührlich stören. Doch ich werde meine Aufwartung machen.« Er streckte die Hand aus, um die Tür zu öffnen, doch Honakura breitete die Arme aus, um ihn daran zu hindern. Er fürchtete nicht ernsthaft, daß es zu offenen Gewalttaten kommen könnte, denn Priester waren unantastbar, doch er wußte, daß er sich zukünftigen üblen Belästigungen aussetzen mochte. Der hoffnungsvolle Shonsu würde in einem oder zwei Tagen dieser Möglichkeit entgegenwirken können.
    Einen Augenblick lang spielten die beiden mit offenen Karten. Der Oberste Anführer hob den Schwertarm.
    »Nur zu, mein Lord«, ermunterte ihn Honakura. Selbst der Gorilla der Vierten Stufe erstarrte bei dieser Bewegung.
    Doch der Oberste Anführer war nicht so unbesonnen, ernsthaft die Waffe gegen einen Priester der Siebten Stufe zu ziehen. Statt dessen hob er ihn an wie ein Kind und setzte ihn ein Stückchen weiter wieder ab. Dann stieß er die Tür mit Schwung auf und marschierte hinaus.
    Der jüngere Schwertkämpfer grinste den Priester triumphierend an und folgte seinem Herrn. Er wäre fast umgerannt worden, als Hardduju in den Raum zurückgestürmt kam.
    Honakura blinzelte seinem Neffen zu. Dann wandte er sich wieder höflich an den Obersten Anführer. »Ihr werdet Geduld aufbringen müssen, mein Lord, wie ich sagte.« Er hielt inne und fügte dann vielsagend hinzu: »Doch der unvergleichliche Lord hat mir versichert, daß er Euch in allernächster Zukunft aufzusuchen gedenkt.«
    Die Augen des Schwertkämpfers funkelten zornig … hatte er begriffen? Dann fuhr er den Sklaven an, das Bündel abzulegen, und führte Gorramini hinaus. Der Sklave schloß leise die Tür. Honakura sah seinen Neffen an, kicherte und rieb sich die Hände.
    Dann schleppte er sich müde in seine eigenen Gemächer und dachte, daß er sich ein warmes Bad und eine ausgiebige Ruhepause verdient hätte. Als er dort ankam, hatte er sich zögernd zu dem Schluß durchgerungen, daß sein normalerweise begriffsstutziger Neffe dieses eine Mal eine scharfsinnige Beobachtung gemacht hatte. Kein Lord der Siebten Stufe wäre entzückt, wenn er in einer jämmerlichen Pilgerhütte aufwachte. Ein wichtiger Verbündeter durfte nicht vor den Kopf gestoßen werden. Er erteilte weitere Anweisungen.
    Kurz darauf waren nicht weniger als sechs Sänften auf dem Tempelgelände unterwegs, alle mit zugezogenen Vorhängen. Eine nach der anderen passierten sie die Pforte in Richtung Stadt, wo sie weiter kreisten. Sie ließen Passagiere aussteigen und nahmen andere auf …
    Nachdem er zweimal die Sänfte gewechselt hatte und der zufriedenen Überzeugung war, daß er jeden möglichen Verfolger damit ausreichend verwirrt hatte, befahl Honakura seinen Trägern, die Richtung aus der Stadt hinaus einzuschlagen. Es kam dafür nur eine Straße in Frage, und diese führte auf halber Höhe am Steilhang des Tales entlang. Einige Jahrhunderte zuvor hatten einige
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