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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer
Autoren: Donald A. Wollheim
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in die Höhe gestreckt. In den nächsten Jahren vollzogen sich die sichtbar gewordenen Veränderungen immer rascher, bis das Ungeheuer sich am Ende des Jahrhunderts zu einer verzerrten Kauerhaltung erhoben hatte. Die Arme hatte es ausgebreitet, als sei es in einer Kreiselbewegung erstarrt. Auch das Röhren klang ein wenig anders, und hinter ihm roch die Erde immer kräftiger und unangenehmer.
    Man kam zu der Ansicht, daß das Mann-Monstrum sich nun irgendwie manifestieren werde, und daraus entwickelte sich sogar ein ziemlich fanatischer Kult, als es zu einigen kleineren Naturkatastrophen kam. Einige religiöse Führer reisten zur Stadt, um die Erscheinungen persönlich zu beobachten.
    Aber es vergingen dann doch wieder einige Dekaden, und das Mann-Monstrum tat nichts anderes, als daß es sich langsam am Ort drehte, so daß es den Anschein hatte, es rutsche oder stolpere, während es sich selbst nach rückwärts stemmte.
    Zu Beginn des fünften Jahrhunderts nach dem neuen Kalender schickte die Zentralbehörde im Norden drei Beobachtergruppen durch das Gebiet, und diese Leute blieben, um das Monstrum zu sehen. Man stellte ein Daueraufzeichnungsgerät auf und richtete einen Jungen aus der Stadt zu dessen Bedienung ab; er gab die Arbeit auf, als sein Mädchen ihn verließ, doch man fand einen anderen. Fast jeder glaubte, das Monstrum sei ein Mann oder doch wenigstens sein Geist, und der Maschinenjunge und ein paar andere nannten ihn Mann John. In den nächsten Dekaden wurden die Straßen ausgebaut. Jede Art von Handel und Verkehr nahm zu, und man sprach schon davon, den Schlangenfluß zu kanalisieren.
     
    An einem Maimorgen gegen Ende des fünften Jahrhunderts kam ein junges Paar in einem hübschen grünen Muliwagen die Straße herangefahren, die von den Sandreas-Rift-Bergen nach Süden führte. Das Mädchen war goldhäutig und schwatzte mit ihrem jungen Ehemann in einer Sprache, die keiner von denen glich, die der Mann John je im Laufe seines Lebens gehört hatte. Was sie zu ihm sagte, unterschied sich dagegen in nichts von dem, was man zu allen Zeiten und in allen Sprachen hören konnte.
    »Oh, Serli, ich bin so froh, daß wir die Reise jetzt machen! Im nächsten Sommer habe ich dann genug mit dem Kind zu tun.«
    Serli gab darauf die Antwort, die von jungen Männern erwartet werden konnte, und so erreichen sie schließlich das Gasthaus der Stadt. Hier ließen sie Wagen und Taschen stehen und machten sich auf die Suche nach ihrem Onkel, der sie bereits erwartete. Am nächsten Morgen sollte der Mann John wieder erscheinen, und ihr Onkel Laban war vom MacKenzie-History-Museum gekommen, um ihn zu beobachten und bestimmte Dinge zu arrangieren.
    Das junge Paar fand ihn in der Schule beim Lehrer für Handwerk, der nun auch das Aufzeichnungsgerät bediente und betreute. Später nahm Onkel Laban alle mit in die Stadt zum Büro des Bürgermeisters, wo sie mit verschiedenen religiösen Persönlichkeiten zusammentrafen.
    Als sie dann am späten Abend in das Gasthaus zurückkehrten, quoll es von Ferienreisenden über.
    »Wahhhh!« machte Onkel Laban. »Ich habe mich ganz heiser geredet, Schwestertochter. Welch ein Schwergewicht heiligen Unsinns ist doch diese Morsha! Serli, mein Junge, ich weiß, daß du Fragen hast. Nimm das hier und lies es. Morgen erkläre ich dir alles.«
    Serli und seine junge Frau nahmen die Schrift mit ins Bett, aber erst am nächsten Morgen beim Frühstück fanden sie Zeit, sie zu lesen.
    »Alles, was wir über John Delgano wissen«, las Serli mit vollem Mund vor, »stammt aus zwei Dokumenten, die sein Bruder Carl Delgano in den Archiven der MacKenzie-Gruppe in den ersten Jahren nach der Katastrophe hinterlegt hat. Mira, mein Täubchen, streich mir doch bitte eine wenig Honig auf diesen Kuchen. Und nun folgt der wörtliche Bericht von Carl Delgano:
    ›Ich bin nicht Ingenieur oder Astronaut wie John, sondern unterhielt in Salt Lake City eine elektronische Werkstätte. John wurde nur als Raumfahrer ausgebildet, kam aber nie in den Raum, denn die große Pleite hat allem einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deshalb tat er sich dann mit einer Firmengruppe zusammen, die einen Teil von Bonneville gepachtet hatte. Sie brauchten einen Mann für eine gewisse Sorte harter Vakuumtests, und mehr weiß ich darüber nicht. John und seine Frau zogen nach Bonneville, aber wir trafen einander ein paarmal jährlich, denn unsere Frauen waren wie Schwestern. John hatte zwei Kinder, Clara und Paul.
    Die Tests sollten
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