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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer
Autoren: Donald A. Wollheim
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weiter. Sehr gut! Und jetzt ist es höchste Zeit, deinen Onkel zu treffen, aber erst gehen wir ein wenig nach oben.«
    »Nein, Serli, ich warte hier unten auf dich«, sagte Mira schamhaft.
     
    Als sie in den Stadtpark kamen, beaufsichtigte Onkel Laban gerade die Aufstellung einer Duritplatte vor dem eingezäunten Erscheinungsplatz des Mannes John. Die Platte war mit einem Vorhang verhängt, da die offizielle Enthüllung erst später erfolgen sollte. Leute aus der Stadt, Touristen und Kinder drängten sich auf den Spazierwegen, und im Musikpavillon sang ein Chor der Gottesreiter.
    Der Vormittag wurde warm und immer wärmer. Eisverkäufer verkauften Eisnachbildungen des Monstrums, Strohfiguren, Blumen und Konfetti, das zur Einweihung auf den Stein geworfen werden sollte. In dunklen Anzügen standen Leute religiöser Gruppen herum. Eine gehörte der Büßerkirche an, die jenseits des Parkes ihren Sitz hatte. Ihr Pastor richtete düstere Blicke auf die Menge, besonders dorthin, wo Miras Onkel stand.
    Drei offiziell aussehende Fremde, die auch im Gasthaus gewesen waren, kamen heran und stellten sich Onkel Laban als Beobachter von Alberta Central vor. Sie gingen in das Zelt hinein, das man über der eingezäunten Stelle errichtet hatte, und nahmen einige Geräte mit, die von den Stadtbewohnern mißtrauisch beäugt wurden.
    Der Handwerkslehrer hatte eine Gruppe älterer Schüler organisiert, die den Vorhang des Steines bewachen mußte. Mira, Serli und Laban gingen nun auch in das Zelt hinein. Dort war es ungeheuer heiß. Innen war ein Ring von etwa sieben oder acht Metern Durchmesser ausgespart, und um diesen Ring herum hatte man Bänke aufgestellt. In dem eingezäunten Fleck war die Erde nackt und zertrampelt. Am Geländer des Zaunes lehnten Blumensträuße und blühende Zweige. Der einzige Gegenstand innerhalb der Einzäunung war ein grober, großer Sandstein, auf dem halbverwitterte Schriftzeichen zu erkennen waren.
    Gerade als sie ins Zelt kamen, rannte ein kleines Mädchen quer durch die Mitte, und alle Leute schrien. Die Behördenvertreter aus Alberta waren an einer Stelle der Umzäunung damit beschäftigt, eine Lichtdruckbox aufzustellen.
    »Oh, nein«, murmelte Miras Onkel, als einer dieser Männer sich über das Zaungeländer schwang, um drinnen ein Stativ aufzustellen. Er justierte ein darauf montiertes Gerät, aus dem sofort ein ganzer Pferdeschwanz feinster Fäden herausblühte und über die Mitte des kahlen Fleckes wehte.
    »Oh, nein«, wiederholte Laban. »Warum können sie das nicht unterlassen?«
    »Wollen sie damit nicht Staub aus seinem Anzug aufnehmen?« fragte Serli.
    »Ja. Verrückt, nicht wahr? Übrigens, hattest du Zeit, die Schrift zu lesen?«
    »Natürlich«, antwortete Serli.
    »So ungefähr wenigstens«, fügte Mira hinzu.
    »Nun, dann weißt du's ja. Er fällt. Er versucht, seine ... sagen wir mal: Geschwindigkeit unter Kontrolle zu bekommen. Langsamer zu werden. Er muß dann ausgerutscht oder gestolpert sein. Wir sehen ihn fast da, wo er dann das Gleichgewicht verliert und zu fallen beginnt. Was war die Ursache? Hat ihm jemand ein Bein gestellt?« Laban schaute von Mira zu Serli und war todernst. »Wie würde es euch gefallen, jener zu sein, der John Delgano stolpern ließ?«
    »Oooh«, meinte Mira mitleidig. Dann sagte sie ganz leise und erstaunt »oh«.
    »Du meinst also«, fragte Serli, »derjenige, der seinen Sturz verursachte, hat das alles ...«
    »Möglich«, stellte Laban nüchtern fest.
    »Moment mal.« Serli runzelte die Stirn. »Er fiel also. Und wenn er fiel, dann muß jemand daran die Schuld haben. Ich meine, daß man ihm einen Fuß stellte oder so. Würde er nun nicht fallen, dann würde sich doch die ganze Vergangenheit ändern. Kein Krieg und so, kein ...«
    »Möglich«, wiederholte Laban. »Gott weiß es, aber alles, was ich weiß, ist das, daß John Delgano und der Raum um ihn herum die unstabilste, mit ungeheurer Energie geladene Ära ist, die je auf der Erde bekannt wurde. Verdammt will ich sein, wenn ich glaube, daß jemand mit Stöcken danach stoßen sollte.«
    »Ah, komm doch, Laban.« Einer der Offiziellen aus Alberta trat lächelnd zu ihnen. »Unser Staubbesen könnte nicht mal eine Mücke zum Stolpern bringen. Es sind doch nur superleichte und immens dünne Fasern.«
    »Staub aus der Zukunft«, knurrte Laban. »Was soll er euch verraten? Daß auch die Zukunft staubig ist?«
    »Wenn wir nur eine Ahnung von dem Ding hätten, das er in der Hand hält.«
    »In der Hand?«
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