Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauberer von Stonehenge

Der Zauberer von Stonehenge

Titel: Der Zauberer von Stonehenge
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
das ist viel, viel wert.«
    Dann zeigte er mir seinen Fund.
    Es war eine Spiegelscherbe. Sie besaß die Form eines Dreiecks, das oben spitz zulief. Dabei wirkte sie an den Rändern völlig glatt, wie aus einem Teil hervorgeschnitten. Ich entdeckte weder Splitter noch andere Unebenheiten, als ich sachte mit dem Finger über den Rand hinwegstrich.
    »Na, was sagst du?« fragte er mich.
    Ich nickte Phil zu. »Es ist ein außergewöhnlich schönes Teil. Wirklich wunderbar.«
    »Ja, das finde ich auch. Ich… ich habe mich schon in sie verliebt. Was meinst du? Wo könnte sie hinpassen? In das Gesicht oder in den Körper des Zauberers?«
    »Körper?«
    »Tu doch nicht so, John. Der Körper des Zauberers. Wir warten doch auf ihn.«
    »Ja, entschuldige, ich vergaß. Darf ich sie mir noch einmal genauer ansehen?«
    »Bitte. Ich habe Vertrauen zu dir wie zu einem Freund, John.«
    Ich mußte lächeln. Phil Grover war herrlich. Überhaupt war die gesamte Situation irgendwie verrückt. Da standen zwei erwachsene Menschen vor einer wilden Müllkippe, schauten sich eine Spiegelscherbe an und taten so, als wäre sie ungewöhnlich kostbar.
    Mich wunderte schon, daß die Scherbe keinen Riß und keine Beschädigung aufwies, obwohl sie so lange in diesem Müllhaufen gesteckt hatte. Sie kam mir vor wie ein Gegenstand, der überlebt hatte. Noch etwas fiel mir auf. Es störte mich auf irgendeine Art und Weise. Obwohl die Spiegelscheibe nicht ganz blank war, hätte ich mich eigentlich in ihr sehen müssen.
    Das war nicht der Fall. Ich schaute gegen das Scherbendreieck, sah mich aber nicht darin.
    Phil Grover war aufgeregt. »Was hast du?« fragte er mit gehetzt klingender Stimme. »Ist etwas nicht in Ordnung? Du siehst sei komisch aus.«
    Ich lachte leise. »Das kann schon sein. Ich möchte dich aber etwas fragen.«
    »Bitte.«
    »Ist dir nichts aufgefallen, wenn du dir die Scherbe einmal ansiehst?«
    »Nein, wieso? Doch, sie ist wunderschön. Ja, sie ist einfach phantastisch, John.«
    »Das meine ich nicht. Ich spreche nicht von ihrer Form, Phil. Aber schau direkt auf sie.«
    »Und dann?«
    »Siehst du dich?«
    Er drückte den Kopf nach unten, und ich hielt die Scherbe so, daß sie mit der Breitseite vor ihm lag. »Na?« fragte ich leise. »Was fällt dir auf?«
    »Noch immer nichts.«
    »Aber Phil, ich bitte dich. Wenn du in einen Spiegel schaust, dann mußt du dich selbst sehen können — oder nicht?«
    »Schon.«
    »Siehst du dich hier? Spiegelt sich dein Gesicht darin wider?«
    »Nein.«
    »Das genau ist es, was mich stutzig macht. Obwohl die Scherbe nicht so blank ist, hätten wir uns trotzdem darin sehen müssen. Es stört mich etwas. Zudem ist sie ziemlich schwer. Jedenfalls schwerer als andere Stücke in dieser Größe.«
    Phil Grover sah die Sache anders. »Ich finde sie einfach toll«, erklärte er.
    »Man müßte sie eben reinigen«, murmelte ich.
    »Ha!« Ich hörte seinen erschreckten Ruf und sah, daß er zurücksprang.
    »Auf keinen Fall darfst du so etwas tun. Du darfst nicht einmal daran denken, John.«
    Ich lachte. »Weshalb nicht?«
    »Weil… weil…« Er holte tief Luft. »Weil sonst ihre Kraft verlorengeht.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. In ihr steckt die Kraft des Zauberers. Die Scherbe ist etwas Besonderes. Damit mußt du fertig werden. Sie ist ein Teil des großartigen Zauberers.«
    »Wie heißt er?«
    Phil schüttelte den Kopf. »Du weißt nichts, habe ich das Gefühl.« Sein von der Kälte rot gewordenes Gesicht bekam einen mißtrauischen Ausdruck. »Du weiß wohl überhaupt nichts.«
    »Wenig.«
    »Gib sie her!« sprach er mich hart an. »Gib sie mir sofort zurück.«
    Er wollte nach dem Stück schnappen, ich aber zog meine Hand zurück, so daß er ins Leere griff. »Du hast es mir versprochen, du…«
    »Keine Panik, Junge«, sagte ich. »Reiß dich mal zusammen. Du kannst sie ja zurückbekommen, allerdings unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Du gibst mir deine Adresse.«
    Er staunte mich an, als hätte ich ihm einen unsittliehen Antrag gemacht.
    »Das kann doch nicht wahr sein.«
    »Doch, ich will wissen, wo du wohnst.« Er lächelte verlegen. »Das… das ist nicht schwer. Ich habe keinen festen Wohnsitz.«
    »Bist du ein Streuner?«
    Er nickte, hob die Arme und senkte sie wieder, wobei er mit den Händen auf sich selbst deutete. »Schau mich doch an, John. Sieh mich an. Was fällt dir an mir auf?«
    »Na ja, zu den Elegantesten gehörst du nicht!«
    »Und solche wie ich wohnen in Heimen, in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher