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Der Zauberer von Stonehenge

Der Zauberer von Stonehenge

Titel: Der Zauberer von Stonehenge
Autoren: Jason Dark
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Lenkrad, dann erwischte ich sein Handgelenk und drehte es.
    »Nein, nicht!« schrie der Mann. Die Mütze war ihm vom Kopf gerutscht. Er hatte eine Glatze.
    »Willst du still sein?« Ich sprach zu ihm wie zu einem kleinen Kind. Er nickte.
    Ich ließ ihn los und zog gleichzeitig den Zündschlüssel ab, den ich einsteckte. »So«, sagte ich und schaute den Knaben an, der sein Gelenk rieb. »Wir haben uns sicherlich etwas zu erzählen.«
    »Ich sage nichts.«
    »Auch nicht der Polizei?« Ich holte meinen Ausweis hervor, der Fahrer schrak zusammen und senkte den Kopf. »Vielleicht komme ich wieder. Jedenfalls sind die Kollegen alarmiert, die sich um Sie kümmern. Ich muß nach Ihren beiden Freunden schauen.«
    So wie er aussah, würde er keinen Fluchtversuch mehr unternehmen. Der hatte Angst bekommen. Ich verließ das Führerhaus und sah auch die zwei anderen Müllkipper. Sie hatten sich noch immer nicht erholt. Der Dicke aus dem Abfallhaufen war dabei, sich das Gesicht zu reinigen. Er wischte Schmutz und Schleim ab, hustete dabei und schimpfte gleichzeitig.
    »Das hätten Sie sich ersparen können!« rief ich ihm zu. Er wollte mir eine Antwort geben, als wir das Heulen der Sirenen hörten. Zwei Streifenwagen fegten um die Ecke und rasten auf den ehemaligen Spielplatz zu. Der Schwarzgelockte unternahm auch keinen Fluchtversuch mehr. Er ballte die Hand zur Faust und schlug sie wütend auf seinen Oberschenkel.
    Die Kollegen stoppten und stürmten aus den Wagen. »Einer hockt noch im Fahrerhaus«, rief ich ihnen zu.
    »Sind Sie Oberinspektor Sinclair?« fragte mich der Streif enwagenfü hrer.
    »Ja.«
    »Mein Name ist Stanton. Sergeant Stanton. Sie stehen uns als Zeuge zur Verfügung?«
    »Das versteht sich.«
    »Ich habe nur ordnungshalber fragen wollen.«
    »Wann werden Sie das Protokoll aufnehmen?«
    »Möchten Sie es gleich machen, Sir?«
    »Das wäre mir lieb.«
    Wir setzten uns in den Wagen, wo ich den Männern auf Band diktierte, was mir widerfahren war und mich zum Eingreifen veranlaßt hatte. »Sie können es mir zur Unterschrift ins Büro schicken, wenn Sie es abgetippt haben.«
    »Geht in Ordnung, Sir.«
    Die drei Männer waren kassiert worden. Der Wagen würde später abgeholt werden.
    »Wenn alle so wären wie Sie, Sir«, sagte der Sergeant, »hätten die Müllkipper kaum eine Chance.«
    Ich hob die Schultern. »Wissen Sie, das kann man nicht verlangen. Die Kerle gingen sofort rabiat ran. Mich wollte der Schwarzgelockte niederknüppeln. Daß er an den Falschen geraten war, konnte er nicht ahnen. Ein normaler Bürger hätte keine Chance gegen ihn gehabt.«
    »Das glaube ich mittlerweile auch.«
    Ich verließ den Streifenwagen und wartete noch, bis die beiden Fahrzeuge wegfuhren. Als sie an mir vorbeirollten, wurde ich mit haßerfüllten Blicken bedacht.
    An so etwas hatte ich mich längst gewöhnt.
    Da ich noch ein wenig Zeit hatte, schaute ich mir die Müllkippe genauer an. Er war eine Unverschämtheit. Man hatte hier wirklich alles hingeladen, was man woanders nicht losgeworden war. Das waren menschliche Schweine ohne Verantwortungsgefühl für die Umwelt. Aber die Hehler waren ebenso schlimm wie die Stehler. Hinter der Mauer ragten auch die Fassaden alter Häuser hoch. Rückseiten, noch schlimmer aussehend als die Vorderfronten. In Southwark machte das Leben keinen Spaß. Das Londoner Eastend wirkte wie ein riesiger Slum, der irgendwann einmal im eigenen Dreck erstickte.
    »He, du!«
    »He, du!«
    Ich war angesprochen worden, ohne den Mann zu sehen. Als ich mich umdrehte, sah ich ihn.
    Er trat hinter der Müllhalde hervor und rieb seine Hände, die in dunklen Handschuhen steckten. Auf seinem Kopf saß die Wollmütze schief. Das Gesicht war gerötet. Er trug einen alten Mantel im Fischgrätmuster, dessen Saum die Waden berührte.
    »Meinen Sie mich?« fragte ich.
    »Klar doch.«
    »Und?«
    Er kam noch näher. Dabei roch ich seine Schnapsfahne. »Bist du auch hier, um sie zu suchen?«
    »Wer ist sie? Line Frau?«
    »Unsinn, Mann. Du weißt schon.« Er verengte die Augen. »Wenn wir es schaffen, sind wir fein raus.«
    »Sicher, wir alle.«
    Er deutete auf den Müll. »Was hat du schon alles abgesucht? Die vorderte Seite?«
    »So ungefähr.«
    Er nickte. »Ich war an der Rückseite, habe aber nichts gesehen. Leider nicht.«
    Ich wußte nicht, was der Knabe überhaupt meinte. Sicher war, daß er etwas suchte. Aber was konnte das sein? Wenn ich über das Wort sie nachdachte, mußte es sich um eine weibliche Person
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