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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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er sich verhalten, wenn er bemerkte, daß der Angriff seiner Artgenossen fehlgeschlagen war? Der Riss legte den Kopf in den Nacken und starrte in den Himmel – fast eine halbe Minute lang. Dann senkte er den Blick und machte Anstalten, etwas aus den Tiefen seiner Hautfalten hervorzuholen.
    »Tu das nicht«, sagte Clane leise, aber eindringlich. »Bleibe am Leben! Ich weiß, daß du kamst, um dich zu opfern. Aber das ist nun nicht mehr notwendig. Warte und höre zu, was ich dir zu sagen habe.«
    Viel versprach sich Clane nicht davon. Denn wenn die Riss auch Telepathen waren, so war es doch fraglich, ob sie die Gedanken nicht telepathisch veranlagter Wesen, wie es der Mensch war, lesen konnten. Immerhin zögerte der Gefangene.
    Clane fuhr fort:
    »Erinnere dich an die Zeichnung. Ich weiß noch nicht, wie deine Antwort darauf lautet – ich hatte noch keine Zeit, mir die Zeichnung anzusehen –, aber ich nehme an, sie ist negativ. Überlege dir das noch einmal. Nicht immer ist die erste Reaktion auch die beste. Vor fünftausend Jahren haben Mensch und Riss sich fast gegenseitig vernichtet. Eure Aggression wird diesen schrecklichen Kampf erneut entfachen. Bis jetzt haben wir noch keine einzige Bombe auf euren Planeten geworfen. Nehmt das zum Zeichen, daß wir eine friedliche Lösung anstreben. Sage deinem Volk, daß wir als Freunde gekommen sind.«
    Die Hand des Riss lag noch immer in der Hautfalte verborgen. Es war nicht schwer zu erraten, daß sie den Griff einer Waffe umklammert hielt. Es war ein sehr gewagtes Spiel, auf das sich Clane eingelassen hatte. Czinczar, der den Gefangenen nicht aus den Augen ließ, flüsterte dem Lord zu:
    »Es besteht die Gefahr, daß der Gefangene die Nerven verliert. Töte ihn, bevor er uns eine Überraschung bereiten kann.«
    »Nein«, entschied Clane. »Ich habe sogar die Absicht, ihn entfliehen zu lassen. Dort drüben steht ein unbewachtes Boot. Die Wahl bleibt ihm überlassen.«
    Er sah den Gefangenen nun voll an, und die glitzernden Augen der fremden Kreatur erwiderten den Blick. Wenn das Antlitz des Riss auch einer undurchdringlichen Maske glich, so glaubte Clane doch zu bemerken, daß der Konflikt zwischen unnütz gewordener Pflicht und dem Willen, zu leben, dahinter tobte. Wie würde er sich entscheiden?
    Ohne seinen Blick von dem Gefangenen abzuwenden, hob Clane die Zeichnung hoch und reichte sie Czinczar.
    »Ich möchte wissen, wie seine Antwort auf meine Zeichnung ausgefallen ist. Bitte, sage es mir.«
    Der Barbar betrachtete beide Seiten des Blattes und antwortete dann:
    »Deine Zeichnung zeigt drei Kreise – Planeten, wie ich annehme. Der eine ist weiß, der andere schraffiert und der dritte halb weiß und halb schraffiert. Darunter sind zwei Figuren skizziert. Ein Mensch neben einem weißen Rechteck und ein Riss neben einem schraffierten Rechteck.«
    »Das ist die Erklärung«, sagte Clane. Er war gespannt, wie der Führer der Barbaren die Idee der Zeichnung aufnehmen würde. Es entstand eine lange Pause. Doch danach wurde es offenkundig, daß Czinczar eher aufgebracht als beeindruckt war.
    »Das ist ja lächerlich«, rief er unbeherrscht. »Glaubst du wirklich, Riss und Mensch könnten sich jemals die Herrschaft über Planeten teilen?«
    »Ja, das glaube ich«, erwiderte Clane ernst. »Es wäre immerhin ratsamer, als nochmals einen vernichtenden Krieg zu führen. Wie lautet die Antwort des Riss?«
    Jetzt klang die Stimme Czinczars fast ein wenig triumphierend:
    »Negativ, wie ich es erwartete. Er zeichnete alle Planeten schraffiert.«
    »Ja, das dachte ich mir. Trotzdem glaube ich, daß eine Gemeinsamkeit möglich ist. Sie können ihre Einstellung revidieren, wenn es uns gelingt, einen geistigen Kontakt mit ihnen herzustellen.«
    Nein, er wollte nicht glauben, daß seine Mission fehlgeschlagen war. Er würde nicht aufgeben, wenn man ihn auch für verrückt halten mochte. Er mußte die menschliche Rasse vor dem Untergang bewahren. In wenigen Jahren würde der Fortschritt auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Technik nicht mehr das Privileg einsamer Forscher sein, sondern gedankliches Allgemeingut. Statt grauenvoller Kriege könnte es einen friedlichen Wettbewerb zwischen Mensch und Riss geben. Das war sein Ziel, und niemand konnte ihn aufhalten. Er war Lord Clane Linn, der rechtmäßige Lordführer von Linn, und er hatte sich niemals mächtiger und zuversichtlicher gefühlt.
    Czinczar unterbrach seine Gedanken.
    »Wäre bisher nicht immer alles so gekommen, wie du es
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