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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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werde dir eine Tasse Tee bringen – stark, wie du ihn liebst.«
    Sie reichte ihm den Tee mit zitternden Händen, dann verließ sie ihn, und in ihren Augen standen Tränen.
    Die Flüssigkeit schmeckte ungewöhnlich bitter, selbst für seinen Geschmack, doch er nahm den Tee in kleinen Schlucken zu sich, während er sein Testament und einen Brief an Clane diktierte. Er unterzeichnete und versiegelte die beiden Dokumente, und erst jetzt bemerkte er, wie sehr ihn die Anstrengung der vergangenen Tage geschwächt hatte. Er fühlte sich müde und glaubte sogar, Anzeichen von Fieber zu spüren.
    Er entließ seinen Sekretär und legte sich auf eine Couch unter dem Fenster.
    Zwanzig Minuten später öffnete sich leise die Tür, so leise, daß der Schläfer offensichtlich nichts merkte. Lilidel kam herein. Sie nahm die leere Teetasse und schlich auf Zehenspitzen wieder hinaus.
    Eine volle Stunde verging, ehe die tiefe Stille des Raumes erneut unterbrochen wurde. Die Tür flog auf, und ein Offizier stürzte herein.
    »Lordführer!« rief der Mann atemlos. »Das Schiff der Fremden – es schwebt direkt über unserem Lager.«
    Die schlanke Gestalt auf der Couch rührte sich nicht.
     

 
5.
     
    Als das Boot im Innern des feindlichen Schiffes zum Stehen kam, bemerkte Clane, daß es von Metallklammern festgehalten wurde. Automatisch hatte es an seinen Platz zurückgefunden. In der weiten Halle befanden sich noch andere Boote, die alle in gleicher Weise verankert waren.
    Es ergab sich nur ein Problem: Würden die Kontrolloffiziere feststellen, daß dieses Boot jenes war, das auf dem Mars von den Menschen gekapert wurde?
    Bis jetzt wies nichts darauf hin, daß ihr Eindringen bemerkt worden war. Alles blieb still und ruhig. Nichts geschah.
    Am Ende der Halle führten Stufen empor, auf denen Clane und seine Männer hinaufstiegen. Sie endeten in einem leeren Korridor. Clane blieb stehen, er zögerte und atmete schwer – und dann sandte er seinen Ball auf die tödliche Reise.
    Er verschwand, kehrte zurück und verschwand wieder. Als er schließlich zum drittenmal zurückkehrte, schimmerte er in allen Farben und schien mit Energie gesättigt zu sein.
    Sie fanden kein einziges lebendes Wesen mehr an Bord des Giganten. Mehrere Stunden wanderten Clane und seine Leute durch endlose Korridore und Hallen, die in ihrer Größe und Leere beängstigend wirkten. Es war ihnen gelungen, dieses riesige Schiff innerhalb weniger Sekunden zu erobern. Die Kugel hatte alle lebende Materie an Bord in Form von Energie in sich aufgesogen.
    Als er sich davon überzeugt hatte, daß keine Gefahr mehr drohte, suchte Clane den Kontrollraum auf.
    Er kam gerade zurecht, um Zeuge eines seltsamen, technischen Phänomens zu werden. Eine riesige, glasige Platte begann plötzlich aufzuglühen. Lichtreflexe huschten über sie hinweg, während unverständliche Geräusche erklangen.
    Clane verbarg sich hinter einer Metallwand und beobachtete das Geschehen gespannt. Sein Ball wich nicht von ihm.
    Plötzlich nahmen die zuckenden Lichter auf der Platte Gestalt an. Mit Entsetzen erkannte Clane die gleiche Kreatur, wie sie die Barbaren von Europa mitgebracht hatten.
    Dieses Wesen aber lebte!
    Es durchforschte den Kontrollraum mit seinen Augen, und nach etwa einer Minute traf sein Blick auf Clane. Es begann zu sprechen, doch die Worte waren für den Mutanten unverständlich. Zwei weitere Riss erschienen neben dem ersten, auch sie starrten durch die Platte. Einer von ihnen schien unverkennbar Befehle zu erteilen, er schrie und gestikulierte. Dann gab es ein knackendes Geräusch, und der Bildschirm erlosch.
    Zögernd kam Clane aus seinem Versteck, aber während er die Zentrale durchsuchte, ließen ihn die Gedanken an das, was er gesehen hatte, nicht mehr los. Lebende Wesen konnten sich durch ein mechanisch erzeugtes Bild miteinander in Verbindung setzen! Damit realisierte sich die Möglichkeit, daß die Riss jetzt in diesem Augenblick bereits wußten, was mit ihrem Schiff geschehen war, das sie zur Erde geschickt hatten.
    Clane begriff, daß es außer Rauch- oder Lichtzeichen und Kurierschiffen noch andere Möglichkeiten der Verständigung gab. Das Erlebnis überzeugte ihn sogar davon, daß eine Verbindung nicht nur zwischen den Planeten eines Systems, sondern sogar zwischen den Sternen möglich sein mußte.
    Das änderte alles. Die Überwältigung dieses Schiffes verlor plötzlich an Bedeutung. Die Fremden wußten nun, daß die Streitkräfte des solaren Systems ihre eigenen
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