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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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Metallwand des Riesen prasselten, so daß es kaum möglich schien, ungeschoren durch dieses Inferno hindurchzukommen. Das hatte er vorher kaum bedacht.
    Der diensthabende Offizier neben ihm flüsterte plötzlich:
    »Dort ... eine Öffnung ... direkt vor uns!«
    Clane sah es auch. Ein eisiger Schreck durchzuckte ihn. Unzweifelhaft steuerte ihr Boot direkt darauf zu – oder es wurde von der Öffnung angezogen. Sein automatischer Mechanismus mußte die Schleuse im Mutterschiff aktiviert haben; sie konnten ungehindert eindringen. Einerseits vereinfachte das den Plan Clanes, denn er hatte geglaubt, sich den Eintritt gewaltsam mit einer Bombe erzwingen zu müssen. Andererseits bestand die Gefahr, in eine Falle zu tappen.
    Doch es war eine Chance, die er nutzen mußte. Die weit größere Gefahr bestand darin, daß das Riesenschiff Fahrt aufnehmen und zu einem unbekannten Ziel steuern würde.
    Langsam glitten sie durch die Öffnung und schwebten dann reglos in einer riesigen, schwach erleuchteten Kammer. Die Außenluke schloß sich, und vor ihnen schwang eine zweite Luke auf. Das kleine Boot mit seinen fünfunddreißig Männern an Bord bewegte sich langsam vorwärts.
    Sie waren im Innern des fremden Schiffes.
     
    Jerrin wartete in seinem Hauptquartier außerhalb der Stadt, wo er auch seine Familie untergebracht hatte.
    »Sie sind noch im Schiff.«
    So lautete die sich stets wiederholende Meldung.
    Nach achtzehn Stunden schien es sicher, daß der Plan mißglückt war. Jerrin machte sich selbst schwere Vorwürfe.
    »Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen«, sagte er zu Lilidel. »Es ist geradezu lächerlich, daß ein Mitglied unserer Familie an einem direkten Angriff teilnimmt.«
    Er ignorierte die Tatsache, daß er selbst mehr als hundert Angriffe angeführt hatte und daß Clane der einzige war, dem der Energieball gehorchte.
    Er schritt unruhig auf und ab, und erst nach Minuten fiel ihm auf, daß Lilidel noch kein einziges Wort gesagt hatte. Er sah sie an, und er mußte erkennen, daß sie und ihre Leute über das Vorgefallene keineswegs so unzufrieden waren wie er.
    »Meine Liebe«, fuhr er ernst fort. »Clanes Mißerfolg wird sehr ernste Folgen für das ganze Reich nach sich ziehen.«
    Sie sagte noch immer nichts, und er erkannte, daß sie nicht imstande war, ihm in einer Krise beizustehen. Sie hatte nur Interesse für ihre eigenen Belange, die Belange einer Mutter und jener Gruppe von Menschen, die sich ihrer als Mittelsperson bedienten. Ich kann ihr nicht mehr trauen, dachte Jerrin bitter. Ich muß Sorge tragen, daß sie niemals meine Nachfolge antritt. Und ich muß mich auch selbst mehr um die Kinder kümmern, besonders um meinen ältesten Sohn, Calaj.
    Es wird Zeit, daß ich mein Testament mache, dachte er weiter. Ich muß verhindern, daß es nach meinem Tod zu einer heillosen Verwirrung kommt.
    Er fühlte sich müde und zerschlagen. Zum zweitenmal innerhalb eines Jahres drohte dem Reich Unheil. Zuerst war es Czinczar, der Barbar, und nun das Schiff der Fremden. Von der Luft aus hatte er die zerstörten Städte gesehen, und er war sich seiner Unzulänglichkeit angesichts dieser Katastrophe bewußt geworden. Das hatte ihn dazu bewogen, einen Entschluß zu fassen.
    »Ich will einfach nicht glauben«, sagte er endlich, »daß Clane versagt hat. Denn wenn er keinen Erfolg hatte, sind wir verloren. Und diese Tatsache beweist mir auch, wie wichtig er für uns ist. Er ist der einzige Mann, der es versteht, in Zeiten der Krise und Gefahr das Richtige zu tun. Wenn er noch lebt, so habe ich meine Pläne mit ihm.«
    Lilidel hörte ihm mit weitaufgerissenen Augen zu, als er ihr erklärte, wie er seinen letzten Willen abzufassen gedachte. Ihr Gesicht verwandelte sich in eine wütende Fratze.
    »Du bist verrückt geworden!« keuchte sie. »Du willst deinen eigenen Sohn enterben?«
    Er betrachtete sie kalt.
    »Meine Liebe, eines möchte ich dir und deiner privaten Armee klarmachen: Solange ich Lordführer von Linn bin, sind meine Kinder nicht automatisch die Erben des Reiches. Es ist noch viel zu früh, um entscheiden zu können, ob Calaj die Qualitäten eines Lordführers besitzt. Meines Erachtens ist er zu gefühlsbetont, und sein jugendlicher Überschwang läßt ihn oft unüberlegt handeln. Ihm fehlen bis jetzt noch Stabilität und Entschlußkraft.«
    Das Gesicht der Frau entspannte sich. Sie trat zu ihm.
    »Du bist übermüdet, mein Lieber. Fasse jetzt keine übereilten Entschlüsse, sondern warte, bis alles vorüber ist. Ich
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