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Der Zaubercode

Der Zaubercode

Titel: Der Zaubercode
Autoren: Dima Zales
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worden. Das war eine unglückliche Sache und Augusta konnte verstehen, dass die ruinierten Ernten und die hohen Lebensmittelpreise die Bauern nicht glücklich machten — aber trotzdem war ihr von Ganir angekündigter Marsch auf Turingrad nicht akzeptabel.
    Der Norden Kolduns — aus dem diese Rebellen kamen — war besonders schwer getroffen. Augustas eigenes Gebiet lag weiter im Süden, aber selbst ihre Untertanen beschwerten sich über die Lebensmittelknappheit. Sie würden natürlich keinen Aufstand wagen, aber Augusta konnte nicht übersehen, wie unglücklich sie waren. Seit fast zwei Jahren war kaum Regen gefallen und es wurde immer schwieriger, Korn zu bekommen. Augusta gab ihr Bestes, um alles erhältliche Korn zu erstehen und es zu ihrer Bevölkerung zu schicken, aber diese undankbaren Wesen beschwerten sich immer noch.
    »Wer ist denn der Herrscher über das Reich aus dem die Rebellen kommen? Jandison oder Moriner?«, wollte sie wissen, da sie sich fragte, welcher Zauberer seine eigenen Untertanen nicht kontrollieren konnte.
    »Jandison.«
    Jandison. Das erklärte einiges, dachte Augusta. Trotz seines fortgeschrittenes Alters und seiner Position im Rat wurde Jandison als ein Schwächling angesehen. Er war hervorragend, wenn es um Teleportation ging (zugegebenermaßen eine nützliche Fähigkeit), hatte aber ansonsten keinerlei besondere Fähigkeiten. Wie er es geschafft hatte, in den Rat zu kommen — einem Regierungsorgan, welches sich aus den mächtigsten Zauberern zusammensetzte — würde Augusta niemals verstehen.
    »Einige der Bauern sind in die Berge geflüchtet«, meinte Barson und sah von der Situation genervt aus. »Andere haben beschlossen, zu rebellieren. Dort herrscht das Chaos.«
    »In die Berge?« Augusta konnte ihr Entsetzen nicht verbergen. Die Berge, die das Territorium von Koldun umgaben, dienten als ein natürlicher Schutz vor den starken Stürmen, die hinter ihnen wüteten. Nur die furchtlosesten Forscher wagten sich dorthin, da das Wetter unvorhersehbar war und sich der gefährliche Ozean ganz in der Nähe befand. Und diese Bauern gingen wirklich in die Berge?
    »Ja«, bestätigte Barson. »Mindestens zwanzig Personen aus Jandisons nördlichstem Dorf sind dorthin geflohen.«
    »Die sind doch lebensmüde«, meinte Augusta und schüttelte ihren Kopf. »Würde jemand, der richtig im Kopf ist, so etwas machen?«
    »Jemand, der verzweifelt und hungrig ist schon, könnte ich mir vorstellen.« Ihr Liebhaber warf ihr einen ironischen Blick zu. »Du weißt nicht, wie sich Hunger anfühlt, stimmt's?«
    »Nein«, gab Augusta zu. Die meisten Zauberer aßen nur zu ihrem Vergnügen; Zaubersprüche, die die Versorgung des Körpers sicherstellten, waren einfach — und eine der ersten Sachen, die Eltern ihren Kindern beibrachten. Augusta hatte solche Sprüche mit drei Jahren beherrscht und seitdem nie wieder Hunger verspürt.
    Barson lächelte als Antwort darauf und streckte seinen Arm aus, um sie mit seiner großen, von Hornhaut überzogenen Hand zu berühren.
     

3. Kapitel: Gala
     
    Gala blickte den großen, breitschultrigen Mann an, der sie erschaffen hatte, und überlegte, auf welche Weise sie ihm am besten antworten konnte. Sie hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, da ihre Sinne von ihrer Anwesenheit hier, diesem Ort, den Blaise die physische Dimension nannte, überwältigt wurden. Ihr Körper reagierte auf die unterschiedlichen Einflüsse auf eigenartige und unvorhersehbare Weisen. Ihr Gehirn versuchte, alle Bilder, Geräusche und Gerüche aufzunehmen, um alles zu verstehen.
    Eine besonders große Ablenkung war Blaise selber. Sie konnte nicht aufhören, ihn anzuschauen, da er anders war als alles, was sie bis jetzt gesehen hatte. Irgendetwas an der kantigen Symmetrie seines Gesichts zog sie an, hallte in ihr auf eine Art und Weise nach, die sie nicht ganz verstand. Sie mochte alles an ihm, angefangen von der blauen Farbe seiner Augen bis hin zu den dunklen Stoppeln die sein kräftiges Kinn bedeckten. Sie fragte sich, ob es akzeptabel sei, wenn sie sich ausstrecken und sein Haar berühren würde — diese kurzen, fast schwarzen Locken die sich so stark von ihren eigenen blassen Strähnen unterschieden.
    Zuerst aber wollte sie seine Frage beantworten. Sie konzentrierte sich und dachte daran zurück, was in der Zeit passiert war, bevor sie zum ersten Mal Realität wahrgenommen hatte. »Ich erinnere mich daran, existiert zu haben«, antwortete sie ihm langsam und versuchte die
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