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Der Zaubercode

Der Zaubercode

Titel: Der Zaubercode
Autoren: Dima Zales
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jetzt an der Zeit, langsam damit anzufangen.
    Nach ihrer schmerzhaften Trennung von Blaise vor zwei Jahren, war alles, was sie gewollt hatte, eine unkomplizierte Affäre — leidenschaftliche Treffen und nichts weiter. Ihre acht Jahre andauernde Beziehung zu Blaise endete sechs Monate bevor eigentlich ihre Hochzeit stattfinden sollte, und zu jener Zeit wusste sie nicht, ob sie jemals wieder einem anderen Mann vertrauen könnte. Sie hatte gedacht, alles was sie bräuchte sei ein Bettgefährte, ein warmer Körper, der sie die innere Leere vergessen lassen würde — und zu diesem Zweck hatte sie sich den Kapitän der Wache ausgesucht.
    Zu ihrer Überraschung wuchs und entwickelte sich diese schlichte Affäre. Mit der Zeit stellte Augusta fest, dass sie ihren neuen Liebhaber mochte und bewunderte. Er war nicht so intellektuell wie Blaise, aber auf seine Art war er ziemlich intelligent — und sie bemerkte, sie genoss seine Gesellschaft auch außerhalb des Schlafzimmers. Deshalb hatte sie sich, als sie von der Rebellion im Norden hörte, entschlossen, das sei die perfekte Gelegenheit, Barson bei dem zu beobachten, was er am besten tat — ihre Art zu leben zu beschützen und die Bauern unter Kontrolle zu halten.
    Er stand auf, zog seine Rüstung an und drehte sich zu ihr um. »Hat dich der Rat gebeten, mit uns zu kommen?«
    »Nein«, beruhigte Augusta ihn. »Ich komme von mir aus mit.« Es wäre eine Beleidigung für die Garde, wenn der Rat dachte, sie sei nicht in der Lage einen kleinen Aufstand zu unterdrücken und deshalb die Zauberin baten, ihr zu helfen. Sie begleitete sie einzig und alleine, um Zeit mit Barson zu verbringen — und weil sie dabei zusehen wollte, wie die Rebellen zerquetscht werden würden, wie es sich für solche Würmer gehörte.
    »In diesem Fall«, meinte er und seine dunklen Augen funkelten voller Vorfreude, »lass uns losgehen.«
     
    * * *
     
    Augusta ritt neben Barson und fühlte die rhythmischen Bewegungen des Pferdes unter sich. Sie bemerkte die neugierigen Blicke der anderen Soldaten, aber diese interessierten sie nicht. Als eine Zauberin des Rates war sie an Aufmerksamkeit gewöhnt; sie sehnte sich sogar auf einer gewissen Weise danach.
    Es war eigenartig auf einem richtigen, lebenden Pferd zu reiten. Sie hatte sich an die fliegende Chaise gewöhnt — ihre neueste Erfindung, die das Reisen für Zauberer revolutioniert hatte — und sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal ganz altmodisch irgendwohin bewegt hatte. Der einzige Grund, das jetzt zu tun war Barsons Weigerung, während seines Dienstes mit ihr auf der Chaise zu sein, und sie wollte nicht ganz alleine über den Wächtern in der Luft schweben.
    »Um wie viele Rebellen handelt es sich denn?«, fragte sie Barson, da sie die Tatsache überraschte, dass ihn nur etwa fünfzig Männer begleiteten.
    »Ganir meinte es seien an die dreihundert«, antwortete ihr Barson und Augusta kräuselte ihre Nase, als der Name des Vorsitzenden des Rates fiel. Ganir schien momentan seine Spione überall zu haben. Unter dem Vorwand, den Rat beschützen zu wollen, schien der alte Zauberer mit jedem Tag mächtiger zu werden, eine Entwicklung, die Augusta beunruhigte. Sie hatte immer den Eindruck gehabt, der alte Mann würde sie nicht mögen und sie wollte nicht darüber nachdenken, was passieren könnte, falls er sich aus irgendeinem Grund gegen sie wandte.
    Sie konzentrierte sich wieder auf die Sache die vor ihnen lag und sah ihn fragend an. »Und da hast du nur fünfzig Soldaten mitgenommen?«
    Er lachte. »Nur fünfzig? Wahrscheinlich sind das immer noch zwanzig zu viel. Jeder meiner Männer ist mindestens so viel Wert wie zehn dieser Bauern.« Dann fügte er ernsthafter hinzu: «Durch die Unruhen überall dachte ich außerdem, es sei das Beste, Turingrad und den Turm nicht grundlos ungeschützt zurückzulassen — und glaub mir, dreihundert Bauern sind kein guter Grund.«
    Augusta grinste ihn an und war mal wieder seinem arroganten Charme erlegen. »Da hast du natürlich Recht. Außerdem hast du ja auch noch mich dabei.« Zauberer benutzen ihre Magie selten gegen die normale Bevölkerung, aber sie könnten es machen, besonders dann, wenn sie sich in Gefahr befanden. Augusta zweifelte nicht daran, alle Rebellen eigenhändig unterdrücken zu können, aber das war nicht ihre Aufgabe. Dafür gab es die Soldaten.
    Diese kleine Rebellion, wie so viele andere in den letzten Jahren, war zweifellos durch die Dürre ausgelöst
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