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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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wütend. Im Moment hätte er sie am liebsten umarmt, statt sie zu beschimpfen. Wie machte sie das nur – dass sie seine Gefühle so schnell veränderte wie ein Bergsturm? Dazu konnte sie auch noch seine Gedanken lesen, als wären sie in seinem Kopf so klar wie ein Gebirgssee – selbst wenn sie ihm hoffnungslos wirr vorkamen.
    Er stieß einen langen Seufzer aus. Obwohl er nicht ahnen konnte, wie sich ihr Verhältnis in Zukunft entwickeln würde,hatte es beachtliche Fortschritte gemacht seit ihrer ersten Begegnung, bei der ihm von Ellis Fäusten ein paar blaue Flecken zurückgeblieben waren.
    Er streckte die Hand aus und berührte leicht den einfachen gelben Reif, den sie um ihr Handgelenk trug, ein festes Armband aus Sternblumenstängeln, das er in der vergangenen Woche für sie geflochten hatte. Aber als sich ihre Blicke trafen, konnte er sehen, dass sie über anderes nachdachte. Über Bedrückendes.
    »Tamwyn«, flüsterte sie, »ich habe Angst. Was ist, wenn du um eine Vision bittest – und nichts geschieht?«
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe mehr Angst vor dem, was geschehen
könnte

    Er legte den Kopf in den Nacken und schaute hinauf zu den Sternen   – Myriaden von Sternen, mehr als er je zählen könnte. Dort neben dem schwarzen Loch des Zauberstabs waren andere Konstellationen, die er gut kannte: der goldene Bogen, dieser hübsche Lichtring; Pegasus, der hoch über Sternenfeldern schwebte, und der knorrige Baum, der heute Nacht so groß wirkte wie der große Baum von Avalon.
    Obwohl der Morgen bald grauen würde, strahlten die Sterne noch mit der scharfen Klarheit der Nacht. Als Führer in der Wildnis hatte Tamwyn oft seinen Reiseweg nach ihnen ausgerichtet. So oft, dass sie inzwischen längst seine Gefährten geworden waren, genau wie Elli, Scree und die anderen. Doch in all seinen Jahren unter freiem Himmel hatten sie noch nie so hell ausgesehen wie jetzt in der klaren, kalten Luft von Hallias Gipfel.
    Sterne
, überlegte er.
Was seid ihr wirklich?
Sie verblassten am Ende jeden Tags nach dem goldenen Blitz des Sternenuntergangs, nahmen jeden Morgen in der Dämmerung wieder an Strahlkraft zu und waren damit Avalons größtes Geheimnis. Und für Tamwyn Avalons größte Schönheit.
    Er ballte die Fäuste. Denn er wusste, dass die Sterne auch seinen Vater, den berühmten Forschungsreisenden Krystallus Eopia, gerufen hatten. So sehr, dass sie ihn zu der Expedition verlockten, die seine größte – und seine letzte werden sollte. Krystallus hatte auf dem Weg zu den Sternen den Stamm und die Äste des großen Baums erstiegen und war irgendwo dort oben umgekommen.
    Oder nicht? In den letzten Wochen hatte sich diese Frage wie eine Klette an Tamwyns Gedanken geheftet. Schließlich wusste niemand genau, was wirklich mit jener Expedition geschehen war – oder mit Krystallus selbst.
    Tamwyn hielt den Atem an, er hatte eine neue Idee: Warum sollte er nach der Vision über die verschwundenen Sterne nicht um eine über seinen Vater bitten?
    Schon bei dem Gedanken schlug sein Herz so schnell wie die Trommel eines Waldelfen. Denn mehr als er zugegeben hätte, sehnte sich Tamwyn nach seinem Vater. Zu gern wollte er ihn als Sohn kennen lernen, das war ihm nie vergönnt gewesen. Und er wollte erfahren, was sein Vater über die Sterne herausgefunden hatte. Und vielleicht auch von ihm lernen, was nötig war, um diese wachsenden magischen Kräfte zu beherrschen – schließlich hatte Krystallus Merlins Zauberkünste aus der Nähe beobachtet. Die neuenmagischen Kräfte hatten Tamwyn dazu gebracht, eine reife Melone in seinen Händen gefrieren zu lassen und eine alte Ulme mit einem einzigen Atemzug umzuwerfen, Dinge, die er nie beabsichtigt hatte.
    Na schön
, sagte er sich.
Ich werde es tun. Direkt nach –
    Elli drückte seinen Unterarm, sie war immer noch ungeduldig. Diesmal sagte sie nichts, sie zog nur eine Augenbraue hoch.
    Tamwyn nickte. Er holte tief Atem, während er hinaufschaute zu dem schwarzen Loch, das wie ein Riss im Nachthimmel erschien. Er konzentrierte seine Gedanken auf eine einzige Frage:
Was bedeutet die Lücke – für Avalon, und für uns?
Und wegen der jungen Frau an seiner Seite fügte er hinzu:
Sind wir sicher?
    Schließlich fielen ihm die Worte ein, die der alte Tannenzapfengeist Nuic ihn gelehrt hatte, und er rezitierte im Sprechgesang:
     
    Dort oben ihr Sterne in weiter Ferne,
    Zeigt mir, wie Merlin schon, eine Vision:
    Ich bitt euch, auf Fragen die Antwort zu sagen,
    Gebt
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