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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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seinem Gemüsegarten. Tamwyn hatte die Frucht hochgehoben und spielerisch überlegt, was für einen guten Schneeball sie abgeben würde, wenn sie gefroren wäre. Da, ganz plötzlich, hatte sich die Melone in Eis verwandelt! Blitzschnell gefror sie zwischen seinen Händen – und wurde völlig weiß, bevor sie barst und in tausend Eissplitter zerbrach.
    Konnte das Gleiche jetzt mit Elli geschehen? War dieses Gefühl, das in ihm aufstieg, nur ein anderer heftiger, fehlgeleiteter Ausbruch von Kraft?
    »Nein!«, rief er und schob grob ihren Kopf von sich. Elli schrie und fiel rückwärts vom Stein. Aber er konnte nur erschrocken über das, was er fast getan hätte, auf seine Hände hinunterstarren.
    Elli stand langsam auf, wischte sich den Schnee von den Schultern und setzte sich wieder auf den Stein, doch diesmal auf die entfernte Ecke. Wütend funkelte sie Tamwyn an und rieb sich den schmerzenden Hals. Zorn zeigte sich in ihren Augen, aber auch eine Andeutung von Tränen.
    Gerade als sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen, zerriss Licht den Nachthimmel. Der ganze Himmel schien von Flammen verschluckt zu sein. Dann verschwand das Licht genauso schnell und machte einem anderen Nachthimmel Platz – an dem nur sieben Sterne in einer unverkennbaren Konstellation gruppiert waren.
    »Der Zauberstab«, flüsterte Tamwyn und blinzelte vor Erstaunen.
    Elli hörte auf, sich den Hals zu reiben, und schaute mit offenem Mund hinauf.
    Während sie voller Ehrfurcht zusahen, flackerten die sieben hellen Sterne des Zauberstabs, als würden kalte Winde in der Höhe sie schaudern lassen.
    Dann verblasste einer nach dem anderen, sie pulsierten mit einem letzten Lichtschimmer und verschwanden – genau wie vor einem Monat. Aber jetzt, in dieser Vision, blieb nach dem Erlöschen des letzten Sterns nichts anderes mehr am Himmel.
    Plötzlich bewegte sich etwas. Tamwyn und Elli ahnten, dass noch nicht eingetroffen war, was sie sehen würden –aber bald würde es so weit sein. Schon flogen seltsame Formen, noch dunkler als der Himmel, vom verschwundenen Sternbild nach außen. Die jungen Betrachter kniffen die Augen zusammen vor Anstrengung, die Gestalten zu erkennen. Aber vergeblich. Die Erscheinungen sahen neblig aus, undefinierbar und doch zweifellos böse wie Wolken aus schädlichem Gas. Gemeinsam glichen sie einer gewaltigen dunklen Hand, die tödliche Finger nach Avalon ausstreckte.
    Wieder ein Blitz! Die schlimmen Gestalten verschwanden abrupt. Doch Tamwyn und Elli sahen sie immer noch in Gedanken, genau wie sie nicht aufhören konnten, sich zu fragen, was diese Formen wirklich waren.
    Plötzlich füllte eine Szenenfolge den Himmel, die sich dunkel von der Nacht abhob. Anders als die Vision von den schattigen Formen, die zur Zukunft gehörten, wirkten diese Szenen gegenwärtiger – als hätten sie sich vor kurzem ereignet oder geschähen im Moment. Jede kam von irgendwo in den sieben Reichen. Und jede schilderte neues Unheil.
    Elli stockte der Atem, als sie sah, wie eine hohe Steinsäule umfiel und zu Boden krachte. Das konnte doch keine Säule des großen Tempels im Drumanergelände sein? Dann war eine wütende Menge zu sehen, die schrie und Steine schleuderte. Als Nächstes flog eine Gruppe Adlermenschen aus den rauchenden Klippen von Feuerwurzel – direkt in eine Schlacht. Aber bekämpft wurden nicht die traditionellen Feinde, die Flamelons, noch nicht einmal Menschen: Hier schlugen sich verschiedene Adlervölker.
    Tamwyn und Elli hörten ungläubige Rufe, die hinter den nahen Felsblöcken ausgestoßen wurden. Offenbar konnte auch Scree die Vision sehen. Und sie gefiel ihm überhaupt nicht.
    Jetzt folgten mehrere Szenen so rasch, dass sie ineinander verschwammen. Ein Gobskenkrieger schmiedete ein Breitschwert; ein Wasserdrachen hob seinen Schwanz aus den Wellen; eine alte Hand griff verzweifelt nach etwas und bekam nur Luft zu fassen, bevor sie endlich still lag.
    Und dann verschmolzen diese Bilder zu einer andern Szene, bei der Tamwyn alle Muskeln anspannte. Denn aus dem dunklen Himmel starrte ihn das grässlich vernarbte Gesicht von Weißhand an, dem hinterlistigen Hexer, der bei seiner Suche nach dem mächtigen Kristall aus reinem Élano Hunderte von Geschöpfen versklavt und noch mehr getötet hatte. Tamwyn hatte mithilfe seiner Gefährten und seines Stabs sein Bestes getan, Weißhand zu besiegen. Doch jetzt war im einzigen Auge des Hexers ein befriedigter Glanz, der Tamwyn davon überzeugte, dass Kulwych noch lebte. Und dass
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