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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Ärmel den Kristall. Sofort setzten dunkelrote Flammen das Tuch in Brand. Der Hexer schrie vor Angst und zog den Arm zurück, zugleich erloschen die Flammen. Erst jetzt bemerkte er, dass das Feuer den Ärmel nicht wirklich verbrannt hatte – das Tuch war restlos verschwunden.
    Überrascht schüttelte Kulwych den Arm. Wo der Saum des Ärmels gewesen war, sah man jetzt keine Fetzen, keine verkohlten Fäden, noch nicht einmal ein bisschen Rauch. Das ganze Stoffstück war einfach weg.
    Der Hexer schaute zu der Rauchschlange hinüber, die ihm den Befehl erteilt hatte. »Mein Herr
. . .
wünschst du immer noch
. . .
«
    »Nein«, fauchte das dunkle Wesen. »Du brauchst ihn jetzt nicht mehr zu berühren. Du hast mir bereits deine Art von Treue gezeigt.«
    Kulwych schluckte. Dann betrachtete er wieder seinen Ärmel und murmelte vor sich hin: »Das waren Eisenholzfäden, sie hätten nicht verbrennen dürfen.« Noch einmal wandte er sich der Schlange zu. »Sag mir bitte, mein Herr, was dieser Kristall vermag?«
    Ein tiefes, fauchendes Lachen hallte von den Höhlenwändenwider. »Er ist das genaue Gegenteil von Élano! Vengélano nenne ich ihn hiermit: die größte Kraft in ganz Avalon.«
    Kulwych starrte ihn nur verwirrt an.
    Während die Spirale kreiste, zischte sie mit einer Mischung aus Ungeduld und Triumph: »Verstehst du nicht, mein törichter Günstling? Élano hat Schöpfungskraft – weshalb dieser Halunke Merlin es dazu benutzt hat, die von mir geschaffene Seuche vor Jahrhunderten zu beenden. Und es hat Heilkraft – weshalb eine schmutzige kleine Quelle in Malóch so merkwürdige Wunder bewirken kann. Sogar der Dreck in diesem Reich enthält so viel Élano, dass er neues Leben hervorbringen kann.«
    »Aber mein Ärmel ist gerade
. . .
verschwunden.«
    »Hast du denn überhaupt keinen Verstand? Das ist die Kraft, die ich entfesselt habe! Wo Élano erschafft, zerstört Vengélano. Alles, was damit in Berührung kommt, wird sofort zu Nichts, so gut gemacht es auch sein mag.«
    Besorgt drückte der Hexer seine Finger – beinah hätten sie den verdorbenen Kristall angefasst.
    »Wenn Vengélano mit Fleisch in Berührung kommt«, knatterte die Stimme, »wird es aufgeschlitzt oder es verschwindet. Blutgefäße bluten endlos. Gesunde Bäume verdorren, massive Waffen zerbröseln und Frischwasserbäche verwandeln sich in Giftströme.«
    Kulwych riss erstaunt sein einziges Auge auf. »Mit dieser neuen Kraft werden wir also die Herrschaft
. . .
« Ein scharfes Fauchen ließ ihn mitten im Satz innehalten. »Äh, ich meine,
du
wirst, mein Herr. Avalon wird endlich dein sein.«Das dunkle Wesen drehte sich um den blutroten Kristall, umkreiste ihn langsam, bewunderte ihn, wie ein Maler ein Lebenswerk bestaunen würde, genoss die kleinste Einzelheit. »Das stimmt, mein Kleiner. Aber bevor ich mich größeren Plänen zuwende, werde ich mich zuerst um eine gewisse Kleinigkeit kümmern.«
    »Und das wäre, mein Herr?«
    »Ich werde ein für alle Mal Merlins wahren Erben auslöschen.«
    Die Spirale kreiste weiter. »Nach meiner Rechnung ist er erst siebzehn Jahre alt, für mich kaum ein Neugeborener. Seine schwachen Kräfte sollten sich bald zeigen. Und obwohl der Tag meines Triumphs näher kommt, haben wir davor noch viel zu tun. Dieser junge Zauberer könnte lästig werden, könnte ablenken. Außerdem wird es leicht genug und vor allem unterhaltsam sein, ihn zu beseitigen. Töricht wie er ist, wird er vermutlich seine neuen Kräfte fast so sehr fürchten wie mich! Also, mein Kulwych, werde ich ihm seine Sorgen nehmen – und sein Leben.«

Teil eins
    1
Eine gewaltige dunkle Hand
    W ind, kälter als der Atem eines Ogers, brauste über den Berggipfel. Er schleuderte scharfe Eissplitter auf den breiten flachen Stein an der Spitze – und auf die beiden Menschen, die sich dort aneinander drängten.
    »So k-k-kalt!«, sagte Elli schaudernd. Sie rutschte auf ihrem Sitz näher zu Tamwyn, so dass sich ihre Schultern ganz leicht berührten. Ihr Haar war von den Eisböen mit Reif überzogen und schimmerte weiß unter den nächtlichen Sternen, die Locken sahen aus wie Wellen im Winter.
    Tamwyn blies eine Atemwolke in die Luft und zuckte zusammen, als ihn ein Eisbrocken in den Nacken traf. »Ich weiß, dass es kalt ist. Aber es l-lässt sich aushalten, sobald sich dieser verfluchte Wind legt.«
    Elli klapperte mit den Zähnen. »Kannst du den Wind nicht dazu bringen, dass er nachlässt? Mit deinen neuen Kräften?«
    Tamwyn zuckte wieder zusammen,
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