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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens
Autoren: Lesley Pearse
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Dials mitgebracht hatten. Garth zog Mog gern mit ihrem Ehrgeiz auf, zur guten Gesellschaft gehören zu wollen, und meinte, dass sie demnächst darauf bestehen würde, ein Dienstmädchen einzustellen. Doch er und Belle wussten ganz genau, dass sie nie jemand anders die Pflege ihres Heims anvertrauen würde; sie liebte es zu sehr, um es von Fremden in Ordnung halten zu lassen.
    Normalerweise stellte das Wohnzimmer eine Oase der Ruhe vor dem Wirbel in der gut besuchten Schenke dar. Belle saß abends gern an dem Tisch beim Fenster, um Hüte zu entwerfen, aber da ihrklar war, dass sie heute Abend bei all dem Lärm nicht in der Lage wäre, sich zu konzentrieren, beschloss sie, nach unten zu gehen und nachzuschauen, was los war.
    Weil Garth nichts davon hielt, wenn sich Frauen in seinem Pub aufhielten, konnte Belle nur zur Tür hineinspähen. Trotz ihres begrenzten Blickfelds sah sie, dass das Lokal gesteckt voll mit jungen Männern war, die alle lautstark etwas zu trinken verlangten. Am erstaunlichsten fand sie, dass anscheinend sämtliche Bevölkerungsschichten vertreten waren. Neben den typischen Büroangestellten der City mit ihren steifen Hüten, dunklen Anzügen und gestärkten weißen Hemden standen Arbeiter und Handwerker mit Schirmmützen und schmuddeligen Arbeitshosen, und zwischen diesen beiden Extremen schien es nahezu alle anderen Berufsgruppen nebst entsprechender Bekleidung zu geben. Jimmy und Garth hatten Mühe, mit dem Einschenken nachzukommen.
    »Was um alles in der Welt ist da los?«, fragte sie Mog, die in der Küche Gläser spülte. »Dadrinnen müssen mindestens achtzig Männer sein. Was führt die heute Abend her?«
    »Sie haben sich alle freiwillig gemeldet«, sagte Mog und schüttelte den Kopf, als könnte sie einen solchen Wahnsinn nicht fassen.
    Vor zwei Wochen, am vierten August, waren die deutschen Truppen in Belgien einmarschiert, und daraufhin hatte England Deutschland den Krieg erklärt. Seither wurde über nichts anderes gesprochen. Die Zeitungen waren voll davon, an den Straßenecken standen Männer und diskutierten darüber, wie das alles ausgehen würde, und sogar die Frauen, die in Belles Laden kamen, sprachen über den Krieg. Einige von ihnen befürchteten, dass ihre Ehemänner oder Liebsten sich melden würden, während andere die Meinung vertraten, dass es die Pflicht jedes wehrfähigen Mannes sei, für sein Land zu kämpfen.
    Belle wusste genauso gut wie alle anderen, dass die britische Armee klein war, aber es hieß, dass die Soldaten besser ausgebildet als im übrigen Europa waren. Sie hätte nie erwartet, dass normale Männer wie diese hier begeistert zu den Waffen stürmen würden.
    »Was, alle?«, rief Belle und spähte wieder in den Schankraum. »Das sind ja nicht mal Männer! Die meisten sind ganz junge Burschen!«
    Nun, da sie den Grund für das Getöse, die geröteten Wangen und leuchtenden Augen kannte, lief es ihr kalt über den Rücken. In einigen von ihnen hatte sie die Söhne, Brüder oder Ehemänner von Frauen erkannt, die sie kannte, und sie fragte sich, wie sie darauf reagieren würden, dass sich ihre männlichen Angehörigen gemeldet hatten.
    »Anscheinend hat ein Soldat markige Reden geschwungen«, sagte Mog, als wäre das eine Erklärung für das impulsive Handeln der Männer. »Garth kam heute Nachmittag vorbei und sah, wie sie sich scharenweise meldeten. Er hatte selbst so ein Leuchten in den Augen, als er heimkam, doch zum Glück nehmen sie keinen, der über vierzig ist.«
    Leise Furcht regte sich in Belle. »Jimmy wird sich doch nicht melden, oder?«
    »Nicht wenn er bei klarem Verstand ist«, antwortete Mog und verzog das Gesicht, als wäre ihr die Vorstellung unerträglich. »Aber Männer sind komisch – wer weiß schon, was in ihren Köpfen vorgeht? Die meisten von ihnen sehnen sich nach ein bisschen Aufregung und Abenteuer. Hoffen wir also, dass es stimmt, was alle behaupten, und das Ganze bis Weihnachten vorbei ist.«
    Garth stieß die Tür auf und rief Mog zu, sich mit den Gläsern zu beeilen, und bat sie außerdem, nach draußen zu kommen und beim Bedienen zu helfen. Er muss wirklich ganz schön unter Druck stehen, wenn er sein Vorurteil gegen Frauen hinter der Theke überwindet, dachte Belle bei sich, als sie wieder nach oben ging. Aber sowie sie im Wohnzimmer saß, meldete sich erneut die Sorge um Jimmy.
    Bis heute hatte er die Ansicht vertreten, dass kriegerische Auseinandersetzungen etwas für Berufssoldaten waren, nicht für eine Horde
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