Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
hast du das mehr als wiedergutgemacht, als du zwei Jahre später in Paris durch die Tür gestürmt kamst, um mich vor Pascal zu retten.«
    Belle erschauerte unwillkürlich, als sie an das Grauen dachte, dem Pascal sie ausgesetzt hatte. Der geistesgestörte Mann hatte sie im Dachgeschoss seines Hauses eingekerkert und hätte sie zweifellos umgebracht, wenn es Etienne nicht gelungen wäre, sie dort aufzuspüren.
    Und Etienne hatte sie nicht nur befreit, sondern ihr geholfen, sich von diesem Albtraum zu erholen, indem er im Krankenhaus an ihrem Bett saß, sie ermutigte, sich auszuweinen, und ihr Hoffnung für die Zukunft gab. Belle erinnerte sich auch noch an den Tag, an dem Noah ihr erzählt hatte, dass Etiennes Frau und seine zwei Söhne bei einem Brand in ihrem Haus umgekommen waren. Es beschämte sie, dass ihre erste Reaktion der Gedanke gewesen war, dass Etienne jetzt frei war, nicht etwa Entsetzen über den grauenhaften Tod seiner Familie.
    Etienne bemerkte ihr Erschauern und war sich darüber im Klaren, dass sie verstört war, weil sein unerwarteter Besuch Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit geweckt hatte. Er hatte das Gefühl, dass er sie beide in die Gegenwart zurückholen musste.
    »Ich werde mich freiwillig melden, wenn ich wieder in Frankreich bin«, sagte er.
    »Oh nein, nur das nicht!«, keuchte sie.
    Etienne lachte leise. »Das ist die typisch weibliche Reaktion, aber es ist meine Pflicht, Belle. Und wieder einmal holt mich meine Vergangenheit ein. Ich habe mich nämlich als junger Mann vor dem Militärdienst gedrückt, indem ich nach England ging.«
    »Wird man dich dafür bestrafen?«, fragte sie.
    Er grinste. »Ich hoffe, die sind einfach froh, einen Soldaten mehr zu haben«, antwortete er. »Der ganze Drill wird mir nicht gefallen, Befehle zu befolgen schon gar nicht, und ich bin auch nicht so naiv zu glauben, dass es der Weg zum Ruhm ist, doch ich liebe Frankreich, und ich will verdammt sein, wenn ich tatenlos mit ansehe, wie es in die Hände der Deutschen fällt.«
    Sie sah ihn nachdenklich an. »Du bist einfallsreich und mutig, Etienne, und wirst einen guten Soldaten abgeben. Aber mir wäre es trotzdem lieber, wenn du auf deinem Hof wärst, um Zitronen zu ziehen und Hühner zu füttern.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wir können im Leben nicht immer den sicheren und angenehmen Weg gehen. In meiner Vergangenheit hat Gewalt eine große Rolle gespielt, und ich habe erlebt, was für furchtbare Dinge Menschen einander antun können. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Wissen noch einmal brauchen würde, doch anscheinend verlangt mein Land genau das von mir.«
    »Du bist ein guter, anständiger Mensch«, seufzte sie. »Pass bitte auf dich auf! Aber wenn du wirklich nicht mitkommen und Jimmy kennenlernen willst, schließe ich jetzt den Laden und gehe heim. Wir essen gern zusammen zu Abend, bevor das Lokal aufmacht.«
    »Ja, natürlich, lass dich von mir nicht aufhalten!«, erwiderte er, machte jedoch keine Anstalten, nach Hut und Mantel zu greifen. Er hätte ihr gern gesagt, dass er sie schon immer geliebt hatte, und sie in die Arme genommen und geküsst. Aber er wusste, dass es dafür zu spät war. Damals in Paris hatte er seine Chance gehabt und sie nicht genutzt. Jetzt gehörte sie einem anderen.
    »Geh du lieber zuerst. Ich möchte nicht ins Gerede kommen, weil ich mit einem Fremden auf der Straße gesehen worden bin«, sagte sie offen.
    Etienne zog seinen Mantel an. »Ich habe gefunden, was ich gesucht hatte«, sagte er leise. »Das Wissen, dass du glücklich und gut aufgehoben bist. Bleib glücklich und liebe deinen Jimmy von ganzem Herzen! Ich hoffe, eines Tages von Noah zu hören, dass ihr einen ganzen Stall voller Kinder habt.«
    Er nahm ihre Hand und küsste sie, drehte sich dann schnell um und ging.
    »Au revoir«, murmelte Belle, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Tränen brannten hinter ihren Lidern. Sie hätte ihm gern so viel mehr gesagt, gern so viel mehr über sein Leben erfahren.
    Mit sechzehn hatte sie geglaubt, ihn zu lieben. Noch heute wurde sie schamrot, wenn sie sich daran erinnerte, wie sie aus ihren Sachen und zu ihm in die Koje geschlüpft war, um sich ihm anzubieten. Er war ganz Gentleman gewesen; er hatte sie im Arm gehalten und geküsst, mehr aber nicht.
    Wenn sie jetzt als Erwachsene auf die furchtbaren Dinge zurückblickte, die sie vor ihrer Begegnung mit Etienne erlebt hatte, darauf, dass sie direkt vor ihrem Zuhause von der Straße weg entführt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher