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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re
Autoren: Anke Dietrich
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sagtest,
er war Schreiber
. Normalerweise hätte ich erwartet, du würdest sagen,
er ist Schreiber
im Tempel des Re. Dir kann unmöglich bekannt sein, dass Thut versucht hat, sich zu vergiften, wenn du nicht mit den Verschwörern unter einer Decke steckst.« Nehi lächelte triumphierend. »Seine Majestät hat niemandem außer mir eine Botschaft gesandt, in der er über diesen Vorfall berichtet hat. Nicht einmal die Große Königliche Gemahlin ist darüber informiert. Er tat das, um den oder die Auftraggeber des Priesters in Sicherheit zu wiegen. Also, Ramose, woher weißt du es? Könnte es sein, dass jener Arbeiter dir darüber berichtet hat, der in der darauffolgenden Nacht heimlich aus dem Lager floh?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst. Ich weiß auch nicht, von welchem Arbeiter du redest«, brauste Ramose gereizt auf. »Nur weil ich sagte,
er war Priester im Tempel des Re
, heißt das noch lange nicht, dass ich Thut den Auftrag gab, Seine Majestät zu töten. Das ist es doch, was ihr beiden mir unterstellen wollt.«
    »Er hat es aber beim Verhör, das der Pharao sofort durchführen ließ, gestanden«, log nun der Wesir, da er merkte, dass Ramose nicht so leicht einzuschüchtern war.
    »Er hat es gestanden?« Verblüfft riss der alte Mann die Augen auf. »Heißt das, er lebt noch?« Ramose wirkte völlig verstört. »Aber sagtest du nicht, Thut sei tot?«
    »Nein, das haben weder Nehi noch ich jemals behauptet.« Nebmaatre schmunzelte in sich hinein. »Dennoch, Thut hat ausgesagt, dass du ihm den Befehl erteilt hättest, das Gefolge des Königs dem Verdursten preiszugeben. Was sagst du nun?«
    Mit Ramoses Beherrschung war es vorbei. »Das ist eine infame Lüge!«, brüllte er empört. »Warum sollte ich Thut den Auftrag erteilt haben, Ramses zu töten?«
    »Weil du dich an ihm rächen wolltest, da er dich deines Amtes enthoben hat«, erwiderte Nebmaatre gelassen und lächelte wissend.
    »Oder aber, weil ein anderer Mann es so wollte, jemand, den wir bisher nicht kennen, doch auch ihn werden wir finden«, setzte Nehi hinzu. Er beugte sich Nebmaatre zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf der Prinz zustimmend nickte. Dann gab er einem der Wachhabenden ein Zeichen, Ramose abzuführen. Zuvor richtete er noch einmal das Wort an ihn. »Du stehst bis auf Weiteres unter Arrest und verbleibst bis zur Rückkehr Seiner Majestät im Tempelbezirk des Re!«
    »Wie du willst, Nehi«, knurrte Ramose erbost und sprang wutschnaubend von seinem Schemel auf, sodass dieser polternd umfiel. Ohne Widerstand ließ er sich alsdann von dem Soldaten abführen.
    »Ramose ist ein zäher Brocken«, gestand Nebmaatre, nachdem der Festgenommene aus dem Raum geführt worden war. »Ich hätte nie geglaubt, dass er sich durch unsere Flunkerei nicht einschüchtern lässt.«
    »Er ist eingeschüchtert, Hoheit«, erwiderte der Wesir. »Er war die ganze Zeit über völlig gefasst, doch zum Schluss hat er seine Beherrschung verloren.« Nachdenklich kratzte er sich unter seiner Perücke. »Ein Motiv für die Tat hätten wir, doch unsere Beweise stehen auf sehr tönernen Füßen. Nur weil Ramose von dem Priester in der Vergangenheit gesprochen hat, ist noch lange kein Beweis, dass er ihm auch den Auftrag für diesen hinterhältigen Anschlag gegeben hat. Ramses wird niemals zustimmen, ihn auf Grund dieses einen kleinen Wortes zu verurteilen. Das wäre gegen die Maat.«
    Der Prinz seufzte. »Aber was können wir tun, um ihn zu überführen? Ich bin mir sicher, dass er in die Sache verwickelt ist.«
    Resigniert zuckte Nehi mit den Schultern. »Ich ebenfalls, denn Ramose hat ein sehr starkes Motiv. Als ich ihn seines Amts enthob, war er völlig überrascht. Er hatte nicht im Traum damit gerechnet. Wir müssen versuchen, diesen Arbeiter zu finden. Wenn Ramose tatsächlich über alles informiert ist, dann nur durch diesen Mann.«
    »Ich kümmere mich darum«, versprach Nebmaatre. »Ich rede sofort mit dem Obersten Medjai-Hauptmann von Heliopolis. Er soll seine verlässlichsten Männer losschicken. Sie werden den Mann schon finden, selbst wenn er sich in der Wüste vergraben hat.«

ACHTUNDZWANZIG
     
     
     
     
     
     
     
    Meritusir konnte kaum noch stillstehen. Unruhig wie ein kleines Mädchen trat sie von einem Fuß auf den anderen und reckte den Hals, doch noch immer war die Flotte des Pharaos nicht in Sicht. Sie sah hinüber zu Netnebu, dem ihre Unruhe nicht entgangen war. Er grinste sie an, und sie lächelte flüchtig zurück, bevor
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