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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re
Autoren: Anke Dietrich
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nach, was man sagt, und tobt wie ein Wirbelwind durch den Garten und die Gänge des Hauses.« Sie lachte, und ihre grünen Augen leuchteten glücklich auf. »Komm, lass uns zusammen ins Badehaus gehen. Wir erfrischen uns. Anschließend sage ich seiner Amme, dass sie uns unseren Sohn bringen soll.«
    Sie standen auf und begaben sich ins Badehaus, wo Meritusir den Badediener und den Masseur hinausschickte, um mit Amunhotep allein zu sein. Sie schüttete ihrem Mann das warme, parfümierte Wasser über den Körper und wusch ihn anschließend. Dann begann sie, seine verhärteten Rückenmuskeln zu massieren. Dabei glitt ihr Blick über seinen Körper, und sie musste plötzlich laut lachen, denn Amunhoteps Gesäß und seine Oberschenkel leuchteten fast weiß im Vergleich zu seiner sonst beinahe schwarz gebräunten Haut.
    »Worüber amüsierst du dich?«, fragte er, doch Meritusir prustete weiter.
    Fragend drehte er ihr den Kopf zu.
    »Du müsstest dich nur mal von hinten sehen, dann wüsstest du, warum. Dein Hintern strahlt beinahe so hell, dass er mich blendet.« Sie gab ihm einen Klaps auf sein Hinterteil und lachte weiter.
    Amunhotep drehte sich auf den Rücken und sah an sich herunter. »Und wie sieht es von dieser Seite aus?«
    »Auch nicht viel besser, mein geliebter Gemahl.« Meritusir bog sich vor Lachen und hielt sich den Bauch. »Wandle bloß nicht im Dunkeln ohne Lendentuch durch die Gänge des Hauses. Du könntest die Dienerschaft und die Wachen zu Tode erschrecken«, meinte sie.
    Nun musste auch Amunhotep grinsen. Er griff nach ihren Armen und zog sie zu sich auf die Liege. »Hat Pharao nicht gesagt, du sollst deine Zunge im Zaum halten?«, fragte er sie gespielt streng, doch Meritusir schüttelte belustigt den Kopf.
    »Sicher, aber du bist nicht der Pharao.« Sie gab ihm einen Kuss. »Du musst mir unbedingt alles erzählen, was ihr erlebt habt«, bat sie ihn, nachdem sie seine Lippen wieder freigegeben hatte. Dann machte sie sich aus seiner Umarmung los und massierte und salbte seinen Körper zu Ende.
    Als sie später Arm in Arm in die Haupthalle traten, wartete bereits die nubische Amme mit Usirhotep auf dem Arm auf sie. Der Knabe trug eine frische, strahlend weiße Windel und hatte um den Hals die kleine Figur des Gottes Bes, die ihm sein Vater am Tage seiner Geburt geschenkt hatte.
    Meritusir ging zu der jungen Frau und nahm ihr den Knaben ab, der sofort die Ärmchen um ihren Hals schlang und aus neugierigen Augen zu dem fremden, großen Mann blickte, der mit seiner Mutter gekommen war.
    »Das ist dein Vater«, erklärte sie ihm und trug den Jungen zu Amunhotep.
    Der eben noch so neugierige Blick wich einem ängstlichen. Meritusir hatte ihrem Sohn zwar schon viel von seinem Vater erzählt, doch heute sah er ihn bewusst zum ersten Mal.
    »Was ist los, Usirhotep?«, wollte Meritusir stirnrunzelnd wissen. »Willst du deinem Vater nicht guten Tag sagen?«
    Verschüchtert klammerte sich der Knabe am Hals seiner Mutter fest und wusste nicht, wie er sich dem fremden Mann gegenüber verhalten sollte.
    Um ihm Mut zu machen, lächelte Amunhotep ihn freundlich an. »Ich erkenne dich überhaupt nicht wieder. Damals warst du noch winzig klein, aber nun bist du schon mächtig gewachsen.« Bei diesen Worten leuchteten Usirhoteps Augen stolz auf. »Kommst du auch zu mir auf den Arm?«
    Unschlüssig sah der Junge von dem Mann zu seiner Mutter, die ihm aufmunternd zunickte, während Amunhotep ihn auf den Arm nahm und liebevoll an seine Brust drückte. Zaghaft legte Usirhotep seine Ärmchen um den Hals des fremden Mannes, und überwältigt vor Glück schloss Amunhotep die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, bemerkte Meritusir in ihnen Tränen. Gerührt sah sie zu ihren beiden Männern und fiel dann ebenfalls Amunhotep um den Hals.
    »Ich liebe dich«, wisperte sie ihm ins Ohr. Auch ihre Augen waren feucht geworden.
    »Ich dich ebenfalls«, erwiderte er und legte ihr seinen linken Arm um die Schulter, um sie näher zu sich heranzuziehen. »Ich will dich und unseren Sohn nie wieder verlassen.«
    Sie sah zu ihm auf, und verlangend fanden sich ihrer beiden Lippen.
    Usirhotep hatte interessiert dem Wortwechsel gelauscht und nichts davon verstanden. Er saß auf dem Arm des fremden Manns, der sein Vater war, während dieser sich am Mund seiner Mutter festgesaugt zu haben schien. Zumindest löste er sich nicht mehr von ihren Lippen.
    Nachdenklich starrte er seine Eltern an.
    Irgendwie schienen sie ihn völlig vergessen zu haben, aber
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