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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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kehrte.
    Swinburne bedachte seinen Freund mit einem Seitenblick. »Was meinst du? Physisch nach Afrika zurückkehren oder die Zeit zurückdrehen? Was um alles in der Welt ist nur in dich gefahren? Du benimmst dich in letzter Zeit wie ein Bär mit einer wunden Tatze.«
    Burton schürzte die Lippen, schob seinen Stock in die Beuge seines Ellbogens und steckte die Hände in die Taschen.
    »Montague Penniforth.«
    »Wer?«
    »Er war ein Kutscher – und ein grundanständiger Mensch. Er kannte seinen Platz in der Gesellschaft, und obwohl der schlecht und der Lohn karg waren, führte er sein Leben, ohne sich zu beklagen.«
    »Und?«
    »Ich habe ihn aus seiner Welt in meine geschleift. Er wurde umgebracht, und es war meine Schuld.« Burton sah seinen Gefährten mit hartem Blick und verkniffener Miene an. »William Stroyan, 1854, Berbera. Damals habe ich die Eingeborenen unterschätzt.Ich hätte nicht gedacht, dass sie unser Lager angreifen würden. Doch das haben sie. Er wurde getötet. John Hanning Speke. Vergangenes Jahr hat er sich lieber in den Kopf geschossen, als sich mir in einer Debatte zu stellen. Jetzt ist die Hälfte seines Gehirns eine Maschine, und seine Gedanken sind nicht mehr die seinen. Edward Oxford …«
    »Der Mann, der aus der Zukunft hierher sprang.«
    »Ja. Und der versehentlich die Vergangenheit verändert hat. Er wollte das wieder in Ordnung bringen, und ich habe ihn umgebracht.«
    »Er war Spring Heeled Jack. Der Mann war wahnsinnig!«
    »Meine Beweggründe waren selbstsüchtig. Er hat mir offenbart, in welche Richtung mein Leben verlaufen würde. Ich habe ihm das Genick gebrochen, um die Gefahr zu bannen, dass er seine Mission erfolgreich beenden könnte. Ich wollte nicht der Mann werden, der in seiner Geschichtsschreibung vorkam.«
    Sie trotteten weiter durch nassen Unrat und Tierausscheidungen. Seltsamerweise war dieses Ende der Saint Martin’s Lane noch nicht von einer Müll-Krabbe aufgesucht worden.
    »Hätte er weitergelebt, Richard«, meinte Swinburne, »hätten die Technokraten und die Aufrührer ihn für ihre Zwecke eingesetzt. Wir hätten die Kontrolle über unser Schicksal verloren.«
    »Verweigert uns das Schicksal nicht allein durch seine Natur jede Kontrolle?«, konterte Burton.
    Swinburne lächelte. »Tut es das? Wenn dem so ist, dann liegt die Verantwortung für Mr Penniforths Tod – und die anderen Unglücksfälle, die du erwähnt hast – beim Schicksal, nicht bei dir.«
    »Wodurch ich zu dessen Werkzeug würde. Bismillah! Das hat mir grade noch gefehlt!«
    Burton blieb stehen und deutete auf eine Ladenfront. »Hier ist Pride-Manushi, das Velozipedgeschäft.«
    Sie überprüften die Türen und Fenster der Anlage. Keine Lichter brannten. Alles war gesichert. Sie spähten durch die Lückenim metallenen Rollgitter und erkannten keine Bewegung. Alles schien in Ordnung zu sein.
    »Brundleweed kommt als Nächstes«, murmelte Burton.
    »Gütiger Himmel!«, fluchte Swinburne und zog seinen Mantelkragen enger zusammen. »Ich kann dir wahrlich keinen Vorwurf machen, dass du dir wünschst, du wärst wieder auf dem Schwarzen Kontinent. Dort ist es wenigstens warm. Tausendfach verflucht sei dieser Regen!«
    Sie überquerten die Straße wieder. Als sie auf den Gehweg stiegen, trat ein Bettler aus einem schattigen Hauseingang. Er war ungepflegt und trug schäbige Kleidung. Wild wucherndes ergrauendes Haar umrahmte sein Gesicht. Es war ziemlich offensichtlich, dass er weder mit Kamm noch mit Seife allzu vertraut war.
    »Hab meine Arbeit verloren, meine Herren«, sagte er schnaufend, hob zum Gruß seine Tellermütze und entblößte darunter einen kahlen Schädel. »Und recht geschieht’s mir obendrein. Ich frag’ Sie, warum in Dreiteufelsnamen hab ich mich entschieden, ’n verflixter Philosoph zu werden, obwohl mein Geist fast immer durcheinander is’? Können Sie drei Pence erübrigen?«
    Swinburne kramte eine Münze aus der Tasche und warf sie dem Stadtstreicher zu. »Bitteschön, alter Freund. Sie waren Philosoph?«
    »Verbindlichsten Dank. Aye, war ich, mein Junge. Und hier kommt ein Rat als Gegenleistung für Ihr Geld: Das Leben dreht sich ums Überleben des Tauglichsten, und ’n kluger Mann denkt immer dran, dass er zwar wohl ein Spross der Vergangenheit, aber auch ein Vater der Zukunft ist. Wie dem auch sein mag …« Er biss auf das Drei-Pence-Stück und steckte es in die Tasche. »Spencer heiß ich, und ich bin recht erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Schönen
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