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Der Wolfstrank

Der Wolfstrank

Titel: Der Wolfstrank
Autoren: Jason Dark
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interessant, denn wir sahen die Gestalt, die geheult hatte.
    Sie hockte auf dem Boden. Halb in der Rinne, halb daneben. Und sie steckte tatsächlich in einer Falle, die zusätzlich mit einer Kette an der Wand verbunden war. Die Kreatur verhielt sich still. Sie saß auf dem Boden und hatte den Oberkörper nach vorn gebeugt. Sie lebte noch, denn wir bemerkten, dass ihr Körper zitterte, und wir hörten ein Geräusch, das uns mehr an ein Keuchen erinnerte als an ein normales Atmen.
    Um die beiden Lichtkegel kümmerte sich die Kreatur nicht. Auf den ersten Blick hin wussten wir, dass es sich bei diesem »Ding« nicht um einen Menschen handelte. Das Licht traf zwar einen Körper, aber keine Kleidung, es traf auch keine nackte Haut, sondern huschte über ein graues, feuchtes und klebriges Fell hinweg. Sicherlich hatte sich die Kreatur bei ihren Befreiungsversuchen über den feuchten Boden gewälzt.
    Das linke Bein steckte in der Falle!
    Es war wirklich ein böses Ding. Eine gefährliche Schnappfalle, die hochgestellt werden konnte. Wer sie dann berührte, war arm dran, denn wenn das Oberteil der Falle zuschlug, dann hackten sie rostigen Spitzen in den Körperteil und hielten ihn fest. Man musste schon einen Schlüssel besitzen, um das Verriegelungsschloss aufzuschließen. Erst dann konnte das halbrunde Oberteil wieder bewegt werden.
    »Das ist hinterlistig«, flüsterte mir Suko zu. »Für Mensch und Tier gleich schlimm.«
    Die Kreatur musste Suko’s Flüstern gehört haben, denn sie hob den Kopf an. Wir hatten die Bewegung gesehen und verfolgten sie mit den zwei Kegeln unserer Lampen.
    Suko und ich waren vorgewarnt. Dennoch zuckten wir zusammen, als wir sahen, welch eine Kreatur uns da anstarrte.
    Es war tatsächlich ein Wolf!
    Nein, nur auf den ersten Blick, wir hatten beide genügend Erfahrung auf diesem Gebiet, um erkennen zu können, dass sich in der Falle tatsächlich ein Werwolf verfangen hatte...
    ***
    Für einen Moment hielten wir die Luft an und starrten nur auf das, was uns das Licht bot.
    Der Kopf wurde vom Licht erfasst, die tückischen Augen und eine Schnauze, die breiter als spitz war und so gar nicht als Schnauze eines normalen Wolfes durchgehen konnte. So sah tatsächlich ein Werwolf aus.
    Er heulte nicht. Er glotzte nach vorn. Er sprang auch nicht hoch, aber er streckte seine Pfoten vor und kratzte mit den Krallen über den glatten Betonboden der Mittelrinne.
    »Also doch«, flüsterte Suko. »Bisher habe ich noch Hoffnung gehabt, dass es nicht so ist...«
    Ich gab ihm keine Antwort. Wir standen noch zu weit von der Kreatur entfernt, und ich wollte sehen, wie sie reagierte, wenn einer von uns näherkam.
    »Bleib du mal zurück«, flüsterte ich Suko zu.
    »Keine Sorge, ich gebe dir Rückendeckung.«
    Das war nicht nötig. Wenn wir es tatsächlich mit einem Werwolf zu tun hatten, würde ich ihn durch eine geweihte Silberkugel vernichten können. Das hatte ich jedoch nicht vor. Er war schon gefangen, und ich wollte dies ausnutzen.
    Im Moment hatten wir Vollmond. Nicht nur ideal für Vampire, sondern auch für Werwölfe. In diesen Nächten mutierten sie dann vom normalen Menschen zur Bestie, die töten wollte. Aber wenn die Nächte vorbei waren, veränderten sie sich wieder. Dann verwandelten sie sich manchmal zurück. Ansonsten suchten sie die Verstecke auf, um dort auf den Einbruch der Dunkelheit zu warten.
    Suko verließ seinen Platz. Er baute sich an der linken Tunnelseite auf und strahlte die Kreatur mit der Lampe an. In der rechten Hand hielt er jetzt seine Beretta.
    Bisher hatten wir die Kreatur nur heulen hören, jetzt begann sie zu knurren. Das Geräusch drang mir als leises, bösartiges Grollen entgegen. Dabei riss die Bestie ihre Schnauze noch weiter auf, um zu zeigen, wie gefährlich ihr Gebiss war.
    Dann stand sie auf.
    Eine schnelle, zuckende Bewegung, die vom Klirren der Kettenglieder begleitet wurde. Zugleich straffte sich die Kette, so dass das Tier zur Bewegungsunfähigkeit verdammt war. Es kam nicht von der Stelle. Die Spitzen der Falle hatten sich tief in seine linke Wade eingegraben. Das Fauchen wurde zu einem wütenden Heulen. Die Augen schimmerten wie kalte Laternen, und wieder versuchte die Bestie sich nach vorn zu werfen, was ihr misslang. Die Kette war einfach zu stark, und die Falle saß zu fest.
    Die Erfahrung hatte uns gelehrt, dass ein Werwolf darauf aus war, Menschen zu bekommen. Sie zu töten. Sie zu vernichten, ähnlich wie ein Zombie. Er war zur Bestie mutiert und mit dem
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