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Der Wolfstrank

Der Wolfstrank

Titel: Der Wolfstrank
Autoren: Jason Dark
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Keim des Bösen infiziert, er konnte nicht anders.
    Das passte mir nicht. Auch wenn er gefesselt war, er würde versuchen, zuzuschlagen und mich zu Boden zu reißen.
    Deshalb hielt ich den nötigen Abstand. Unser Erscheinen hatte ihn seine eigenen Schmerzen vergessen lassen. Der Kopf wurde hart hin- und herbewegt. Er tanzte vor meinen Augen. Seine Schnauze stand weit offen, immer wieder schnappten die beiden Kieferhälften zu, und dazwischen hörte ich das Rasseln der Kette.
    Mit einem Schuss wäre alles gelöst worden.
    Ich feuerte nicht.
    Er tobte weiter. Irgendwann würde er zusammenbrechen, und dann mussten wir versuchen, ihn zu fesseln. Ich wollte, dass er als normaler Mensch erwachte.
    Die Falle war wie ein Gebiss. Sie ließ ihn nicht los. Bei jeder Bewegung gruben sich die Zinken tiefer in das Fleisch seines Beins hinein, aus denen schon einige Fleischbrocken und Felllappen herausgerissen waren.
    Sein Heulen und seine Schreie gellten durch den Tunnel. Sie donnerten als Echos über den kahlen Beton hinweg. Vor der Schnauze sprühte heller Schaum. Die Zähne schlugen immer wieder zusammen, ohne allerdings ein Ziel zu treffen.
    Mir wehte zusammen mit dem Toben und Kreischen ein scharfer Geruch entgegen. Es stank nach Raubtier, aber irgendwie auch nach Blut. Zumindest glaubte ich, dies zu riechen. Die Falle schlitterte über den Boden, die Kettenglieder klirrten, und es hatte sich nichts verändert. Ich war frei, er war gefangen.
    Noch ein Versuch!
    Ein Sprung, der ihn nahe an mich heranbrachte. Er lag schräg in der Luft. Die Zinken der Falle hielten ihn eisern, er zuckte wieder zurück. Mir klatschte dieser warme Schaum ins Gesicht, den ich wegwischte, und dann sah ich meinen Freund Suko in Aktion. Er konnte nicht mehr mit ansehen, was hier ablief. Er wollte den Werwolf nicht weiter toben lassen, bis er vor Erschöpfung zusammenbrach, wenn überhaupt, er griff ein.
    Und er schlug zu.
    Suko hatte sich einen Stein besorgt und holte damit aus. Der Schlag erwischte den Kopf und den Nacken der Gestalt, die aufheulte, mit den Pranken noch um sich schlug und dann zusammenbrach, als hätte man ihr die Beine unter dem Körper weggetreten.
    Die Bestie fiel jaulend auf den Rücken. Sie war nicht bewusstlos, aber angeschlagen.
    »Die Handschellen, John!«, schrie Suko mir zu.
    Er hatte seine, ich meine eigenen. Ich brauchte auch keine Frage zu stellen, denn ich wusste, wie wir die Gunst der Stunde nutzen konnten.
    Das rechte Hand- und das Fußgelenk wurden zusammengekettet. Das übernahm Suko. Ich kümmerte mich um die andere Seite und verband meine Handschelle mit dem Gelenk und der mörderischen Falle. Er lag auf dem Boden und in einer so verkehrten Haltung, dass er nicht mehr auf die Beine kommen konnte, so sehr er sich bemühte.
    »Wir haben ihn!«, sagte Suko und lachte.
    Ich trat zurück und atmete tief durch. »Klar, wir haben ihn, und jetzt?«
    »Ganz einfach, John. Du rufst einen Arzt an. Der erscheint hier und wird ihn mit einem starken Mittel betäuben. Die Falle kriegen wir auch noch auf. Ich nehme an, dass er sich wieder zurückverwandeln wird, und dann sehen wir weiter.«
    Der Plan war gut.
    »Das hätte direkt von mir sein können«, sagte ich, verließ den Tunnel und holte das Handy hervor, um aus der Theorie Praxis werden zu lassen...
    ***
    Marlene King wurde von der Nässe wach, die gegen ihre Wange drückte. Zuerst wusste sie nicht, wo sie sich befand. Ihr Kopf schien um das Doppelte angewachsen zu sein. In ihm rumorte es. Sie spürte die Schmerzen. Der Hals war innen ebenso verschleimt wie der Mund, aber unter ihr war es weich, nachgiebig. Sie musste sich zur Seite drehen, um Luft zu holen, und die letzte Zeit kam ihr vor wie ein Traum, der jetzt sein Ende gefunden hatte.
    Sie drehte sich herum, weg von der Feuchtigkeit. Da erst wurde ihr klar, dass sie auf einem Bett lag, und zwar auf ihrem Bett, und das stand in ihrem Schlafzimmer.
    Marlene konnte sich nicht daran erinnern, wie sie dort hingekommen war. Zwar stürmten die schrecklichen Erinnerungen auf sie ein, aber sie war leider nicht in der Lage, sie in eine bestimmte Richtung zu lenken. Es war alles so anders geworden um sie herum. Es war dunkel, die Luft schien zu stehen, und Marlene hatte Schwierigkeiten, sie zu atmen. In der Brust spürte sie einen großen Druck. Sie hatte auch verheulte Augen und feuchte Hände. Überhaupt war ihr Körper in Schweiß gebadet.
    Nach einigen Sekunden stellte Marlene King fest, dass sie quer über ihr Bett
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