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Der widerspenstige Highlander

Titel: Der widerspenstige Highlander
Autoren: Kinley MacGregor
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war das denn?«, fragte er verdutzt.
    »Ich wünschte, du wärest noch klein genug, dass ich dir die Tracht Prügel verabreichen könnte, die du verdienst.«
    »Mutter, ich bin verletzt.«
    »Aye, und zwar am Kopf.«
    Er war entsetzt. So hatte sie noch nie mit ihm geredet. »Was ist denn in dich gefahren?«
    »Zorn, hauptsächlich. Ich will wissen, warum du so ein feines Mädel mit diesem Tunichtgut ziehen lässt. Er wird sie unglücklich machen, das weißt du genau. Ich kann nicht glauben, dass du so etwas tust. Mögen die Heiligen mich davor bewahren, aber ich dachte, ich hätte dich besser erzogen, jetzt muss ich entdecken, wie sehr ich mich geirrt habe.«
    Sie bekreuzigte sich und begann für seine verlorene, fehlgeleitete Seele zu beten.
    Ewan beobachtete sie mit offenem Mund, er begriff immer noch nicht, was sie tat und weshalb. »Ausgerechnet du möchtest, dass ich mich zwischen die beiden dränge?«
    Sie brach mitten im Gebet ab und starrte ihn eine volle Minute lang erbost an.
    Dann seufzte sie leidgeprüft und setzte sich auf sein Bett. So saß sie mehrere Augenblicke, bewegte sich nicht und sprach nicht.
    Er konnte nicht sagen, ob sie nur ihre Gedanken sammelte oder sich bereit machte, ihn erneut zu schlagen.
    Als sie schließlich zu sprechen begann, rutschte er vorsichtshalber ein Stückchen zurück.
    »Ewan«, sagte sie, als trüge sie die Last der Welt auf ihren Schultern, »ich habe dein ganzes Leben lang versucht, dich glücklich zu machen, und es betrübt mich zutiefst, dass ich so jämmerlich versagt habe.«
    »Mutter...«
    »Nein«, fiel sie ihm ins Wort und hielt dazu eine Hand hoch. »Lass mich ausreden.«
    Ein geistesabwesender Ausdruck trat in ihre Augen, als sie sich an seine Kindheit erinnerte.
    Ewan erschauerte unwillkürlich unbehaglich. Wenn sie sich an zu viel aus seiner frühen Jugend erinnerte, wäre er ernsthaft in Schwierigkeiten.
    »Anders als dein Vater und deine Brüder wusste ich, warum du dich so von uns zurückgezogen hast. Das habe ich immer schon gewusst. Denkst du, ich hätte vergessen, wie verletzt du mich angeschaut hast, als du gerade vier warst und schon zu groß und schwer für mich, um dich auf den Arm zu nehmen und herumzutragen? Du hast mich immer vorwurfsvoll angesehen, wenn ich Braden auf dem Arm hatte. Ich konnte genau erkennen, wie gekränkt du warst.«
    Er öffnete seinen Mund, um es abzustreiten, aber sie gebot ihm zu schweigen, indem sie ihm die Hand auf die Lippen legte.
    »Ich habe stundenlang geweint, mir gewünscht, größer und stärker zu sein, um dich tragen zu können, wie du es wolltest. Aber es war zu spät. Von dem Tage an hast du mich und alle anderen, die auf dich zugehen wollten, von dir gestoßen. Es hat mir schier das Herz gebrochen, dass du beschlossen hattest, keine Verwendung für mich und meine Umarmungen zu haben.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach er entschieden, obwohl er in seinem Herzen wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Es hatte ihn immer verletzt, dass seine Brüder alles bekamen, während er sich selbst überlassen blieb.
    Das war auch der Grund, weshalb Kieran ihm so viel bedeutet hatte. Ihr Vater hatte sich besonders um Lochlan gekümmert - aber seine anderen Söhne weitestgehend links liegen gelassen. Braden war als Jüngster der Liebling ihrer Mutter gewesen, und Kieran hatte sich um Ewan gekümmert.
    Braden dagegen hatte Ewan stets geärgert und ihm Streiche gespielt. Lochlan hatte selten Geduld mit ihm. Kieran allein hatte sich die Mühe gemacht, sich mit ihm anzufreunden.
    »Aye, es stimmt«, beharrte seine Mutter. »Jedes Mal, wenn ich dich umarmen wollte, hast du dich versteift und bist weggegangen.«
    Sie schaute ihn eindringlich an. »Du versteifst dich nicht, wenn Nora dich berührt, Ewan. Als ihr beide euch vorhin unten in der Halle gestritten habt, konnte ich sehen, wie du sie anschaust. Die Sehnsucht in deinen Augen, als sie die Hand nach dir ausstreckte.«
    Ewan starrte an ihr vorbei auf die Wand, während ihre Worte in sein Innerstes vordrangen und der Schmerz aus Vergangenheit und Gegenwart in ihm wütete.
    »Ich weiß, du warst niemals glücklich, solange du hier bei uns gelebt hast. Dein Vater war gemein zu dir, obwohl du dich so bemüht hast, es ihm recht zu machen. Er hat dich hart verurteilt, und ich will dafür keine Entschuldigungen vorschieben. Aber er hat dich geliebt, Ewan. Seine letzten Worte vor seinem Tod galten dir.«
    »Weil er nicht glaubte, dass ich alleine zurechtkomme.«
    »Nein, das war
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