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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher
Autoren: Michael Connelly
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verstehst du?«
    »Ich glaube schon. Dann also bis morgen Abend.«
    Damit ging Bosch. Chu stand mit dem Auto bereits vor dem Tor, und Bosch stieg auf der Beifahrerseite ein.
    »Und?«, fragte Chu. »Hat sie dir ihre Nummer gegeben?«
    »Fahr einfach«, sagte Bosch.

[home]
    41
    A m Mittwochmorgen beschlossen Bosch und Chu, ins Gericht zu gehen, um den ersten Schritt des strafrechtlichen Verfahrens gegen Chilton Hardy mitzuverfolgen. Obwohl ihre Anwesenheit nicht erforderlich war, wenn Hardy zur Anklageerhebung dem Gericht zum ersten Mal vorgeführt wurde, wollten sich Bosch und sein Partner diesen Moment nicht entgehen lassen. Es kam selten vor, dass ein Ermittler ein richtiges Monster zur Strecke brachte, und Hardy war eins. Sie wollten sehen, wie er in Ketten in den Saal geführt und öffentlich unter Anklage gestellt wurde.
    Bosch hatte sich im MDC erkundigt und wusste, dass Hardy im Bus für weiße Häftlinge befördert würde. Dieser Bus fuhr als zweiter aus dem Gefängnis ab. Das hieß, Hardys Gerichtstermin fand nicht vor zehn Uhr statt. Damit blieb Bosch genügend Zeit, um einen Kaffee zu trinken und die Zeitungsmeldungen zu studieren, in denen die Ermittlungsergebnisse Niederschlag gefunden hatten.
    Sie ließen die Telefone in ihrem Abteil unbeantwortet läuten, wenn Journalisten und TV -Producer anriefen, um einen Kommentar oder Einblicke in das laufende Verfahren zu bekommen.
    Bosch beschloss deshalb, dem Lärm zu entfliehen und ins Gericht hinüberzugehen. Als er und Chu aufstanden und in ihre Sakkos schlüpften – ohne vorherige Absprache waren beide in ihren besten Anzügen erschienen –, konnte Bosch die Blicke des gesamten Bereitschaftsraums auf sich und seinem Partner spüren. Er ging zu Tim Marcias Schreibtisch und sagte ihm, was sie vorhatten und dass sie nach Hardys Verhandlung sofort zurückkommen würden, außer der Ankläger, dem der Fall zugeteilt worden war, wollte sie anschließend noch sprechen.
    »Wer bekommt den Fall?«, fragte Marcia.
    »Maggie McPherson«, sagte Bosch.
    »McPherson? Ist sie nicht im Valley oben?«
    »Gewesen. Jetzt ist sie bei Kapitalverbrechen. Das kann uns nur recht sein.«
    Marcia nickte zustimmend.
    Bosch und Chu fuhren im Lift nach unten. Vor dem PAB warteten schon mehrere Reporter. Einige von ihnen erkannten Bosch, und das löste den Ansturm aus. Bosch wimmelte die Meute mit einem barschen »Kein Kommentar« ab und ging mit Chu einfach weiter. Sie überquerten die First Street, und Bosch deutete auf das klotzige Times Building.
    »Sag deiner Freundin, dass sie heute eine klasse Meldung geschrieben hat.«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass sie nicht meine Freundin ist«, protestierte Chu. »Ich habe einen Fehler gemacht, und den habe ich ausgebügelt. Ich habe den Artikel nicht gelesen, und was sie an Info dafür bekommen hat, hat sie nicht von mir.«
    Bosch nickte und beschloss, Chu nicht mehr damit zu triezen. Die Sache war vom Tisch.
    »Und was macht deine Freundin?«, stichelte Chu seinerseits.
    »Meine Freundin? Ich werde sie fragen, wenn ich sie treffe, und sage dir dann Bescheid.«
    »Also echt, Harry. Bei der musst du unbedingt zuschlagen. Wie die dich angesehen hat.«
    »Täusche ich mich, oder hast du dich nicht erst kürzlich voll in die Scheiße geritten, weil du aus einem dienstlichen Verhältnis mehr als ein dienstliches Verhältnis hast werden lassen?«
    »Bei dir liegt der Fall doch ganz anders.«
    Boschs Handy begann zu summen, und er holte es heraus und schaute auf das Display. Wenn man vom Teufel sprach – es war Hannah Stone. Bosch deutete auf das Handy, als er dranging, damit Chu wusste, dass er im Hintergrund nichts sagen sollte.
    »Dr. Stone?«
    »Das heißt wohl, du bist nicht allein.«
    Sie hörte sich angespannt an.
    »Ja. Was gibt’s?«
    »Na ja, ich weiß auch nicht, ob es was zu bedeuten hat, aber Clayton Pell ist gestern Abend nicht ins Zentrum zurückgekommen, und wie sich herausgestellt hat, ist er auch nicht zur Arbeit erschienen, nachdem er diese eidesstattliche Versicherung unterschrieben hat.«
    Bosch blieb auf dem Gehsteig stehen. Das musste er erst verarbeiten. »Und er ist immer noch nicht aufgetaucht?«
    »Nein, ich habe es erst erfahren, als ich vorhin zur Arbeit gekommen bin.«
    »Wer hat bei seiner Arbeitsstelle angerufen?«
    »Ich. Und ich habe auch mit seinem Chef gesprochen. Er hat gesagt, Clayton habe sich gestern krankgemeldet und sei nicht aufgetaucht. Aber hier ist er sofort weg, nachdem du gegangen
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