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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Siedler des gesamten Gamuzana-Settlements zusammenhielten und etliche Landräuber dazu brachten, ihr Glück anderswo zu suchen.

8.
    A uch wenn ein Mann ums Leben gekommen war, so erleichterte es Walther doch, dass die Angelegenheit ohne große Probleme abgelaufen war. Damit würde in dieser Gegend für die nächste Zeit Frieden herrschen. Er nahm sich vor, bald wieder mit Po’ha-bet’chy und dessen Komantschen zu handeln. Vorher jedoch wollte er jene Sache klären, die ihm unaufschiebbar erschien.
    Nachdem er sich von seinen Nachbarn verabschiedet hatte, kehrte Walther auf seine Farm zurück und überlegte sich unterwegs die passenden Worte. Leicht würde es ihm nicht fallen, das wusste er. Doch die Umstände zwangen ihn dazu, sich eine neue Frau zu nehmen.
    Als er auf den Hof einritt, war er froh, Gertrude im Garten arbeiten zu sehen. Er stieg ab, reichte Pepe die Zügel und ging mit entschlossenen Schritten auf die Frau zu.
    »Du bist sehr fleißig!«, lobte er sie.
    Gertrude sah auf und lächelte. »Ich helfe nur Nizhoni. Sie hat mir versprochen, dass ich ein Viertel des Samens, den wir ziehen werden, für Alberts Farm verwenden darf.«
    Ihr zärtlicher Tonfall hätte Walther verraten können, woher der Wind wehte, doch er achtete nicht darauf.
    »Du bist wirklich sehr fleißig«, wiederholte er. »Du kommst mit Josef gut zurecht, bist eine fleißige Farmerin und auch sonst eine sehr angenehme Person. Daher hatte ich mir gedacht, ob wir vielleicht …«
    Er brach ab, weil er das Gefühl hatte, mit der Tür ins Haus zu fallen, und suchte einen neuen Ansatz.
    »Ich bin Witwer, und deine Ehe wurde geschieden. Zwar bist du Katholikin, aber ich habe mit Father Patrick gesprochen, und er meinte, das wäre hier in Texas kein Hinderungsgrund für eine neue Ehe.«
    »Dass ich Katholikin bin?«, fragte Gertrude mit einem kleinen Spottteufelchen in den Augen.
    »Nein, ich meine die Scheidung. Das ist doch im Grunde dasselbe, wie wenn die Ehe aufgelöst worden wäre. Du kannst wieder heiraten, und ich brauche eine Frau.«
    Jetzt war es ausgesprochen. Noch während Walther Gertrude hoffnungsvoll anblickte, schüttelte diese den Kopf.
    »Dein Antrag ehrt mich wirklich. Aber es kann nichts daraus werden. Gestern hat Albert Poulain mich gebeten, seine Frau zu werden, und ich habe ja gesagt.«
    »Poulain? Aber …« Walthers ganze Haltung drückte die Enttäuschung aus, von diesem Mann ausgestochen worden zu sein.
    »Ja, Albert Poulain! Er hatte sich Father Patricks Hilfe versichert, und dieser versprach mir, dafür zu sorgen, dass meine Ehe mit Jakob Schüdle aufgelöst wird, so, wie es sich gehört. Jetzt zieh kein solches Gesicht. Du weißt, ich mag dich, aber eine Ehe zwischen uns ginge nicht gut. Du wärst nie mit dem Herzen dabei, während Albert mich wirklich liebt.«
    »Nun, wenn es deine Entscheidung ist!« Walther wollte sich abwenden, doch da legte Gertrude ihm die Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück.
    »Es ist besser für uns beide, glaube mir. Wir würden nebeneinanderher leben und niemals glücklich werden.«
    »Wenn du das sagst!« Walther klang beleidigt, denn er hatte sich vorgenommen, Gertrude ein guter Ehemann zu sein.
    Die Frau blickte ihn kopfschüttelnd an. »Ja, ich sage es! Ich könnte dir nie die Frau sein, die Gisela für dich war, und deinen Söhnen nicht die Mutter, die sie verdienen. Oh, Walther! Du hast Augen im Kopf, aber du kannst nicht sehen!«
    »Wie meinst du das?«, fragte er verwirrt.
    »Komm mit!« Gertrude schob ihn in Richtung des Hauses und öffnete dort vorsichtig die Tür.
    »Sieh doch!«, sagte sie leise und trat beiseite.
    Walther blickte hinein und sah Nizhoni, die eben den Kleinen herzte, während sich gleichzeitig Josef vertrauensvoll an sie schmiegte.
    »Wenn du eine Mutter für deine Kinder suchst, dann hast du sie hier. Vergiss nicht, du hast Nizhoni das Leben beider Söhne zu verdanken. Bei Josef war sie selbst die Amme, und für dessen Bruder hat sie alles getan, damit er überleben konnte. Sie war Giselas beste Freundin und ist bei ihr geblieben, während wir anderen sie alle im Stich gelassen haben. Nizhoni liebt die Kinder über alles! Vielleicht lernt sie sogar, dich zu lieben, wenn du dich anstrengst.«
    »Aber sie ist eine Indianerin!«, stieß Walther aus.
    Gertrudes Blick wurde kalt. »Wenn du sie deswegen nicht heiraten willst oder Angst davor hast, von den amerikanischen Texanern verachtet zu werden, bist du nicht der Mann, für den Gisela und ich dich
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