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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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zurück, und seine Pistole entlud sich in der Luft. Dann stürzte er zu Boden und blieb stocksteif liegen.
    »Verdammt! Hättest du nicht schneller sein können?«, entfuhr es Spencer, der instinktiv fühlte, dass vor allem Walthers Autorität die Siedler zusammenhielt und er sich nach dessen Tod vielleicht doch hätte durchsetzen können.
    »Verschwinden Sie, und lassen Sie sich niemals mehr hier blicken!«, fuhr Walther ihn an.
    Mit einer Bewegung, die seine Wut verriet, befahl Spencer seinen drei verbliebenen Knechten, den Wagen anzuspannen, und stieg danach auf den Bock. Nachdem er an Walther vorbeigefahren war, drehte er sich noch einmal zu diesem um.
    »Wir beide sind noch nicht fertig miteinander – noch lange nicht!«
    Als Walther seine Büchse hob und den Hahn spannte, bekam Spencer es mit der Angst zu tun und peitschte die beiden Pferde, bis diese im Galopp dahinrannten und der Wagen wie ein Ball über jede Bodenwelle hüpfte. Spencers drei Handlanger gaben Fersengeld, ohne sich um ihren toten Kumpan zu scheren. Nur Lionbaker blieb zurück und starrte verständnislos hinter den Fliehenden her.
    »Colonel Spencer! Nehmen Sie mich doch mit!«, rief er, obwohl dieser ihn längst nicht mehr hören konnte.
    »Sie sollten besser auf den Gaul dieses Kerls dort steigen und Ihren Freunden folgen«, riet Thierry ihm.
    »Reiten?« Lionbaker war anzusehen, dass er den Bock eines Wagens einem Sattel jederzeit vorzog. Da er jedoch begriff, dass er sonst zu Fuß würde laufen müssen, quälte er sich damit ab, den Gaul zu satteln.
    Schließlich kam Quique ihm zu Hilfe. »So wird das nichts, Señor«, meinte er spöttisch und drehte den Sattel um.
    Der junge Tejano zog dem anderen auch noch den Sattelgurt fest. Doch als er ihm auch noch aufs Pferd helfen wollte, wich der vor ihm zurück.
    »Sie sind ein Mörder! Ich werde dem Sheriff melden, dass Sie einen ehrlichen Amerikaner hinterrücks erschossen haben.«
    »Hier sind genügend ehrliche Texaner, die bezeugen können, dass es Notwehr war. Außerdem gibt es hier noch keinen Sheriff. Aber gut, dass Sie uns darauf aufmerksam machen. Wir werden einen wählen!«
    Nach diesen Worten trat Walther auf Lionbaker zu, packte diesen an Kragen und Hosenboden und wuchtete ihn aufs Pferd.
    Kaum hielt der Mann die Zügel in der Hand, versetzte Quique dem Gaul einen Schlag und sah mit grimmiger Zufriedenheit zu, wie dieser antrabte und sein Reiter sich verzweifelt bemühte, oben zu bleiben.
    »Was meinst du, Julio? Wird er es bis zur nächsten Stadt schaffen, oder wird ihn das Pferd vorher abwerfen?«, fragte Quique seinen Vormann.
    »Um das herauszufinden, müssten wir dem Mann folgen – und das ist er wohl nicht wert«, antwortete Julio und lenkte sein Pferd neben das Walthers.
    »Was machen wir jetzt, Señor?«
    Walther blickte mit brennenden Augen auf die Gräber von Rosita Jemelin und ihrer Kinder. Spencer und dessen Schurken hatten die Kreuze umgetreten und waren darauf herumgetrampelt.
    »Bringt die Gräber bitte wieder in Ordnung! Das sind wir unserem Freund Diego Jemelin und seiner Familie schuldig. Was die Hütte betrifft, so baut sie fertig. Wir werden die Rinder und Pferde bald trennen müssen. Eine Herde kann hier weiden, und ihr habt auch gleich ein Dach über dem Kopf. Errichtet einen festen Zaun um die Gräber, damit sie vor den Tieren geschützt sind. Was den Toten dort betrifft«, damit zeigte er auf Dyson, »so begrabt ihn irgendwo an einer einsamen Stelle. Er soll Rositas Totenruhe nicht stören.«
    »
Si,
Señor, das tun wir!«
    Während Julio mehrere Vaqueros bestimmte, die unter Quiques Führung hierbleiben sollten, trat Sanchez auf Walther zu.
    »Danke, Señor, dass Sie das Andenken von Diego und Rosita Jemelin so in Ehren halten. Wir freuen uns, Sie als unseren Anführer zu haben. Dieser Spencer hat gezeigt, wozu Americanos fähig sind.«
    »Spencer ist ein Schurke und ein Mörder! Das sind nur wenige in Texas. Aber wer auch immer hierherkommt – wir werden unser Recht zu verteidigen wissen! Ich danke euch, dass ihr mir heute geholfen habt. Wenn ihr einmal Hilfe braucht, werdet ihr nicht vergeblich an meine Tür klopfen.«
    Walther reichte jedem seiner Nachbarn die Hand, ganz gleich, ob mexikanischer, irischer, polnischer, sizilianischer oder französischer Abstammung, und sprach ihnen seinen Dank aus. Zwar wäre er mit Spencer und dessen Leuten auch allein mit seinen Vaqueros fertig geworden, doch nun würde es sich im ganzen Land verbreiten, dass die
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