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Der Weihnachtswunsch

Der Weihnachtswunsch

Titel: Der Weihnachtswunsch
Autoren: Richard Paul Evans
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seine Hand.
    Er fuhr zum ersten Terminal und parkte zwischen zwei Wagen am Bordsteig ein. Dann beugte er sich zu ihr hinüber. »Komm, verabschieden wir uns nicht auf diese Weise.«
    Juliet wischte sich über die Augen. »Gut.« Sie legte den Kopf auf seine Schulter. »Es ist nicht nur der Empfang. Ich weiß, dass dein Vater nicht für dich da war, aber ihn von der Hochzeit auszuschließen ist falsch. Ich fürchte, dass du das eines Tages bereuen wirst.«
    Jimmy drückte sie an sich, antwortete jedoch nicht.
    »Ich will nur, dass du glücklich bist.«
    »Ich verspreche, darüber nachzudenken«, erklärte er. Sie küssten einander. »Wir könnten ja durchbrennen.«
    »Das kann ich meiner Familie nicht antun. Meine Schwestern freuen sich schon so darauf, Brautjungfern zu sein. Und ich freue mich darauf, deine Braut zu sein. Du solltest mal mein Kleid sehen. Es ist wunderschön.«
    »Wie du.«
    Sie küssten einander erneut.
    Im selben Augenblick klopfte eine Polizistin an die Tür. »Leute, hier herrscht Parkverbot.«
    »Entschuldigung«, sagte Jimmy. Sie stiegen beide aus, und er riss den Koffer aus dem Wagen.
    Auf dem Gehweg tauschten sie noch einmal Küsse. In Juliets Augen glitzerten Tränen. »Komm bald wieder nach Hause. Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch. Mehr als ich es je für möglich gehalten hätte.« Jimmy griff seinen Koffer und ging zum Flughafengebäude. Bevor er es betrat, winkte er Juliet noch einmal zu.
    Sie blies ihm einen Kuss zu.
    Die Polizistin trat neben sie. »Ihr Mann?«
    »Fast.«
    »Einer von der besten Sorte«, meinte die Frau. »Nun fahren Sie mal Ihr Auto weg, damit wir uns den Strafzettel sparen können.«

Fünftes Kapitel
    Der Freitag, an dem die Zeitung James Kiers Tod verkündete, begann wie jeder andere. Morgens um sechs traf sich Kier mit Tim Brey, dem Geschäftsführer seines Unternehmens, zu ihrem wöchentlichen Squash-Spiel. Wie üblich, gewann Kier jeden Satz. Anschließend machte er bei Starbucks in der 4th South Halt, wo er einen großen Café Latte trank und die Schlagzeilen des Tages in der Salt Lake Tribune, im Wall Street Journal und in der Financial Times las. Dann fuhr er nach Hause, duschte und zog sich an. Normalerweise war er um neun bei der Arbeit, aber heute hatte er zuvor noch einen Termin bei seinem Juwelier. Dieser hatte einen Ring entworfen, den Kier seiner Freundin zu Weihnachten schenken wollte: einen breiten Platinring mit zweikarätigen Diamanten in Navette-Schliff.
    Obwohl es auf der Rückseite seines Firmengebäudes einen Privateingang gab, benutzte Kier immer die Vordertür, damit seine Mitarbeiter wussten, dass er da war. Das war nicht ohne Wirkung. Bei seinem Eintreffen beendeten die Beschäftigten umgehend ihr müßiges Geplauder und sprangen so schnell an ihre Arbeit wie Autofahrer auf die Bremse treten, sobald sie auf der Autobahn einen Polizeiwagen entdeckten. Auf die Frage eines Reporters, wie viele Personen in der Kier Company arbeiteten, hatte Kier einmal geantwortet: »Etwa die Hälfte.«
    Er ging am Empfang vorbei ans Ende des Korridors, wo seine Sekretärin Linda Nash vor dem Eingang zu seinem Eckbüro saß.
    Das Firmengebäude war schlicht gehalten – ein Arbeitsort, der nur auf Funktionalität hin ausgelegt war und daher auf alle Extras verzichtete.
    »Ein Bild an der Wand bringt mir kein Geld ein«, pflegte Kier zu sagen. Das, was es an Raumschmuck gab – ein paar Pflanzen und Wandbehänge – hatte seine Frau Sara vor Jahren aufgestellt bzw. angebracht.
    Obwohl Thanksgiving bereits vorüber war, befand sich auffälligerweise auch keinerlei Weihnachtsschmuck im Büro. Kier hielt nichts davon, Geld für dekorativen Tand zu verschwenden, und er machte sofort jeden nieder, der das tat.
    Als er sich seinem Büro näherte, blickte Linda von ihrem Computerbildschirm auf. »Guten Morgen, Mr Kier.«
    Sie war Ende dreißig, schlank und hatte lange, grau-blonde Haare, die zu einem tief sitzenden Pferdeschwanz zusammengebunden waren.
    »Läuft das Meeting noch?«
    »Alle warten im Konferenzraum auf Sie.«
    Kier zog den Mantel aus und ließ ihn auf Lindas Schreibtisch fallen. »Meine Exfrau und ihr Anwalt sind im Konferenzraum, und Sie nennen das einen ›guten Morgen‹?«
    »Verzeihen Sie, Mr Kier.« Sie nahm seinen Mantel und hängte ihn an dem Kleiderständer auf, der neben seiner Bürotür stand.
    »Wann ist mein nächstes Meeting?«
    »Um zehn. Mr Vance Allen, Scott Homes.«
    »Allen«, wiederholte er. »Gut. Sprechen Sie nicht mit ihm.
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