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Der Weihnachtswunsch

Der Weihnachtswunsch

Titel: Der Weihnachtswunsch
Autoren: Richard Paul Evans
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die Hypothek nicht bezahlst, nimmt dir die Bank dein Haus weg.«
    »Was ist eine Hypothek?«
    »Das ist das Geld, das wir uns von der Bank geliehen haben.«
    »Warum kriegst du nicht einfach mehr Geld?«
    Celeste seufzte. »Das geht nicht so einfach, Schatz.«
    Als sie das Buch wieder hob, fragte Henry: »Wieso musste Daddy nicht umziehen?«
    Sie runzelte die Stirn. »Willst du nun, dass ich dir was vorlese oder nicht?«
    »Okay.«
    Sie begann zu lesen und bemühte sich, den Zorn zu unterdrücken, den Henrys letzte Frage in ihr ausgelöst hatte. Während sie darum kämpfte, sich und ihren Sohn durchzubringen, weigerte sich ihr Exmann Randy weiterhin, sie und ihren Sohn finanziell zu unterstützen. Verschlimmert wurde die Lage noch dadurch, dass Henry in der Schule Probleme hatte und seine Lehrer meinten, dass er eine Therapie brauche.
    Natürlich hat er Probleme, dachte sie. Sein Vater hat ihn praktisch fallenlassen und ist in den vergangenen sechs Monaten nicht zu den vereinbarten Besuchsterminen erschienen.
    Celeste fragte sich, wie Randy diesen wunderbaren kleinen Jungen so leicht aus seinem Leben streichen konnte. Das erste Mal, als ihr Exmann nicht zum Besuch erschien, hatte Henry fast eine Stunde lang mit gepacktem Koffer an der Tür gestanden. Als Celeste ihren Exmann schließlich telefonisch erreichte, behauptete er zunächst, dass ihm etwas dazwischengekommen sei. Schließlich gab er zu, dass er es einfach vergessen und andere Pläne gemacht hatte. Er erklärte ihr, Henry behindere ihn in seinem Lebensstil. Nachdem sie ihn gefragt hatte, ob er mit »Stil«
    »Egoismus« oder »Dummheit« meine, legte er auf.
    Henry unterbrach ihren Gedankengang erneut.
    »Mom, wie wird uns der Weihnachtsmann denn in diesem Jahr finden?«
    »Er wird uns finden. Aber erwarte nicht zu viel. Auch für den Weihnachtsmann sind die Zeiten hart.«
    »Ich werde ihn nur bitten, dafür zu sorgen, dass die Bank uns unser Haus zurückgibt.«
    »Das fällt in die Kategorie ›Zu viel‹.«
    »Nicht für den Weihnachtsmann. Der kann Wunder vollbringen.«
    Celeste seufzte. »Henry, wir müssen mal über den Weihnachtsmann sprechen.«
    Er erstarrte. »Was?«
    Sie blickte in seine erschrockenen Augen. »Es ist nicht weiter wichtig. Weißt du, ich bin ziemlich müde. Was hältst du davon, wenn wir den Rest der Geschichte heute Abend ausfallen lassen. Okay?«
    »In Ordnung.«
    Sie schloss das Buch und stand vom Bett auf. Henry griff nach ihrer Hand. Celeste sah zu ihm hinab.
    »Mom, wolltest du mir sagen, dass es in Wirklichkeit gar keinen Weihnachtsmann gibt?«
    »Warum denkst du das?«
    »Ich weiß das bereits. Miss Covey hat es mir gesagt.«
    Celeste spürte Ärger in sich aufsteigen. »Ach, hat sie das?«
    Er nickte.
    »Das tut mir leid, mein Schatz. Du hättest es von mir erfahren sollen.«
    »Miss Covey hat gesagt, dass unsere Eltern uns anlügen.«
    Celeste stieß einen missbilligenden Laut aus. »Ich glaube, ich muss mal mit Miss Covey reden.«
    »Hast du gelogen?«
    »Henry, der Weihnachtsmann steht für den Geist des Gebens. Und manchmal ist es gut, wenn man etwas hat, an das man glaubt. Ich wollte einfach, dass du jetzt etwas hast, an das du glauben kannst.«
    »Woran glaubst du ?«
    Sie sah ihn einen Moment lang an und zwang sich dann zu einem Lächeln. »Ich glaube an dich.« Sie fuhr ihm mit den Fingern durch die Haare. »Und ich glaube, dass alles mit uns gut wird. Jetzt lass uns beten.«
    Sie kniete neben seinem Bett nieder. »Kannst du heute Abend das Gebet sprechen?«
    »Klar.« Henry schloss die Augen. »Lieber Gott …« Er hielt inne. Dann öffnete er ein Auge und flüsterte: »Mom?«
    »Ja?«
    »Ist Gott ein Schwindel, so wie der Weihnachtsmann?«
    »Nein.«
    Er schloss die Augen wieder. »Himmlischer Vater, danke für deine Segnungen. Bitte, hilf Mom, damit sie sich besser fühlt. Hilf uns, mehr Geld zu bekommen. Und bitte hilf uns, dass wir unser Haus zurückkriegen. Amen.«
    »Amen«, sagte Celeste sanft. Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. »Ich hab dich lieb, mein Kleiner.«
    »Ich hab dich auch lieb.«
    Sie schaltete das Licht aus, schloss die Tür und ging in die Küche. Sie wünschte, sie könne wirklich glauben, was sie zu ihrem Sohn gesagt hatte: dass alles gut werden würde. Sie wünschte, etwas möge geschehen, das ihr diesen Glauben eingeben würde.
    Durch das Fenster sah sie, dass draußen Schnee fiel. Sie schaltete das Radio an. »Santa Claus Is Comin’ to Town« wurde gespielt. Mitch Miller.
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