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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn
Autoren: Michael Moorcock
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gegeben hatte, über jeder Frau, die er je liebte, über jedem Gefährten, den er je hatte. Und in diesem Augenblick schienen die Waagschalen sie alle zu bedrohen.
    Erekose machte drei Schritte, bis er vor dem Steuermann stand. Auch sein Gesicht, genau wie das des Kapitäns, war ausdruckslos.
    »Gebt mir das Schwarze Schwert!« verlangte der Ewige Held.

 
6. Das Schwert und der Stab
     
    Erekose legte eine große Hand auf den Griff des Schwarzen Schwertes, und die andere unter die Klinge. So hob er es aus den Händen des Steuermanns.
    »Ah!« rief die Kreatur. »Wir sind vereint!«
    Und sie floss in das Schwert und lachte, während sie sich mit ihm verband. Und das Schwert begann zu pulsieren und zu singen. Es strahlte schwarzes Feuer aus – und die Gestalt war verschwunden.
    Aber das Schwarze Juwel war zurückgekehrt. Falkenmond sah Jhary-a-Conel sich danach bücken und es aufheben.
    Und jetzt glühte Erekoses Gesicht in einem eigenen Licht – ein Licht der Wildheit, der Schlachtenlust. Seine Stimme war ein vibrierendes Donnern. Seine Augen funkelten, als er das Schwert mit beiden Händen über dem Kopf hielt und zu der Klinge hochsah.
    »Endlich!« brüllte er. »Endlich kann Erekose sich an dem rächen, das so lange sein Schicksal manipuliert hat! Ich werde das kosmische Gleichgewicht zerstören! Mit dem Schwarzen Schwert werde ich all das Leid zurückzahlen, das ich durch all die Zeitalter des Multiversums erdulden musste. Nicht länger diene ich der Menschheit. Jetzt diene ich nur dem Schwert. Und so befreie ich mich aus den Ketten der Äonen!«
    Und das Schwert stöhnte und zuckte ungeduldig, und sein schwarzes Leuchten fiel auf Erekoses Heldengesicht und spiegelte sich in den schlachtendurstigen Augen.
    »Jetzt vernichte ich das Gleichgewicht!«
     
    Das Schwert schien Erekose vom Boden zu reißen, ihn hinauf in den Himmel zu ziehen, wo das Symbol des Gleichgewichts, die Waage, still und friedlich hing. Und Erekose, der Ewige Held, war zu gewaltiger Größe gewachsen, und das Schwert warf finster seinen Schatten auf das Land.
    Falkenmond ließ die Augen nicht vom Himmel, aber er flüsterte Jhary-a-Conel zu: »Jhary – das Juwel! Legt es vor mir auf den Boden!«
    Und Erekose holte mit beiden Armen zum Schlag aus – und ließ das Schwert herniedersinken.
    Ein Laut erklang, als läuteten zehn Millionen Glocken auf einmal, und dann ein Schmettern, als spalte sich der Kosmos. Das Schwarze Schwert schnitt durch die Ketten, die eine der Waagschalen hielten. Sie fiel.
    Mit aller Kraft schlug er den Runenstab auf das pulsierende Juwel.
    Das Juwel zersplitterte. Es schrie vor Wut und stöhnte und ächzte. Auch der Stab in Falkenmonds Hand zersplitterte. Und das dunkle Licht, das aus dem zerschmetterten Juwel drang, vermischte sich mit dem goldenen Licht aus den Überresten des Stabes. Ein Heulen, ein Wimmern, ein Winseln erhob sich und erstarb allmählich, und eine Kugel aus rötlicher Substanz hing vor ihnen. Sie glühte nur schwach, denn die Macht des Runenstabs hatte die Macht des Schwarzen Schwertes aufgehoben. Dann schwebte die rote Kugel himmelwärts, höher, immer höher, bis sie hoch über ihren Köpfen anhielt.
    Da erinnerte sich Falkenmond an den Stern, der dem Dunklen Schiff auf seiner Reise durch die Meere des Limbus gefolgt war. Und dann nahm das warme Rot der Sonne die rote Kugel auf.
    Das Schwarze Juwel war nicht mehr. Der Runenstab war nicht mehr. Vernichtet waren auch das Schwarze Schwert und das kosmische Gleichgewicht. Einen flüchtigen Augenblick hatte ihr Geist gleichzeitig Zuflucht im Juwel und im Stab gesucht. Und in diesem Moment, als das eine das andere vernichtete, konnte Falkenmond das eine benutzen, um das andere zu zerstören. Das hatte Erekose mit ihm vereinbart, ehe er das Schwarze Schwert nahm.
    Und nun fiel etwas vor Falkenmonds Füße.
    Weinend kniete Ermizhdad sich neben den Leichnam. »Erekose! Erekose!«
    »Er hat alles wiedergutgemacht«, sagte Orland Fank. »Und nun ruht er in Frieden. Er fand Tanelorn, und er fand Euch, Ermizhdad – und er starb für das, was er fand.«
    Aber Ermizhdad hörte Orland Fank nicht, denn sie schluchzte. Sie empfand nur Verlorenheit.
    Die andere Schale schnellte hoch, und der Waagebalken schwang heftig auf seiner Achse.
    Und die Welt erzitterte.
    Der gewaltige Kreis der Statuen bebte, und sie drohten einzustürzen. Und alle, die es sahen, hielten erschrocken den Atem an.
    Und irgendwo fiel etwas und zerbrach in unsichtbare Scherben.
    Sie hörten
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