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Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)

Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)

Titel: Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Autoren: Jürgen Friemel
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gepflanzt war. Er sah gar nicht wie die Bäume aus, die Ragnor bisher in den Wäldern angetroffen hatte, sondern besaß einen dicken, rötlich schimmernden, in sich verschlungenen Stamm und trug an seiner Krone, die das ganze Dach des Tempels ausfüllte, kleine, gläsern wirkende, lanzetartige Blätter, die ein Feuerwerk von Lichtreflexen produzierten, wenn die Sonne auf sie schien. Beeindruckt von der Pracht des Amabaumes, den er bisher nur aus den Erzählungen von Lars und Menno kannte, trat er vor den Stamm, verbeugte sich und schloss die Augen. Eigentlich wollte er ja nur ein stilles Dankgebet sprechen, doch als er versuchte sich darauf zu konzentrieren, war ihm, als ob tausend Stimmen in seinem Kopf wären, die ein sanftes Lied mit Worten, die er nicht verstand, in einer fremdartigen Harmonie rezitierten. Verwirrt öffnete er die Augen und das Lied verklang. Er sammelte seine Gedanken erneut, schloss abermals die Augen und dachte dann intensiv: "Ich danke dir für deine Hilfe bei der Heilung Miranas".Einen Moment war ihm als schwelle der Gesang in seinem Kopf kurz an, um dann wieder auf sein vorheriges Niveau zurück zu schwingen. Er nahm das als positive Antwort und verließ zufrieden das Heiligtum.
    Bevor er zurückging, blieb er noch einen Moment auf dem Flachdach des Grafenpalais stehen, um über den nun fast zugefrorenen Kaarsee zu blicken. Tief atmete er die klare, kalte Luft ein. Es war schön hier in Kaarborg, und er war froh nun einer von Rurigs Lehnsmännern zu sein, die ihm helfen würden es gegen seine Feinde zu verteidigen, und vielleicht traf er ja dabei auf Atz da Ahrborg, dieses Schwein, das Tana und Miranas Mutter auf dem Gewissen hatte. Er schwor sich, wohl zum hundertsten Male, dass der Erbe des Barons von Ahrborg diese Begegnung mit Sicherheit nicht überleben würde.
    Am nächsten Tag war es dann so weit. Kurz nach dem Mittagessen, versammelte sich das Ehrengericht unter dem Vorsitz von Sven da Momland im Rittersaal. Der Prätor der Reichsritter und sieben weitere Ritter saßen an einem großen Tisch an der Stirnseite des Saales, während für die beiden Parteien zwei Tische mit je fünf Sitzplätzen direkt gegenüber aufgestellt waren. Für die Zuschauer gab es Holzbänke, und man hatte den Eindruck, dass nahezu alle Reichs- und Grafenritter, die momentan auf Burg Kaarborg weilten, dort Platz genommen hatten.
    Als Ragnor, Lars, Menno und Ansgar, der Mirana auf dem Arm trug, da sie mit ihrem gebrochenen Bein noch nicht gehen konnte, den Saal betraten, waren die meisten Zuschauer und die Gegenpartei, die sich aus Fukur da Seeborg, Ralph da Caer, Rolf da Maarborg und dem rattengesichtigen Hamkar da Loza zusammensetzte, schon anwesend.Wenige Augenblicke, nachdem sie ihre Plätze eingenommen hatten, eröffnete Sven da Momland die Verhandlung mit den Worten: "Wir sind, im Namen Amas, hier zusammen gekommen, um auf Antrag von Fukur da Seeborg ein Ehrengericht abzuhalten. Er bringt vor, dass ihn Ansgar da Lorcamon grundlos beschuldigt hat, die hier anwesende Mirana da Vidakar von einer Treppe gestoßen zu haben, wobei sich diese lebensgefährlich verletzt hatte. Fukur da Seeborg, tretet vor und macht Eure Aussage."Fukur da Seeborg, den, wie seine Kumpane, die Nennung von Miranas neuem Titel ausgesprochen unangenehm überrascht hatte, trat nun offenbar erheblich verunsichert vor und sagte mit nicht allzu fester Stimme aber dennoch laut und deutlich: "Ich, Fukur da Seeborg, bestreite, dieses Mädchen", dabei wies er mit der rechten Hand auf Mirana, "am besagten Tag von der Treppe gestoßen zu haben. Ich beantrage, dass das Ehrengericht diese ungeheuerliche Anschuldigung zurückweist und mir Genugtuung zukommen lässt.""War das alles, was Ihr vorzubringen habt?", fragte Sven da Momland kühl nach."Ja, das war alles. Mehr habe ich nicht zu sagen", antwortete Fukur da Seeborg und setzte sich auf ein knappes Handzeichen des Vorsitzenden hastig wieder auf seinen Platz. Dort begann er ganz aufgeregt mit Ralph da Caer zu flüstern, der ihn recht unwirsch zur Ruhe mahnte, da er die Aussage der Gegenpartei genauestens verfolgen wollte.
    Nun rief Sven da Momland Mirana da Vidakar auf, der von einem Lakaien für ihre Aussage ein Stuhl gebracht wurde, da sie ja nicht stehen konnte, wie es normalerweise bei Aussagen vor Caer'schen Gerichten üblich war. Mirana setzte sich und berichtete dann mit klarer Stimme, was sie mit Lars und Ragnor eingeübt hatte: "An dem besagten Tag wollte ich in unseren Vorratsraum
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