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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten
Autoren: Brent Weeks
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wie es ihm geht, obwohl es einen nicht interessiert.«
    »Ich frage nicht.«
    »Es hat mir leidgetan, das von Vonda zu hören«, sagte Bernerd. Durzo erstarrte, und eine Lanze bohrte sich durch seine
Eingeweide. »Wirklich«, fügte der große Mann hinzu. Dann hielt er ihm die Tür auf und sah seinen Bruder an.
    Ein Teil von Durzo wusste, dass er etwas Schneidendes, etwas Bedrohliches oder etwas Witziges sagen sollte, aber seine Zunge war bleiern.
    »Ähm, Master Blint?«, fragte Bernerd. Durzo riss sich zusammen und trat in den Versammlungsraum der Neun, ohne den Blick zu heben.
    Es war ein Ort, der Furcht erregte. Eine Plattform aus schwarzem Feuerglas beherrschte den Raum. Auf der Plattform standen neun Stühle. Ein zehnter befand sich wie ein Thron über ihnen. Sonst gab es nichts. Wer vor den Neun erschien, um befragt zu werden, stand.
    Der Raum war vom Grundriss her knapp bemessen, aber die Decke war so hoch, dass sie in der Dunkelheit verschwand. Das vermittelte jenen, die befragt wurden, das Gefühl, in der Hölle Rede und Antwort stehen zu müssen. Dass in die Stühle, die Wände und selbst in den Boden kleine Dämonen, Drachen und schreiende Menschen eingraviert waren, trug nicht dazu bei, die Wirkung zu mäßigen.
    Aber Durzo trat mit unbekümmerter Vertrautheit ein. Die Nacht barg keine Schrecken für ihn. Die Schatten hießen seine Augen willkommen, und sie verbargen nichts vor ihm. So viel ist zumindest noch übrig von mir.
    Die Neun hatten ihre Kapuzen aufgesetzt, bis auf Momma K, obwohl die meisten von ihnen wussten, dass sie ihre Identität vor Durzo nicht geheim halten konnten. Über ihnen saß auf seinem Thron der Shinga, Pon Dradin. Er war reglos und still wie gewöhnlich.
    »Issst die Ehefrau tot?«, fragte Corbin Fishill. Er war ein modischer, gutaussehender Mann, dessen Grausamkeit sprichwörtlich
war, vor allem gegenüber jenen Kindern in den Gilden, die er verwaltete. Unter der allgegenwärtigen Bosheit in seinen Zügen erstarb schon der Ansatz des Gelächters, das sein Lispeln hätte herauf beschwören können.
    »Die Dinge sind nicht so, wie du es erwartet hast«, erwiderte Durzo und erstattete kurz Bericht. Der König würde bald sterben, und die Männer, von denen die Sa’kagé befürchtet hatten, sie würden versuchen, die Nachfolge anzutreten, würden nicht auf ihren Anspruch pochen. Damit fiel der Thron an Aleine Gunder, der zu schwach war, um es zu wagen, sich mit den Sa’kagé anzulegen.
    »Ich würde vorschlagen«, fuhr Durzo fort, »dass wir den Prinzen dazu bringen, General Agon zum Lordgeneral zu befördern. Agon würde den Prinzen daran hindern, seine Macht zu festigen, und wenn Khalidor irgendetwas unternimmt -«
    Der winzige ehemalige Sklavenaufseher unterbrach ihn. »Während wir Eure... Beschwerde gegen Khalidor zur Kenntnis nehmen, Master Blint, werden wir doch unser politisches Kapital nicht für irgendeinen General vergeuden.«
    »Das brauchen wir auch nicht«, meldete sich Momma K zu Wort. Die Herrin der Wonnen war noch immer schön, obwohl Jahre vergangen waren, seit sie die gefeiertste Kurtisane der Stadt gewesen war. »Wir können bekommen, was wir wollen, indem wir so tun, als hätte jemand anderer darum gebeten.« Alle hielten inne und hörten zu. »Der Prinz war bereit, den General mit einer politischen Heirat zu kaufen. Also sagen wir ihm, Agons Preis sei stattdessen eine politische Beförderung. Der General wird es niemals erfahren, und der Prinz wird wohl kaum danach fragen.«
    »Und das gibt uns einen Hebel, um die Sklavenfrage erneut aufzuwerfen«, stellte der Sklavenmeister fest.

    »Ich will verdammt sein, wenn wir uns wieder in Sklavenhändler verwandeln«, sagte ein anderer. Es war ein großer, mit den Jahren fett gewordener Mann mit einem mächtigen Doppelkinn, kleinen Augen und narbenübersäten Fäusten, wie sie dem Meister der Schläger der Sa’kagé zukamen.
    »Diesssesss Gessspräch kann warten. Blint braucht dazzzu nicht hier zzzu sssein«, sagte Corbin Fishill. Er richtete den Blick seiner von schweren Lidern überschatteten Augen auf Blint. »Ihr habt heute Nacht nicht getötet.« Er ließ die Bemerkung in der Luft hängen, ohne sie auszuschmücken.
    Durzo sah ihn an; er weigerte sich, sich provozieren zu lassen.
    »Ssseid Ihr dazzzu noch in der Lage?«
    Worte waren sinnlos bei einem Mann wie Corbin Fishill. Er sprach die Sprache des Fleisches. Durzo ging auf ihn zu. Corbin zuckte nicht mit der Wimper und wandte sich auch nicht ab, als Durzo
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