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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten
Autoren: Brent Weeks
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bereitwillig zu. Außerdem lese ich gelegentlich Krimis und was immer sonst gerade auf dem Bestsellerregal steht, und ich habe das Studium der Literatur wieder aufgenommen.
     
    Die Nachtengel-Trilogie hat ein sehr düsteres und raues Konzept. Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?
    Es gibt eine Menge Antworten auf diese Frage.
    Erstens: Nur wenige Schriftsteller geben es zu, aber das Produzieren von Ideen ist der harte Teil des Schreibens. Ich bezahle einen Mann in Bulgarien dafür, das für mich zu tun. Dann übernehme ich den einfachen Teil und mache einen Roman daraus. Nein, wirklich, Ideen kommen von einer geheimen E-Mail-Diskussionsliste in New York City. Man kommt nicht auf die Liste, bevor man veröffentlicht hat, aber man kann nicht veröffentlicht werden, bevor man auf der Liste steht.
    Zweitens: Der düsterste Teil der Trilogie liegt am Anfang von Der Weg in die Schatten , wo wir den Missbrauch von Kindern sehen. Als ich die Trilogie begann, arbeitete meine Frau (die
einen Magister in Sozialpädagogik hat) mit Kindern, die belästigt worden waren und dann selbst sexuell auffällig wurden. Ohne Hilfe werden diese Kinder häufig selbst zu Menschen, die andere missbrauchen. Der bloße Gedanke an ein achtjähriges Kind, das ein fünfjähriges missbraucht, ist monströs. Ist ein Achtjähriger zu Bösem fähig? Ist ein erwachsener Kinderschänder selbst zu tief verletzt, als dass man ihn für die tiefen Wunden, die er einem anderen zufügt, verantwortlich machen könnte? Wie ist es mit einem Heranwachsenden? Wo ist die Grenze? Meine Frau erzählte mir nur wenig von dem, was sie hörte, sowohl um meinetwillen als auch aus Gründen der Vertraulichkeit, aber es war klar, dass dies böse war. Dass Missbrauch so verbreitet ist in einer Gesellschaft, in der Kinder so stark überwacht werden wie in unserer, ist beängstigend. Ich führte diesen Gedanken nur ein klein wenig weiter zu der Frage, was in einer Gang ohne verantwortliche Autoritätsfiguren geschehen könnte - und, ganz ehrlich, daraufhin habe ich das Ganze etwas abgemildert. In einem Feature der LA Times über Gangs in diesem Jahr behauptete ein Gangmitglied zufällig, dass sexueller Missbrauch in heutigen Gangs weit verbreitet, aber ein solches Tabuthema sei, dass es nicht einmal im Hardcore Gangsta Rap behandelt werde. Er behauptete, neunzig Prozent der jungen Männer in Gangs seien missbraucht worden und buchstäblich alle Mädchen. Wenn er auch nur annähernd recht hat, denke ich, ist sexueller Missbrauch einer der Hauptgründe, warum diese Kinder bereit sind, sich bis zur Besinnungslosigkeit mit Drogen zu betäuben, zu sterben und zu töten.
    Drittens: Wer diese Bücher düster und rau nennt, könnte genauso gut sagen, George Clooney sei ein hässliches Kind, das niemals Erfolg haben werde. Nun, vielleicht war er das, aber das ist nicht die ganze Geschichte. Es gibt Düsternis und Rauheit
in diesen Büchern. Aber ich denke, das wird ausgeglichen und letztendlich überwunden durch Hoffnung und Erlösung. Dabei kommt es darauf an, dass man unter Hoffnung nichts Leeres und Schwaches versteht, sondern etwas Kraftvolles, Belastbares. Ich meine also nicht die Hoffnung, eine gute Arbeit zu schreiben, die ein hochbegabtes Kind hegt, das all seine Hausaufgaben macht. Ich meine auch mit Erlösung nicht, dass man im Lebensmittelladen einen Coupon einlöst. Hoffnung ist nur dann kraftvoll, wenn sie sich gegen Verzweiflung behaupten muss. Erlösung ist nur dann etwas wert, wenn es eine erdrückende Düsternis gibt, in der selbst ein Held versucht ist, sich zu verstecken. Ich sehe diese Bücher als einen Kampf, um von der Dunkelheit ins Licht zu fliehen, was sich in den Titeln widerspiegelt. Also ja, die Bücher beginnen an einem Ort, der düster und rau ist, denn ohne das sind Licht und Frieden bedeutungslos, wertlos, langweilig.
     
    Wer/was hat Sie bei der Erschaffung der Trilogie beeinflusst?
    Stephen J. Cannell sagte einmal, dass man, wann immer man Schriftsteller nach ihren Einflüssen fragt, »die Liste toter Schriftsteller erhält«. Also ist Eliot-und-Steinbeck-und-de-Beauvoirund-Tschechow-und-Foucault-und-Yeats-und-Kierkegaard wahrscheinlich die richtige Antwort - aber sie ist nicht wahr. Meine wichtigsten Einflüsse sind nicht einmal obskur. Damit dürfte mein Ansehen wohl endgültig ruiniert sein, und niemand außer den Klingonen wird bei Konferenzen und Buchmessen noch mit mir reden wollen.
    Tolkien saugte mich, als ich noch jung war, in diese Welt.
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