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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten
Autoren: Jordan Weisman
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Alle Muskeln krampften sich auf einmal zusammen, und der Alte brüllte triumphierend.
    Er benutzte diese Magie, um mich nach seinen Vorstellungen neu zu gestalten. Zuerst geriet ich in Panik und wollte ihn aufhalten, aber mir fiel nicht ein, wie ich das hätte anstellen sollen. Während dann die Magie ihr Werk tat und mein Gehirn langsam wieder Struktur entwickelte, wurde ich mir bewußt, daß ich  nicht  eins mit dem Wolfsgeist war. Ich erinnerte mich daran, wer und was ich war, und daß  ich  den Körper beherrschte, den wir beide bewohnten.
    Mit grimmigem Vergnügen über das enttäuschte Japsen des Alten bekräftigte ich meine Dominanz und öffnete die Augen ‐
    beide Augen.
    Ich hatte das Gefühl, aus einem Alptraum zu erwachen, aber der größte Teil seiner Szenerie umgab mich weiterhin. Mit der rechten Hand berührte ich mein Gesicht. Blut blieb an den Fingern kleben, aber sie ertasteten nichts, was ungewöhnlich oder fehl am Platz gewesen wäre. Weiter unten am Block und der Reihe flammender Fußabdrücke explodierte noch ein Auto, als der brennende Benzinstrom, der am Bordstein entlangfloß, seinen Tank zündete.
    Die Lichtgöttin war verschwunden, aber an ihrer Stelle kniete Nadia an meiner Seite. Sie zitterte am ganzen Leibe, und die schwarzen Locken klebten ihr auf der Stirn. Sie atmete abgehackt, und der Feuerschein raubte ihrem bleichen Gesicht den letzten Rest Farbe. Mit geballten Fäusten umklammerte sie sich und schwankte sanft zum Klang einer Musik hin und her, die nur sie hören konnte.
    Unsicher stand ich auf und wischte mir die Hand an der Jeans ab. Ein Schlachtfeld umgab uns. Entsetzte Gesichter starrten aus zahllosen Fenstern auf die trostlose Straße herunter. Zerfetzte Körper lagen kreuz und quer in ihrem Blut, während die Benommenen, Verletzten und Verstümmelten schrien oder im Schock ziellos umherstolperten.
    Ich half Nadia auf die Beine. »Mein Gott, was ist das alles?«
    Ich starrte sie an und wischte ihr die Tränen von den Wangen.
    »Bist du in Ordnung?«
    Sie nickte schwach und sackte dann halb ohnmächtig an meiner Brust zusammen. Ich hob sie hoch, und sie legte mir die Arme um den Hals. »Darum bin ich von Hondisumi weggegangen, Wolf. Das haben sie mir beigebracht.«
    Mir lief es kalt den Rücken hinunter. »Deine Wohnung, die Explosion! Das warst du?«
    »Außer Übung und außer Kontrolle.« Ein Schluchzen erschütterte ihren Körper. »Ich habe die Zaubersprüche für Hondisumi entwickelt. Ich konnte meine Augen nicht davor verschließen, wie sie sie wahrscheinlich benutzen würden, also bin ich ausgebrochen.«
    Ich drückte sie an mich. »Mach dir darüber jetzt keine Sorgen.«
    Sie hörte mich gar nicht. »Dieser Zauber, der die Messertypen erwischt hat, den kenne nur ich. Er deionisiert das Leitgel des cybernetischen
    neuralen
    Interface,
    wodurch
    die

    Kommunikation zwischen der cybernetischen Ausrüstung und dem Gastkörper unterbrochen wird. Hondisumi wollte den Spruch, um die Sicherheitskräfte einer Halbleiterfabrik von Mitsusumi auszuschalten; zumindest haben sie das behauptet. Als ich den Zauber jedoch fertig entwickelt hatte, wußte ich, daß ich weg mußte. Ich wußte, er würde schrecklich sein. Und er ist es.«
    »Ich freue mich, daß du einen konstruktiven Nutzen dafür gefunden hast.« Mir schauderte, als ein blinder Halloweener gegen einen Laternenpfahl knallte. »Ich muß dich von hier wegbringen!« Ich blickte zurück, den Block hinunter zu dem Inferno rings um das Ende eines gestürzten Laternenpfahls.
    »Mein Mustang …«
    Nadia lächelte mich verlegen an. »Er hat nichts mehr mitbekommen.«
    »Okay, laß mich mal überlegen.« Ich senkte mich auf ein Knie, nahm die MP‐9 wieder an mich und streifte mir den Riemen über die Schulter. Als ich mich aufrichtete, sah ich Charles den Roten mit dem Gesicht nach unten auf der Straße liegen. Ich drehte ihn mit dem Fuß auf den Rücken. Er fühlte sich an wie ein nasser Mehlsack, aber das rhythmische Heben und Senken des Brustkorbs zeigte mir, daß er noch lebte.
    Ich lächelte ihn an und weidete mich an dem Schrecken in seinen Augen. »Ich habe nicht vor, dich zu töten, Chuckles, aber glaub bloß nicht, das läge an meiner verrückten Vorstellung von Fair Play! Ich weiß, nichts, was ich jetzt mit dir machen könnte, tut dir so weh wie die verpaßte Chance, mich zu erledigen.«

    Ich trug Nadia den Block hinunter zu Dominion Pizza und setzte sie auf einen der Stühle in der winzigen Lobby dort. Ich holte
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