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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers
Autoren: Christian Jacq
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Bürgermeisters, die dreiundfünfzig auf zweiundachtzig Meter maß.
    Isis bewohnte ein Haus mit vier Zimmern, dessen Türen mit einem weiß gekalkten Rahmen geschmückt waren. Der Kontrast zwischen dem strahlenden Weiß der Außenmauern und den kräftigen Farben im Inneren des Hauses war verblüffend. Einfache, robuste Möbel, Geschirr aus Stein und Keramik, Leinenwäsche: Die Priesterin war vollauf zufrieden mit dem, was sie besaß. Aufgrund ihrer Stellung hatte sie eine Haushälterin, die sehr gut kochen konnte und ihr die Hausarbeit abnahm.
    Nordwind lag vor der Tür und bewachte das Heim seiner Herrin. Inzwischen wusste bereits jeder, dass sich ein Seth-Tier als vorübergehender Gast in Abydos aufhielt – allerdings unter der Bedingung, frommes Schweigen zu wahren.
    »Du stirbst fast vor Hunger, habe ich Recht?«
    Der Esel stellte sein rechtes Ohr auf.
    »Also, hör zu, heute musst du fasten, aber ab morgen bekommst du genug zu fressen.«
    Gemeinsam gingen sie am Rand der Wüste spazieren und bewunderten den Untergang der Sonne, deren rosa Strahlen eine alte Tamariske in sanftes Licht tauchten. Ihr Name iser erinnerte an Osir, den Namen von Osiris. Manchmal wurden Zweige dieses Baums in einen Sarkophag gelegt, weil sie der Mumie bei der Verwandlung in einen osirischen Körper halfen. Die stolze Tamariske besiegte die Dürre der Wüste, denn ihre Wurzeln holten sich das Wasser aus den Tiefen. Dann sprach Isis einige Gebete, in denen sie darum bat, dass Osiris Iker beschützte und ihm den rechten Weg zu der gefahrvollen Begegnung wies, bei der er sein Leben für Abydos und ganz Ägypten aufs Spiel setzte.

    4

    Medes, ein umtriebiger Vierzigjähriger mit schwarzen Haaren auf einem runden Schädel, mit einem Mondgesicht, untersetztem Körper und kurzen Stummelbeinen, war der Sekretär des Königlichen Rates. Er brachte die Entscheidungen des Pharaos und seiner Berater in schriftliche Form, um sie dann ins ganze Land zu verschicken. Seinen Angestellten verzieh er keinen Fehler.
    Obwohl Medes sehr stolz auf seine Stellung war, durch die er zu den ranghöchsten Persönlichkeiten des Reichs zählte, verfolgte er doch andere Ziele und hatte vor allem den Ehrgeiz, ins Innere dieser Einrichtung, den Mittelpunkt der Macht, zu gelangen – und zwar nicht, um ihr zu dienen, sondern um sie zu zerstören. Sesostris zu vernichten, schien nicht leicht zu sein, und der kürzlich gescheiterte Anschlag auf den König bewies, wie groß sein magischer Schutz war. Doch der Würdenträger war keiner, der gleich bei den ersten Schwierigkeiten aufgab, schon gar nicht, seit er ein Bündnis mit dem Propheten eingegangen war, einem sonderbaren, gefährlichen Mann, der entschlossen war, den Thron des Pharaos zu zerschlagen.
    Medes betrat sein Verwaltungsgebäude stets als Erster, um es als Letzter zu verlassen, und verhielt sich wie ein untadeliger und verantwortungsvoller Beamter, dem man keinen Vorwurf machen konnte. Als der König mit Chnum-Hotep wieder einen Wesir einsetzte, hatte er den Einflussbereich des Ratssekretärs stark eingeschränkt. Außerdem erfüllte dieser alte Mann seine Aufgaben tadellos und erwies sich als getreuer Anhänger eines Herrschers, den er vor nicht allzu langer Zeit noch bekämpft hatte. Medes war klug genug, sich nicht in den Arbeitsbereich des Wesirs einzumischen, ihm bedingungslos zu gehorchen und keinen Grund zur Klage zu liefern, weil der König auf Chnum-Hoteps Meinung hörte.
    Wenn er an das ebenso wichtige wie gefährliche Treffen dachte, das er in dieser Nacht vor sich hatte, brodelte es in ihm, und er war noch reizbarer als sonst. Deshalb feuerte er kurzerhand mehrere Schreiber, die ihm zu faul vorgekommen waren.
    Als er gerade die Durchsicht eines Schriftstücks beendete, stattete ihm der Große Schatzmeister Senânkh, Leiter des Doppelten Weißen Hauses und Wirtschaftsminister, einen überraschenden Besuch ab.
    Medes konnte diesen Lebemann mit seinen runden Backen und dem dicken Bauch, die einen auf den ersten Blick täuschten, nicht ausstehen. Senânkh war ein gefürchteter Würdenträger, der sich von keiner Schmeichelei beeindrucken ließ und nicht zögerte, Höflinge, Faulpelze und Taugenichtse wenn nötig hart anzufassen. Medes hatte bereits vergeblich versucht, ihn zu verleumden und zum Rücktritt zu zwingen. Senânkh, der schlaue Fuchs, hatte den Hinterhalt gerochen und kräftig zurückgegeben.
    »Gibt es irgendwelche ernsthaften Schwierigkeiten?«
    »Nein, Großer Schatzmeister.«
    »Um die
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