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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden
Autoren: David A. Gemmell
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Zwölftausenddreihundertundsechzig Tage. Weniger als vierunddreißig Jahre!
    Enttäuschung überkam ihn. Dennoch, besser als tot auf einem Schlachtfeld zu verfaulen, sagte er sich. Und wer weiß, vielleicht finde ich ja noch mehr Kristalle.
    Er saß da, starrte auf die Kisten und beobachtete, wie das Licht auf den Kristallen glitzerte. In vierunddreißig Jahren konnte viel geschehen.
    Plötzlich zerbarst eine Kristallvase auf seinem Fensterbrett. Bei dem Geräusch fuhr er heftig zusammen. Er wuchtete sich mühsam auf die Füße und watschelte zum Fenster. Er sah hinaus, um herauszufinden, ob jemand einen Stein geworfen hatte. Aber es war niemand zu sehen. Dann ertönte hinter ihm ein merkwürdiges Knistern. Er schwang herum und sah, wie grüner Staub aus den Kisten aufstieg. Hastig stolperte er dorthin und fiel auf die Knie. Die Kristalle in den Kisten vibrierten und zersplitterten. » Nein!«, schrie er, grub seine fetten Hände in die erste Kiste und schloss seine Finger um die wenigen intakten Kristalle. Doch er spürte, wie sie in seinen Händen zersplitterten und sich in Staub verwandelten. Dann explodierten die roten Edelsteine in den Ringen an seinen Fingern.
    Caprishan begann jämmerlich zu schluchzen. Einer seiner Lakaien stürmte ins Zimmer.
    » Was habt Ihr, Herr?«, erkundigte er sich.
    » Lass mich allein!«, kreischte der Avatar. Der Lakai wich zurück. Caprishan stemmte sich mühsam auf die Füße und stapfte zum Balkon.
    Er konnte darauf warten, dass die sechs Tage verstrichen, und dann langsam und grauenvoll verenden.
    Oder aber er konnte…
    Sein fetter Leib segelte durch die Luft und landete klatschend auf dem Steinpfad neben einem Brunnen.
    Die Musik der Pyramide schwebte hinaus auf den Ozean.
    Schlange Sieben war dicht vor der Küste, als plötzlich alle Energie erlosch. Eine Weile segelte das schwarze Schiff weiter, angetrieben von seinem Schwung und der Flut. Dann begann es, in den Wellen zu schlingern, kippte und rollte.
    Auf der Rückreise hatte Methras der Mannschaft befohlen, alles aus dem Kabinen und Frachträumen zu holen, was schwimmen konnte. Er hatte etliche Flöße und improvisierte Ruder anfertigen lassen. Die Männer hatten diese Befehle zwar höchst merkwürdig gefunden, hatten jedoch gehorcht.
    Jetzt schwang das Schiff mit der Breitseite zum Land und krängte gefährlich. » Alle Mann von Bord!«, befahl Methras. Die Mannschaft warf leere Fässer ins Meer, dann die Flöße. Einer nach dem anderen sprangen die Matrosen in den Ozean. Die kräftigsten Schwimmer machten sich auf den Weg zum nahen Ufer. Diejenigen, die nicht so gut schwimmen konnten, klammerten sich an die Flöße oder an andere Trümmer, die im Wasser trieben. Methras sah, wie ein Matrose unterging. Er tauchte, packte den Mann am Kragen und zerrte ihn hoch. Der Vagar wehrte sich und hätte sie beinahe beide hinabzogen, aber Methras sprach ruhig mit ihm und half ihm dann zu einem treibenden Fass. » Halt dich fest und paddel mit den Füßen«, riet er dem Mann. » Die Ebbe wird dich zum Land hin ziehen.«
    Methras selbst schwamm zu einem Floß, auf dem bereits etliche andere Männer saßen. Sie zogen ihn hoch.
    Er setzte sich und drehte sich herum, um die Schlange zu beobachten. Sie rollte wie ein kranker Wal, dann kenterte sie, trieb ein Weilchen kieloben, kippte und versank in den Fluten.
    » Was ist passiert?«, erkundigte sich ein Matrose der Vagaren.
    » Anus Magie«, erwiderte Methras.
    » Ich dachte, er wäre auf unserer Seite.«
    » Ist er auch«, gab Methras zurück. » Die goldenen Schiffe werden genauso sinken wie unsere Schlange .«
    » Er hätte ruhig noch eine Stunde warten können«, knurrte der Mann. Dann wären wir sicher im Hafen gewesen.«
    Als der Morgen über dem Meer graute, spürte Ro, wie ihn ein seltsames Gefühl durchrieselte. Er stimmte seinen Geist darauf ein und konzentrierte sich. Es war Musik, die im Wind wisperte. Sie war unharmonisch und doch… führte sie dazu, dass er sich wie ein Teil von allem fühlte, von der Erde, dem Himmel und dem Fels unter seinen Füßen.
    Sofarita stieß einen erstickten Schrei aus. Er drehte sich zu ihr herum und sah, wie sie zu zittern begann. Er stand auf, schlang seine Arme um sie und drückte ihren steifen Körper an seinen. Sie sank an ihn, hätte sie beinahe beide von dem Felsvorsprung gerissen. Ro bemühte sich, auf den Füßen zu bleiben. Sofaritas Arme waren immer noch ausgestreckt und steif, ihre Gelenke unbeweglich. Sie versuchte zu sprechen,
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