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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden
Autoren: David A. Gemmell
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Platz. Aber mit so wenigen Männern können wir ihn nicht lange halten. Vielleicht einen Tag.«
    » Wir brauchen zwei Tage«, sagte Sofarita. » Mindestens.«
    » Falls es möglich ist, werden wir es bewerkstelligen«, versprach Talaban.
    Während die Jahre im Tal des Steinlöwen verstrichen, wuchsen die Arbeiter immer mehr zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen. Das hatte Yasha zunächst verblüfft. Es war eine Sache, sich zwanzig Jahre für eine Arbeit zu verdingen mit der Aussicht auf Reichtümer, aber eine ganz andere, endlose Jahre in einstündiger Monotonie zu arbeiten. Nur war es gar nicht so eintönig gewesen. Zumeist hatte ihre Arbeit sie mit Freude erfüllt, während Schicht um Schicht der Pyramide vollendet wurde. Ein weiterer Vorteil war die immerwährende Jugend und Kraft der Arbeiter. Die Jahre verstrichen, aber kein Einziger hatte auch nur ein graues Haar. Die Männer fühlten sich lebendig und stets voller Energie.
    Alle Männer, bis auf den Heiligen. Er alterte täglich und wurde immer gebrechlicher.
    Es war, als hätte er allein die Bürde dieser verstreichenden Jahre auf sich genommen. Zuerst hatte diese Veränderung, die mit ihm vorging, die Arbeiter beunruhigt, doch mit der Zeit hatten sie angefangen, ihn zu lieben. Sein körperlicher Verfall bot einen sehr deutlichen Kontrast zu ihrer fortwährenden Jugend.
    Als sie die ersten Nachrichten von dem schrecklichen Krieg erhielten, der jenseits der Nebelbarriere tobte, fühlten sie sich sicher im Tal. Als Anu ihnen versicherte, dass dieses Bauwerk, das sie errichteten, die Zwillingsstädte retten würde und damit auch ihre Familien, arbeiteten sie noch härter und mit noch größerem Eifer.
    Jetzt war es beinahe zu Ende, und Yasha fühlte sich seltsam leer.
    Er stand in dem verlassenen Lager und starrte zu der goldenen Pyramide hinauf. Eine Million zweihunderttausend Quader Sandstein und Granit, insgesamt drei Millionen Tonnen schwer und mehr als achtzig Meter hoch. Einhundert Schichten Steine– Quader, von denen einige fast zwanzig Tonnen wogen.
    Es war eine monumentale Leistung.
    Anu hatte sich zuvor bei seinen Arbeitern bedankt und sie dann nach Norden geschickt, damit sie sich in den Hügeln über den Steinbrüchen versteckten. » Der Feind naht«, sagte er. Seine Stimme war so schwach, dass diejenigen, die ihm am nächsten standen, seine Worte für die Männer wiederholen mussten, die sich weiter hinten befanden und ihn nicht hören konnten. » Der Feind wird euch nicht suchen. Er kommt wegen der Pyramide und wird dann in seinen goldenen Schiffen davonfahren. Das verspreche ich euch. Ihr werdet in eure Häuser zurückkehren und das Vermögen bekommen, das euch versprochen wurde. Und jetzt geht mit meinem Segen.«
    Yasha stand jetzt allein draußen vor der Hütte des Heiligen. Anu hatte ihn gebeten, noch zu warten, während die anderen flüchteten. Der stämmige Vorarbeiter ließ seinen Blick über die verlassenen Schuppen gleiten, in denen die Huren gehaust hatten, und fragte sich beiläufig, wie viele Frauen er wohl während dieser zeitlosen Jahrzehnte genossen hatte, die er hier gearbeitet hatte.
    Die Tür der Hütte öffnete sich knarrend, und Anu trat langsam und von Schmerzen gebeugt ins Licht. Er hielt zwei Papyrusrollen in der Hand. » Danke, dass du gewartet hast«, sagte er.
    » Wir müssen gehen, Heiliger«, erwiderte Yasha. » Ich werde Euch tragen.«
    » Ich werde nicht fortgehen, Yasha, aber du kannst mich trotzdem tragen.« Mit zitternder Hand deutete er zur Pyramide. » Bring mich dorthin, auf die Spitze.«
    Die Leitern waren noch angelegt, und Yasha hob den alten Mann in seine Arme und trug ihn über das offene Gelände. Dann nahm er Anu huckepack auf den Rücken und kletterte langsam zur Spitze der Pyramide hinauf. Diese Spitze war flach, denn Anu hatte darauf bestanden, keinen Schlussstein aufzusetzen. Das fand Yasha merkwürdig, denn abgesehen davon war die Pyramide bis in die letzte Einzelheit perfekt.
    Anu setzte sich auf die golden leuchtenden Steine, und zusammen sahen sich die beiden Männer in dem Tal um.
    » Vor langer Zeit habe ich dir ein Versprechen gegeben, Yasha«, sagte der alte Mann. » Ich habe behauptet, dass diese Pyramide nicht nur den Avatar diente, sondern der ganzen Welt. Wenn sie ihr Lied singt, wird sie uns vom Bösen befreien. Der Feind wird aufhören zu existieren.«
    » Es ist ein wahrhaft wunderschönes Bauwerk«, erwiderte Yasha. » Ein Bauwerk für die Ewigkeit.«
    » Nein«, widersprach
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