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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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schwieriger war: Ehrlichkeit ohne Intimität.
    »Ich kann es versuchen«, sagte sie.
    Er nickte stumm. Das Mädchen schnippte ungeduldig mit den Fingern und zeigte voraus, Gaias ganze Aufmerksamkeit war aber auf Peter gerichtet.
    »Reicht das?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte er leise und wandte als Erster den Blick ab. »Das reicht.«
    »Führ uns weiter«, sagte Gaia.
    Die Nomadin entschwand wieder in die Schatten.
    In Gaias Erleichterung mischte sich auch eine Spur schlechtes Gewissen. Sie fragte sich, was Leon wohl von ihrem neuen Frieden mit Peter hielte. Dann verdrängte sie den Gedanken und eilte dem Mädchen hinterher.
    Die Hitze des Tages klang bereits ab. Die Nächte hier draußen waren dunkel und kalt. Gaia roch Salbei und den allgegenwärtigen Staub, das Ödland war der Inbegriff der Trockenheit. Das Gelände senkte sich ab, und sie verlangsamten ihre Schritte, bis sie den Grund einer schattigen Schlucht erreichten. Im nächsten Moment war das Mädchen verschwunden.
    »Wo ist sie hin?«, fragte Gaia. Irgendwo musste es einen versteckten Durchlass oder eine Höhle geben – aber Gaia konnte beim besten Willen keinen Weg durch die Felsen entdecken.
    Da tauchte auf einmal in einiger Entfernung ihr Kopf wieder auf, dicht über dem Boden. Sie bedeutete ihnen, näherzukommen. Vorsichtig pirschte sich Gaia voran, und erst, als sie sie erreicht hatte, entdeckte sie die Spalte im Fels – fast zu klein für einen Menschen, aber Gaia konnte jemanden darin atmen hören. Vorsichtig legte sie ihren Köcher ab, duckte sich und folgte dem Mädchen hinein.
    Weiter hinten in der Spalte lag zusammengesunken ein Mann auf dem Boden. Ein süßer, metallischer Geruch nach Blut lag in der Luft. Das Mädchen kuschelte sich an den Mann und fühlte nach seinem Herz, da legte er einen schlaffen Arm um sie.
    »Du dummes Ding«, murmelte er. »Was habe ich dir gesagt, Angie? Du sollst dich doch der Karawane anschließen. Ich hole dich schon wieder ein.«
    Auch Peter steckte nun den Kopf in die Spalte und riss ein Streichholz an. Der Verwundete zuckte zusammen und schaute auf. Seine Augen leuchteten fiebrig im Grabesdunkel des Felsens. Seine Wangen waren hohl, sein Bart dunkler als das ausgebleichte Haar, die Augenbrauen seltsam jungenhaft selbst in seiner Qual. Gaia ließ den Anblick auf sich wirken – und da traf sie das Erkennen mit aller Gewalt.
    »Jack?«, fragte sie fassungslos.
    Gaias Bruder verzog den Mund zu einem Grinsen. »Na so was«, sagte er schwach. »Wenn ich jetzt schwanger wäre, wärst du wirklich eine Riesenhilfe.«

2 Klan Neunzehn
    Peters Streichholz ging aus.
    »Mach schnell ein neues an«, sagte Gaia. »Es ist mein Bruder.« Sie war völlig außer sich vor Freude, ihn endlich wiederzusehen, doch seine schlechte Verfassung erschreckte sie. »Wo bist du verletzt? Wie lange liegst du schon hier?«
    Peter zündete ein Streichholz nach dem nächsten an, damit sie etwas Licht hatten. Jack blinzelte schwach und studierte Gaia mit fiebrigen Augen. Sein Hemd war voller getrocknetem Blut.
    »Kümmere dich einfach um Angie«, sagte Jack. »Sie hatte es schwer genug. Ich bin froh, dich noch einmal zu sehen – ich hatte es wirklich gehofft.«
    »Sag mir, was dir passiert ist.«
    »Ein Messerstich in der Seite. Ich dachte erst, so schlimm ist es schon nicht, dann bin ich umgekippt. Die Klinge muss vergiftet gewesen sein.«
    »Wann war das?«
    »Vor ein paar Tagen. Angies Mutter war gerade gestorben, und die Kleine hat sonst keine Familie. Es ist eine lange Geschichte, aber ihre Mutter bat mich, Angie zur Enklave zu bringen, damit sie wenigstens eine Chance hat. Ich war ihr was schuldig, also habe ich es versucht. Gaia, versprich mir bitte, dich um sie zu kümmern. Du willst doch wieder zur Enklave, oder nicht?«
    Das Mädchen hatte Jacks Hand ergriffen und hielt sie fest, als wollte es diese nie wieder loslassen.
    »Du kannst dich selbst um sie kümmern«, sagte Gaia. »Wir Stones sind nicht so leicht totzukriegen.«
    »Odin Stone. Richtig.« Er murmelte seinen Geburtsnamen, als müsste er sich immer noch an ihn gewöhnen.
    »Wo sind die Nomaden jetzt?«, fragte Gaia.
    »Wir waren zwei Tage westlich von hier und wollten nach Süden. Inzwischen sind sie bestimmt schon über alle Berge.«
    Im schwachen Licht studierte Gaia den dicken, blutigen Stoff auf seiner Wunde. Ihn zu entfernen, würde alles nur schlimmer machen. Keinesfalls würde sie eine erneute Blutung riskieren, ehe sie ihn richtig behandeln konnte. Länger zu
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