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Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler
Autoren: Dominik Spreigl
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gibt es von denen?«
    »Nicht viele. Im Vergleich zu uns sind sie in der absoluten Unterzahl, auch benutzen sie keinerlei moderne Technik oder Transportmittel. Alleine sind sie zwar gefährlich, aber wir können ihrer noch Herr werden. Sollten sich mehrere dieser KINDER aber irgendwann zusammen tun, dann Gnade uns Gott. Die wollen auch uns vernichten. Wir sind für sie Abschaum, da wir mit euch zusammenarbeiten.«
    »Geht ihr deshalb mit so viel Gewalt gegen sie vor? Bombt sie in Grund und Boden?«
    »Sie oder wir, es geht ums nackte Überleben. Wir vernichten jeden, der sich unserer neuen Zivilisation nähert.«
    »Und wenn derjenige gar keine bösen Absichten hat? Du hast selbst gesagt, es gibt friedliche unter ihnen.«
    »Wir können kein Risiko eingehen. Nähert er sich uns, ist er ein Feind. Vor Jahren schon haben wir den Kindern der Apokalypse mitgeteilt, dass wir friedlich miteinander auskommen können, wenn sie sich von unseren Siedlungen fernhalten. Sie akzeptierten und Jeder, der sich nicht daran hält, tut das auf eigene Gefahr.
    Friedlich leben oder sterben, sie haben es selbst in der Hand.
    Leider hat ein Großteil der KINDER vor gut einem Jahr den Kontakt abgebrochen. Nun verstecken sie sich und ziehen marodierend durchs Land. In letzter Zeit kam es immer wieder zu schweren Zwischenfällen, meist mit Toten. Aber es gibt auch die Friedlichen. Sie haben sogar ein eigenes Camp gegründet, in San Francisco.«
    »Eine Kannibalen-Stadt?! Was es da wohl an der Wursttheke gibt? Schinken vom Kind, zarte Kinderbrust... Hast du deren Stadt jemals gesehen? Leben die wie im Mittelalter?«
    »Nein, nein! Nur weil sie Technik ablehnen, sind sie doch keine Höhlenmenschen.
    Sie haben die Stadt mit Hilfe ihrer einzigartigen Fähigkeiten aufgebaut. Viele unter ihnen können bestimmte Elemente oder Materialien manipulieren und kontrollieren. Man sagte mir, deren Stadt ist nahezu vollständig aus Glas und Kristall. Sie soll wunderschön sein...«

    Schönheit und Wahnsinn lagen also nah beieinander.
    Das musste ich erst mal verdauen. Monster, die uns auslöschen wollen, über Superkräfte verfügen und das in unmittelbarer Nähe.
    Wenn ich überlege wie oft ich außerhalb des Camps unterwegs war, jederzeit hätte ich angegriffen werden können. Ein grässlicher Gedanke.
    »So, nun aber genug für heute. Hier bist du sicher, entspann dich.«
    »Halt warte...«, aber da war er schon wieder fort.
    Entspann dich. Klar! Er hatte leicht reden.

    Mittlerweile war es stockfinster. Die Straßenschluchten und Häuser wurden jetzt hell erleuchtet. Neo NY stellte eine Oase des Lichts in der Dunkelheit dar.
    Eine Dunkelheit, in der sich zahlreiche Gefahren versteckten und blutrünstige Bestien auf uns lauerten. Ich erhob mich aus dem Schaukelstuhl, kraulte im Vorbeigehen Brutus Kopf und betrat, von ihm gefolgt, die Wohnung.
    Drinnen warf ich mich auf die große, weiche Ledercouch.
    Brutus tat einen Sprung und landete direkt neben mir.
    Früher hatten wir im Schlafzimmer ein Wasserbett gehabt, aber Brutus ungestümes Temperament und seine Vorliebe dafür, alles was nicht bei drei auf dem Baum war, testweise anzuknabbern, hatte damals zu einer kleinen Überschwemmung im Schlafzimmer geführt.
    Ich schnappte mir einen Comic, den ich im verlassenen Rockefeller Center aufgestöbert hatte und schlug die erste Seite auf.
    Die Geschichte drehte sich um einen Superhelden, der zahlreiche Kämpfe gegen einen fiesen Bösewicht bestreiten musste. Ich wünschte ich hätte Superkräfte. Nie wieder weglaufen, keine Angst mehr haben zu müssen und ich könnte Nora retten...
    Nora.
    Ah, der Schmerz saß tief. Das Wissen, sie für immer verloren zu haben, zerfraß mich von innen heraus. Ich wusste zwar, sie lebte noch, aber sie war nicht mehr sie selbst. Sie war jetzt eine von ihnen. Jedes Mal wenn ich Wächtern begegnete, befürchtete ich sie wieder zu sehen. Ich glaube nicht, dass ich ihren Anblick ertragen könnte. Sie, als Hülle, besetzt von einem der Wächter. Ich wollte sie so sehr zurück haben, dass es schon schmerzte. Sie, meine erste und womöglich einzige Liebe. Seitdem ich sie an die Wächter verloren hatte, konnte ich keinem Mädchen mehr in die Augen blicken. Immer sah ich nur sie. Nora. Für immer verloren... zumindest so lange die Wächter regierten. Aber das waren gefährliche Gedanken. Gedanken, die einem das Leben kosten konnten. Und so schluckte ich all die Erinnerungen und den Schmerz herunter und vertiefte mich wieder in den
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