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Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler
Autoren: Dominik Spreigl
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das Gewächshaus sah, wurde ich neugierig. Tut mir leid wenn ich sie gestört habe.«
    »Mich gestört? Bei was denn?! Quatsch, ich bin über jeden Besuch froh. Manchmal bin ich so einsam, dass ich schon mit meinen Schöpfungen spreche. Traurig, traurig.«
    Und ganz schön verrückt.
    »Hast du das gehört, Ego? Der redet mit seinen Pflanzen! Ich sag nur ballaballa. Der is nicht ganz dicht.«
    »Wow, das sind ja echte News! Meinst du, da wäre ich nicht von selbst drauf gekommen? Klar hat der einen an der Waffel. Aber du hast auch einen an der Waffel, ihr müsstet euch also bestens vertragen. Und jetzt red mit ihm und sabber mir nicht die Ohren zu. Und sei bitte so gut und sag ihm nicht für wie bescheuert du ihn hältst. Sei einfach normal. Ich weiß, das fällt dir schwer, aber versuch es bitte trotzdem. Sonst lautet deine Grabinschrift noch irgendwann:
    »
Er konnte seine Klappe einfach nicht halten.
«
    Ego hatte Recht, der Typ war undicht, aber vielleicht auch ungefährlich. Ok, Tom, sei einfach du selbst...
    »Nein nicht du selbst, um Gottes Willen. Du sollst freundlich sein...« , mischte sich Ego in meine Gedanken ein.
    »Ich habs ja kapiert! Ok?!«
    Der Doktor hatte von dem Gespräch nichts mitbekommen, wie auch? Er konnte ja nicht Gedanken lesen. Hoffentlich.
    Bemüht höflich richtete ich das Wort wieder an ihn.
    »Entschuldigen sie bitte meine Frage Doc, aber sie sind kein Wächter...Oder?«
    »Ganz recht. Mein Schädel gehört noch immer mir.«
    Um seine Aussage zu unterstreichen, klopfte er sich mit einer Faust auf den mit dichtem, grauen Haar bewachsenen Kopf.
    »Aber wie...?«
    »Du meinst die 15 Jahre Regel? Die brauchten mich und ich habe für meine Kooperationsbereitschaft Freiheit verlangt. Sie mussten Wohl oder Übel zustimmen. Außerdem war ich bei der Machtergreifung der Wächter schon zu alt. Keiner von denen wollte meinen Körper in Beschlag nehmen.«
    »Sie haben die Machtergreifung miterlebt? Auch die Apokalypse? Erzählen sie mir davon! Bitte.«
    Das Blut wich aus seinem Gesicht und seine Züge versteiften sich.
    »Nein, darüber möchte ich lieber nicht reden. Und du willst das sicher nicht hören...«
    »Doch will ich! Unbedingt.«
    »Das glaube ich nicht. Ich konnte nach diesen Erlebnissen Monate lang nicht mehr ruhig schlafen.«
    »Bitte!«
    »Vielleicht ein andern mal.«
    Ohne ein Wort des Abschieds verschwand er seitlich in der Vegetation. Die Defender Plants machten ihrem Herrn und Schöpfer eine Gasse frei. Sie verschloss sich wieder unmittelbar hinter ihm, so als wäre sie nie dagewesen.
    Mist, da traf ich mal jemanden, der den Anbeginn der Wächterherrschaft erlebt hatte und dann wollte er nicht darüber reden. Konnte das wahr sein?!
    »Wo verdammt noch mal will der denn jetzt hin?«
    Ich wusste nicht so recht was ich nun machen sollte, entschied mich dann aber fürs Warten.
    Und ich wartete und wartete... Oh Gott, kann man eigentlich an Langeweile sterben? Was braucht dieser hässliche Zwerg denn so lange?
    Um mir die Zeit zu vertreiben, warf ich alles, was mir in die Finger kam, in Richtung des Efeus. Dieser verarbeitete es zuverlässig zu Staub. Irgendwie ganz unterhaltsam.
    Als mir so langsam die Teile zum Efeufüttern ausgingen, brach die Gasse erneut auf und spuckte den kauzigen Doktor zusammen mit einer jungen Frau aus.
    Das wurde ja immer besser! Es gab hier noch mehr Menschen.
    »Ich habe mich sehr über deinen Besuch gefreut. Jetzt muss ich aber leider wieder an die Arbeit. Miss Harper wird dich zurück in die Zivilisation geleiten.
    »Danke.«
    Und dafür habe ich so lange gewartet. Wie ob ich hier nicht alleine rausfinden würde.
    »Gehen wir. Es wird bald dunkel und wir wollen doch keinen Ärger mit den Wächtern, wenn wir zur Sperrstunde noch draußen herumschleichen.«
    »Komm mich mal wieder besuchen.«, gab mir der Doktor noch mit auf den Heimweg.
    »Klar.«
    Sicher nicht, du Freak. Es hat schon seinen guten Grund, dass du hier draußen lebst. Ansehen ließ ich mir das aber besser nicht.
    Zu dritt, Miss Harper, Brutus und ich, verließen wir das Gewächshaus. Draußen war es düster, die Sonne stand schon tief. Bald würde es dunkel sein.
    Bevor wir uns durch den Dschungel zurück in die Zivilisation kämpften, hob meine Begleitung noch eine Laterne auf und entzündete sie.
    »Man verläuft sich leicht im Park. Hier entlang.«
    »Sie sind auch kein Wächter?«
    »Korrekt, mir blieb das Schicksal dank Dr. Isaac erspart.«
    Ohne sich nach mir umzublicken,
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