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Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler
Autoren: Dominik Spreigl
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Comic.

    Fasziniert verschlang ich Seite um Seite. Das Klingeln an meiner Tür bemerkte ich nicht.
    Lediglich Brutus hatte die Augen aufgeschlagen, blickte mit gespitzten Ohren aber eher desinteressiert drein.
    »Hey, aufwachen du Penner. Willst du nicht hingehen?«, moserte Ego.
    »Wo hingehen? Ich geh nirgends mehr hin.«
    »An die Tür, du schwerhöriger Idiot. Morgen besorgen wir dir ein Hörgerät...«
    »Ist ja schon gut. Ich habs überhört. Ok? Krieg dich wieder ein.«

    Mühsam kämpfte ich mich aus der Couch hoch und tappelte zur Eingangstür.
    Ich betätigte den Knopf für den Türöffner und wartete.
    Als ich die Tür aufzog, begrüßte mich unerwarteter Besuch mit einem Lächeln und einer stürmischen Umarmung.
    »Gott sei dank, dir geht es gut! Leider habe ich es nicht eher zu dir geschafft. Da draußen ist die Hölle los.«, stieß Sara hervor.
    Fiepend kam Brutus heran, um Saras Aufmerksamkeit buhlend. Sara entließ mich aus ihrem Klammergriff, der mir fast die Puste geraubt hatte und wandte sich ihm zu. Sie ging in die Knie und kraulte den begeisterten Brutus, der seinen Schwanz nur so herumschleuderte. Er nützte es hemmungslos aus, dass ihr Gesicht auf seiner Höhe war und schlabberte sie freudig ab.
    Nach dieser Begrüßungszeremonie betraten wir gemeinsam das Wohnzimmer. Aufmerksam lauschte Sara meiner Zusammenfassung des heutigen Nachmittags. Als ich fertig war, saß sie noch eine geraume Weile mit nachdenklichem Gesichtsausdruck da. Ihre Miene verdunkelte sich von Minute zu Minute.
    »Also ist es wahr, die Freaks kommen immer näher.«, war das Erste, was sie sagte.
    »Die Freaks? Ich dachte ihr nennt sie Kinder der Apokalypse?«
    »Stimmt. Aber das Kollektiv hat die letzten Stunden nur über sie geredet und nach dem 100 Mal Kinder der Apokalypse wird es einem zu blöd. Sehr beunruhigend, dass unsere Hightech Ausrüstung gegen sie kaum hilft. Da müssen wir uns was überlegen. Alle Arbeiten, die im alten NY anstehen, wurden abgeblasen. Zumindest so lange wir keine Lösung parat haben.«
    »Scheiße, nein! Also sitze ich hier fest?!«
    »Exakt. Geniess die freie Zeit. Sieh es doch positiv, hier wirst du wenigstens nicht aufgefressen. Außerdem kannst du mich ja auch jederzeit besuchen, wenn dir die Decke auf den Kopf fällt.«
    Sie schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln und fuhr mir durchs Haar. Ich gab ihr ein gequältes zurück. Sie nickte verständnisvoll, wusste sie doch, wie sehr ich mich hier im Camp langweilte und wie viel lieber ich dort draußen unterwegs war. Das alte NY war wie ein riesiger Abenteuerspielplatz für mich.
    »Da musst du durch. Und in Kürze kannst du wieder das gute alte NY in Schutt und Asche legen. So, ich muss leider wieder gehen. Ich werde gebraucht. Kopf hoch, besuch mich doch einfach morgen im Labor. Abgemacht?«
    Noch unentschlossen blickte ich zu ihr auf. Aber sie hatte sich soviel Mühe gegeben mich aufzuheitern, da wollte ich sie nicht enttäuschen.
    »Geht klar.«
    »Dann bis morgen. Und geh nicht zu spät ins Bett.«
    Sie gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. Brutus blickte entsetzt auf als sie zum Gehen ansetzte.

    Geh nicht zu spät ins Bett, bla bla bla...
    Das hätte sie mir nicht extra sagen müssen. Ich ging nie spät ins Bett. Was sollte ich auch machen?
    Fernsehen?
    Ich hatte zwar einen riesigen Fernseher im Wohnzimmer, so wie jedes andere Kind, aber es gab nur ein einziges Programm. Ein einziges Programm! Wie scheiße war das denn bitte?!
    Zu allem Überfluss wurde der Sender auch noch von den Wächtern geleitet. Das konnte ja nichts werden. Diese Dumpfbacken hatten keine Ahnung was cool oder spannend war. Und so zeigten sie uralte Folgen von Fernsehserien, immer wieder die gleichen. Und dann nochmal und nochmal... Ich hatte sie schon geschätzte sieben Millionen Mal gesehen und kannte sie auswendig. Werbung zwischen den Folgen gab es nicht.
    Juhu, ein Pluspunkt. Habt ihr gedacht. Aber von wegen! Stattdessen gab es noch weit Unerträglicheres. Propaganda der Wächter.
    Es wurden Texte eingeblendet und mit hypnotisierender Stimme vorgelesen. Uns wurde eingetrichtert wie gut es uns doch geht, wie sehr wir den Wächtern am Herzen liegen, wie schlecht und gefährlich es außerhalb der Mauern des Camps ist, dass Disziplin wichtig ist, wir Personen melden sollen, die gegen das Kollektiv hetzen oder eine Flucht planen und so weiter und so weiter...
    Schnarch!
    Jeden Tag wurde dasselbe herunter gespult.
    Es sollte eine Art
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