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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern.
Autoren: Alan Dean Foster
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harmlose Perversionen. Aber unter all der oberflächlichen Herzlichkeit und den höflichen Bitten um Unterstützung, die Challis ausgedrückt hatte, brodelte ein Abgrund, und Flinx war nicht bereit, sich als Lotse dafür herzugeben.
    Flinx hatte seine Kindheit auf dem Marktplatz von Drallar verbracht, und das hatte ihn zum Realisten gemacht. So schreckte er bei dem Vorschlag des Händlers nicht zurück und sagte nicht das, was ihm auf der Zunge lag: »Sie widern mich an, Conda Challis, und ich lehne es ab, mich mit Ihnen und Ihren schmutzigen Phantasien einzulassen.« Statt dessen sagte er: »Ich weiß nicht, wie Sie auf die Idee kommen, daß ich Ihnen da helfen könnte.«
    »Du kannst doch deine eigene Vergangenheit nicht ableugnen«, feixte Challis. »Ich habe mir eine kleine hochinteressante Akte über dich zusammenstellen lassen. Deine ganz speziellen Talente haben einem meiner Konkurrenten namens Maxim Malaika sehr geholfen. Und vor dieser Episode und auch nachher hat man dich dabei beobachtet, wie du für ein paar Credits, die dir Passanten zuwarfen, deine außergewöhnlichen geistigen Kräfte demonstriert hast. Ich kann dir wesentlich mehr bieten, wenn du deine Talente mir zur Verfügung stellst. Versuche nur, es abzuleugnen, wenn du kannst.«
    »Okay, dann beherrsche ich eben ein paar Tricks und kann den Touristen etwas vormachen«, räumte Flinx ein und studierte dabei die dünnen silbernen Armbänder, die seine Handgelenke miteinander verbanden, und versuchte, einen Ausweg aus seiner Lage zu finden. »Aber das, was Sie als meine ›Talente‹ bezeichnen, ist in Wirklichkeit undiszipliniert und nicht lenkbar und unterliegt die meiste Zeit nicht meiner Kontrolle. Ich weiß nicht, wann diese Talente auftreten und wann sie wieder verschwinden.«
    Flinx gefiel die Art, wie Challis jetzt nickte, gar nicht. »Natürlich. Ich verstehe. Alle Talente, in der Kunst, beim Sport und wo auch sonst immer - erfordern Ausbildung und Disziplin, um sich voll entwickeln zu können. Ich beabsichtige, dir dabei zu helfen, die deinen zu meistern. Beispielsweise...« Challis nahm etwas heraus, das wie eine alte Taschenuhr aussah, aber keine war, und drückte einen winzigen Knopf. Im gleichen Augenblick wurde Flinx der Atem aus den Lungen gepreßt, und er krümmte sich nach vorne. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er schauderte, ihm war, als striche jemand mit einer Feile über seine Handgelenkknochen. Und dann war der Schmerz ebenso plötzlich wieder vergangen, und er konnte sich schlaff nach hinten lehnen, konnte keuchen, zitterte. Als er endlich die Augen wieder aufschlagen konnte, sah er, daß Challis ihn voll Erwartung und interessiert anstarrte. Sein Blick erinnerte an den eines Chemikers, der ein Versuchstier mustert, dem er gerade eine tödliche Substanz injiziert hatte.
    »Das... war nicht nötig«, stieß Flinx im Flüsterton hervor.
    »Mag sein«, nickte Challis ungerührt, »aber es war höchst instruktiv. Ich habe gesehen, wie deine Augen herumwanderten, während du redetest. Du kannst mir glauben, daß du hier nicht rauskommst. Und selbst, wenn es dir irgendwie gelingen sollte, den Zentralschacht hinter Nolly und Nanger zu erreichen, dann gibt es hier noch andere, die warten.« Der Händler hielt inne und fragte abrupt: »Ist denn das, was ich wünsche, wirklich so abstoßend? Du wirst gut belohnt werden. Ich biete dir eine sichere Existenz in meiner Firma. Du kannst es dir gutgehen lassen. Man wird dich nur hin und wieder rufen, um das Juwel zu bedienen.«
    »Mich stört nicht das Gehalt, sondern die Moral der Geschichte«, beharrte Flinx.
    »Oh, die Moral.« Das schien Challis zu amüsieren, und er machte keine Anstalten, dies zu verbergen. »Darüber bist du doch sicher hinweg. Die Alternative ist viel weniger subjektiv.« Er tippte gelangweilt auf das uhrenähnliche Gebilde.
    Während Flinx so tat, als überlegte er das, was Challis ihm vorschlug, gingen in Wirklichkeit seine Gedanken fieberhaft. Seine Handgelenke schmerzten immer noch, und der Schmerz reichte ihm bis in die Schultern. Er würde diesen Schmerz ein zweites Mal ertragen können, ein drittes Mal, aber nicht oft. Und wenn er sich verstärkte, dann würde er die Besinnung verlieren. Er hatte immer noch Mühe, klar zu sehen.
    Und doch... er konnte das, was Challis wollte, einfach nicht tun. Diese Bilder - der Magen drehte sich ihm bei der Erinnerung um - an solchen Obszönitäten teilzuhaben... Nein! Flinx überlegte, was er sagen sollte, wie er
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