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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern.
Autoren: Alan Dean Foster
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vermeiden konnte, noch einmal diesem Schmerz ausgesetzt zu werden, als etwas Trockenes, Glattes über seine Wange rieb. Und gleich darauf strich etwas liebkosend über seinen Hals.
    Challis sah offenbar in der Finsternis nichts, denn als er wieder sprach, war seiner Stimme nichts anzumerken. Seine Finger spielten nach wie vor mit dem eiförmigen Gebilde, das er in der Hand hielt. »Komm, Junge, müssen wir das wirklich noch länger ausdehnen? Ich bin sicher, daß es dir viel weniger Vergnügen bereitet als mir.«
    Sein Finger kroch auf den Knopf zu.
    »He!«
    Der Schrei hallte von der Tür herüber, dann waren halb unterdrückte Flüche zu hören und das Geräusch von Bewegungen. Challis' Wärter tanzten wie verrückt herum und schlugen nach etwas, das sie nicht sahen.
    Challis Stimme wurde böse, jetzt war er zum ersten Mal ärgerlich. »Was ist denn mit euch Idioten los?«
    Nanger antwortete nervös: »Hier ist etwas.«
    »Ihr seid beide nicht ganz bei Trost. Wir sind hier acht Stockwerke über dem Erdboden und gegen mechanische Eindringlinge abgeschirmt. Hier kann doch unmöglich... «
    Der Schrei, mit dem Nanger den Händler unterbrach, klang, als käme er nicht aus einer menschlichen Kehle. Flinx hatte das erwartet. Trotzdem lief es ihm eisig über den Rücken. Wie er auf Nolly oder auf Challis wirkte, der sich plötzlich hinter seinem Stuhl versteckte und an seinem Gürtel herumfummelte, konnte er nur ahnen.
    Flinx hörte etwas krachen und gleich darauf eine Kollision mit etwas Schwerem, das die Kontrolle über sich selbst verloren hatte. Es war Nanger. Der Mann mit dem halben Gesicht hatte sich beide Hände über die Augen gepreßt und taumelte blindlings herum.
    »Der Stein... paßt auf den Stein auf!« heulte Challis in panischer Angst. Erstaunlich schnell, auf Händen und Knien herumrutschend, erreichte er den Tischrand und drückte einen Schalter. Im gleichen Augenblick ging das Licht aus. Im schwachen Licht des Wandfensters konnte Flinx sehen, wie der Händler das Oberteil des Apparates entfernte und die Kugel mit dem Kristall schützend in den Händen barg.
    Plötzlich durchflutete eine Lichtwelle den Raum. Dicht aufeinanderfolgende grüne Blitze aus einem Nadler. Nolly hatte die Waffe herausgerissen und schoß jetzt hilflos auf einen Gegner, der um ihn kreiste und immer wieder auf ihn herunterstieß.
    Und dann begann im Innern des Tisches etwas zu summen, und Challis hob den Hörer ab und lauschte. Flinx lauschte auch, konnte aber nichts hören. Was auch immer der Anrufer sagen mochte, jedenfalls reagierte der Händler wütend darauf. Sein Verhalten war jetzt völlig anders. Er murmelte etwas in die Sprechmuschel und ließ sie dann in den Tisch zurückfahren. In dem Blick, den er Flinx im Halbdunkel zuwarf, mischten sich Wut und Neugierde. »Ich sage dir Lebwohl, lieber Junge, hoffentlich haben wir wieder einmal Gelegenheit, zusammenzutreffen. Ich glaubte, du wärest nur ein Bettler mit Talenten, die größer sind als dein Kopf. Offenbar bist du etwas mehr. Es tut mir leid, daß du mein Angebot abgelehnt hast. Deine Herkunft mütterlicherseits hat mir Mut gemacht.« Challis blickte böse. »Ich mache nie denselben Fehler zweimal, laß dir das eine Warnung sein.« Immer noch auf Händen und Knien arbeitete er sich auf die verborgene Tür zu. Als sie sich öffnete, erhaschte Flinx einen Blick auf eine kleine Gestalt, die dort stand.
    »Du hast wohl wieder gelauscht?« murmelte Challis und stand auf. Er ohrfeigte das Kind und packte es am Arm. Das Mädchen fing zu weinen an und wandte sich von Challis ab, als die Tür sich schloß.
    Während Flinx seine Aufmerksamkeit der anderen Tür zuwandte, beschäftigten sich seine Gedanken bereits mit der hingeworfenen Bemerkung des Händlers. Aber ehe er alle Implikationen verarbeiten konnte, traf ihn ein wahrer Tsunami wilder geistiger Energie, der ihn fast von der Couch warf. Er war so stark, daß er alle Vorstellungen überstieg, kräftiger als alles, was er je von einem menschlichen Geist erlebt hatte. Diese geistige Attacke enthielt schreiende Bilder von Conda Challis, der langsam in Stücke ging, wie eine Spielzeugpuppe, und in diese Visionen mischten sich in wirrem Durcheinander andere Bilder, darunter auch einige von Flinx.
    Er zuckte unter dem Zyklon zusammen. Einige der flüchtigen Bilder waren viel schlimmer als alles, was Challis in dem Juwel zu schaffen versucht hatte. Der Geist des Händlers mochte abgrundtief verdorben sein, aber der Geist, der hinter
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